Hedwig Courths-Mahler:

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Die Autorin:

Hedwig Courths-Mahler wurde am 18. Februar 1867 als Ernestine Friederike Elisabeth Mahler, genannt Hedwig, in Nebra/Unstrut, Thüringen, als uneheliches Kind der Marketenderin Henriette Mahler und des Saaleschiffers Ernst Schmidt geboren. Ihr Vater stirbt noch vor ihrer Geburt. Mutter Henriette ist chronisch pleite und arbeite als Prostituierte, um ihre fünf Kinder durch zu bringen, die alle von verschiedenen Männern stammen. Zwar konnte die allein stehende Frau auf diese Weise ihre Kinder ernähren, aber diese bekamen offenbar viele Probleme der berufstätigen Mutter mit, Abtreibungen auf dem Küchentisch inklusive. Auch eine versuchte Vergewaltigung, die die Autorin später für ihre Verhältnisse recht drastisch schildert, könnte demnach auf ein Erlebnis ihrer Mutter zurückgehen: "Fester und fester zog er ihren bebenden Körper an sich", fabuliert sie in "Das Recht auf Glück" (1907), "ein Gefühl des Ekels und Abscheus überfiel sie, und große Tränen füllten ihre Augen" Weil sie einem Stiefvater im Wege ist, kommt das Kind zu Pflegeeltern, die es mißhandeln. Später allerdings in eine liebevollere Familie. Noch während ihrer kurzen Schulzeit beginnt Hedwig Mahler zu schreiben. "Meine ferneren Ausflüge in das gelobte Land der Dichtkunst trugen mir manchen Tadel ein", beichtet sie später über ihre Anfänge; das sollte zwar immer so bleiben, doch sie ließ sich nicht abhalten. 1879 zieht Hedwig zu ihrer Mutter nach Leipzig. Mit geringer Schulbildung wird sie zuerst Dienstmädchen, Gesellschafterin und Vorleserin einer alten Dame in Leipzig und arbeitet danach als Verkäuferin in Halle/Saale. Mit 17 Jahren beginnt sie ihre Kindheitsträume niederzuschreiben und verfaßt ihre erste Novelle "Wo die Heide blüht", die in einer Lokalzeitung abgedruckt wird. Sie lernt den Maler und Dekorateur Fritz Courths kennen und heiratet ihn 1888. Die erste Zeit ihrer Ehe war zunächst von finanziellen Nöten geprägt. Hedwig beginnt zu träumen, träumte sich in andere Welten voller Glück und Harmonie, in andere Gesellschaftsschichten, andere Kulturen. Sie beginnt wieder zu schreiben.1894 nach der Übersiedlung nach Chemnitz bessert sich die finanzielle Situation. Schließlich schafft sie 1904 mit ihrem ersten Roman "Licht und Schatten", der als Fortsetzung im "Chemnitzer Tageblatt" erscheint, den Durchbruch. 1905 ist sie, inzwischen nach Berlin verzogen, als Autorin bekannt, wo sie sich auch als schlagfertige Gastgeberin bewährte. Ihre Romane werden nun als Bücher gedruckt, deren Einbände meist von ihrem Mann gestaltet werden. Sie wird in kürzester Zeit als Unterhaltungsschriftstellerin berühmt und verdient gut. In dieser zeit wird sie Mutter zweier Töchter. Courths-Mahler schreibt alle Romane nach demselben Schema: Die Figuren durchlaufen einen Weg durch Leid und Not hin zum Glück. Damit erfüllt sie die Erwartung eines breiten Publikums, das Erholung von der harten Realität in einer Scheinwelt sucht. Mit ihrem wohl bekanntesten Roman "Ich lasse Dich nicht!" (1912) hat Courths-Mahler es endlich geschafft. Allein in Deutschland werden über eine Million Exemplare verkauft. Ihre Werke werden sehr schnell in dreizehn Sprachen übersetzt und sind auch im Ausland ein Erfolg. 1914 erscheint ein sehr autobiographisch geprägter Roman mit dem Titel "Es geht hinauf". Auch in dem Roman "Die Bettelprinzeß" variiert sie ihr Hauptthema der nicht anerkannten Liebesbeziehung zwischen Angehörigen des Adels und des Kleinbürgertums und findet mit dem glücklichen Ausgang der dramatischen Handlung, zur Verwirklichung bürgerlicher Glücksvorstellungen. Ihre patriotischen Gefühle zu Beginn des Ersten Weltkriegs beschreibt sie 1916 in "Der tolle Haßberg". Allein 1924 erscheinen dreizehn Bücher von Courths-Mahler. Sie gehört in der Weimarer Republik zu den angesehensten Persönlichkeiten Berlins. In ihrem Salon verkehren vor allem Schauspieler wie Curt Goetz und Emil Jannings, und selbst ein galliges Kompliment des Kritikers Alfred Kerr ("Sie sehen gar nicht so kitschig aus wie Ihre Bücher") konterte sie treffend: "Und Sie nicht wie ein Henker." Während viele ihrer Bekannten - wie Goetz und Kerr - nach der Machtübernahme durch die Nazis emigrierten, biederte sich Courths-Mahler dem NS-Regime ungeniert an. Sie wurde "förderndes Mitglied der SS" (Mitgliedsnummer 916 398), also regelmäßige Spenderin. Auch den Mitgliedsantrag für die Reichsschrifttumskammer - Bedingung für jeden, der unter den Nazis publizieren wollte - hat Courths-Mahler brav ausgefüllt, in doppelter Ausfertigung nebst so genanntem Ariernachweis und Lebenslauf. Dort lamentierte sie systemkonform über "Feindseligkeiten, zuerst aus jüdischen und kommunistischen Kreisen". Daß Courths-Mahlers Töchter später behaupteten, ihre Mutter habe sich dem NS-Regime verweigert, gehört zu den für ihre Biographie typischen Schönfärbereien. 1929 wird ihr einziger Roman ohne Happy-End "Wir sind allzumal Sünder" vom Publikum abgelehnt. 1935 verläßt Courths-Mahler Berlin und zieht sich an den Tegernsee (Bayern) zurück. Später werden Gerüchte laut, sie sei bei dem  NS-Regime in Ungnade gefallen. Am 26. November 1950 stirbt Hedwig Courths-Mahler als Millionärin auf ihrem "Mutterhof" in Rottach-Egern am Tegernsee. 

