Hallo zusammen,
Das gemalte Zimmer ist eine Bildbeschreibung der besonderen Art, eher noch eine Visualisierung, für die
Inger Christensen 2006 den Siegfried-Unseld-Preis bekommen hat. Ich habe mir das Büchlein am Wochenende vorgenommen und hat mich gefangengenommen. Erst am Ende ist man mit den Fresken vertraut und versteht die 3 Teile. Man müßte dann nochmals von vorn beginnen:
Es werden die
Camera picta Fresken im Herzoglichen Palast in Mantua beschrieben, ein Wandgemälde und das Deckengemälde, hergestellt von Andrea Mantegna.
http://www.wga.hu/frames-e.html?/html/m ... index.htmlDie Beschreibung ist 3-geteilt, wie ein Triptychon, allerdings mit kaum erkennbaren christlichen Motiv. Doch erinnerte die Einteilung mich an ein solches.
Den 1. Teil stammt aus dem Tagebuch des
Marsilio Andreasis, dem Hofsekretär und diesen Teil empfand ich als sehr mathematisch-poetisch erzählt. Er klagt über sein Leid, dass Nicolosia Bellini Andrea Mantegna geheiratet hat. Als sie und Mantegna an den Hof kommen, beschreibt Andreasis die Fort- bzw. die anfängliche Nichtfortschritte des "Gespensterzimmers", wie sie die
Camera picta nennen. Es wird die Entstehung der größten Fresko an der Nordwand beschrieben; "Audienz am Hof der Gonzaga".
Audienz am Hof der GonzagaAuszug:
1468
23. Mai
Die Pfauen sind gekommen.
14. Juli
Der Traum, der im Leibe des Schlafenden wächst.
Der Traum von einer Zukunft.
Aber es gibt keine Zukunft. Es gibt nur diese gewaltige Menschengesellschaft, die einem verqueren Gemüt ähnelt. Ein Abgrund, auf dessen Hängen alle möglichen und unmöglichen Wertbegriffe verstreut herumliegen wie gichtbrüchige Karnevalsmaschinen....Der 2. Teil erzählt Farfalla, eine Sklavin. Sie erzählt über eine wundersame Hochzeit, zwischen der Zwergin Nana und Piero, über die drei "Schwestern" des Papstes, einem Schmetterling, einer türkischen Prinzessin und dem nichtzulösendem Geheimnis des Pfaus und beschreibt das Deckengewölbe:
Ingrandimento dell'oculoAuszug:
Nie seit Menschengedenken war in Mantua ein so ungleiches Paar getraut worden. Man sagte, er sei genauso schön, wie sie reich sei. Sie sei die Leidenschaftliche, während er kalt sei. Und er sei der Verständige, während sie schamlos, reizbar und feige sei. Das meiste von dem, was die Leute sagten, stimmte natürlich. Das letzte aber erwies sich als so falsch, daß die Leute eher ungläubiger und beharrlicher wurden, als ihnen endlich die Wahrheit aufging...Der 3. Teil entstammt einem Aufsatz des zehn Jahre alten Bernardino, dem Sohn Mantegnas. Er nimmt den Leser ins Gemälde hinein; sehr transzendal erzählt.
Auszug:
es sieht toll aus, wenn der Himmel trocknet. Dann könnte man glauben es wäre der richtige Himmel und die Wand wäre verschwunden, so daß man direkt hinausgucken konnte....insgesamt ist das Buch sehr modern im Stil, vielleicht wollte die Autorin die Renaissance damit hervorheben.
In der Suhrkamp Ausgabe gibt es auch zwei Abbildungen der Fresken.
Das gemalte Zimmeres gibt auch eine Ausgabe aus dem Kleinheinrich Verlags mit Radierungen von Per Kirkeby, die ich aber nicht kenne.
und hier gehts zur Wikipedia über Andrea Mantegna:
http://de.wikipedia.org/wiki/Andrea_MantegnaViele Grüße
Maria