Hallo zusammen,
ich lese derzeit Balzac. Da es mein erster Roman von Balzac ist, bin ich einer sehr lieben und sachkundigen Empfehlung eines Klassiker- und Balzac-Freundes gefolgt, und habe mit "Vater Goriot" gestartet. Ich bin schon mit einigen Figuren bekannt geworden, die in Balzacs Comédie humaine immer wieder auftreten, so z. B. Rastignac, einer von Goriots Töchtern Delphine de Nucingen, Vautrin, und einigen anderen. Dass in Balzacs Comédie humaine einige Figuren immer wiederkehren, oder am Rande erwähnt werden, mag ich sehr. Es verschafft den Eindruck einer großen, aber doch in sich geschlossenen Welt/Gesellschaft. Zudem eine Gesellschaft in all ihren Schichten.
Der Roman spielt zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Ausgangspunkt ist die Pension der Witwe Vauquer, in einem schlechten Stadtviertel von Paris. Die Bewohnder sind zumeist gescheiterte Existenzen oder junge Menschen, die vom Aufstieg träumen. Da ist einmal Vater Goriot, ein ehemaliger Nudelfabrikant, der - einst wohlhabend - all sein Vermögen in seine beiden Töchter gesteckt hat,um sie gut zu verheiraten. Die eine hat einen Adligen geehelicht, die andere hat sich mit einem Bankier vermählt. Doch das Leben in Paris ist verführerisch mit all dem Luxus, und somit auch sehr kostspielig. Zudem ist der einfache Goriot seinen Schwiegersöhnen nicht fein genug. Der liebende Vater lebt somit klaglos und voller Liebe zu seinen Töchtern in einem heruntergekommenen Zimmer der Pension, während den Töchtern das Geld, der Luxus und das damit verbundene Ansehen in der gehobenen Gesellschaft das wichtigste ist. Ein weiterer Bewohner ist der junge Eugène Rastignac, der davon träumt, in die höhere Gesellschaft aufzusteigen. Schon bald wird ihm klar, dass er mit seinem Studium nie dorthin gelangen wird. Dafür braucht es andere Mittel. Und die ergreift Rastignac. Einer dieser Wege führt über eine der Töchter Goriots. Aber auch ein weiterer Bewohner der Pension der Witwe Vauquer verspricht Rastignac schnellen Zugang zu den hohen Kreisen, jedoch zu einem hohen moralischen Preis.
Man sagt über Balzac, dass ihm nichts Menschliches fremd war. Wie zutreffend! Er war ein vorzüglicher Beobachter der Menschen und der Gesellschaft in all ihren Schichten. Zudem konnte er vortrefflich beschreiben und erzählen. Ich freue mich, Balzacs Werk nun für mich zu entdecken. Und ich bin gespannt, ob und wie es Rastignac gelingt, sich Zutritt zur gehobenen Gesellschaft zu verschaffen. Und ob er dafür seine Seele verkaufen wird. Auch bin ich gespannt, welchen Ausgang es für den armen liebenden Vater Goriot nimmt.