Sie gehört zu den erfolgreichsten Autorinnen aller Zeiten, viel gelesen, oft verfilmt, mit 208 Romanen und weit über 80 Millionen Gesamtauflage. Nur Helmut Rellergerd, Dostojewski, Lenin, Tolstoi, Jules Verne und Mao Tse Tung haben höhere Auflagen erreicht. Noch heute verkauft der Lübbe-Verlag rund 70 000 Courths-Mahler-Romane pro Jahr.

Für die deutsche Leitkultur hatte sie nicht viel übrig: "Das Schlaffe und Krankhafte" in Thomas Manns "Tod in Venedig" stoße sie ab, mäkelte die Autorin; besonders der letale Schluß sei doch "sehr niederdrückend". Zugegeben, Kollege Mann sei "außerordentlich begabt", doch schreibe er leider nur über "Verfall, immer wieder Verfall". Sie selbst schluckte und produzierte dagegen lieber literarische Aufbaunahrung: "Ein Roman", so Hedwig Courths-Mahler, "soll doch erquicken und stark und frisch machen, aber nicht krank und nervös."

Ihre Romane:

Die Welt ihrer Romane entsprach dem naiven Wunschdenken sozial Benachteiligter, die sich nach einem erfüllten Leben in höherer Gesellschaft, nach Glück, Liebe und Reichtum sehnten. Angriffen von Seiten der Literaturkritik, die ihr naive Schwarz-Weiß-Sicht und stilistische Mängel vorwarf, hielt sie ihre große Leserschaft entgegen. Sie nannte ihre trivialen Liebesromane gern "Märchen für Erwachsene". Es waren Geschichten, mit denen sie ihren Lesern und Leserinnen die Möglichkeit gab, einem problembeladenen Alltag zu entfliehen - ein Anspruch, den auch heutige Autoren von Trivialliteratur haben. 

Die Faszination liegt vielleicht in den zeitlosen Themen, die die Autorin erzählt. Benachteiligung der Armen und sozial Schwachen, Unterdrückung der Frau, wahre Liebe mit viel Romantik und einem garantierten Happy-End. All dies verpackt in einer Zeit, die uns so fremd und doch romantisch anmutet. Erzählt mit einer blumigen Sprache voller Metaphern und Wortbilder, in denen Küße "dem Flügelschlag eines Schmetterling" gleich sind. Hedwig Courths-Mahler Romane sind wie Abtauchen in eine andere Welt, deren Konventionen und Moralvorstellungen für uns zwar nicht mehr nachzuvollziehen sind, aber gerade deshalb den Leser in eine "Heile-Welt-Romantik" entführen.

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Hinweise:

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(Verfasserin des Berichts: Tara)

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