Erste Sätze

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Re: Erste Sätze

Beitragvon Petra » Mi 1. Jun 2011, 15:27

Hallo Maria,

Danke fürs zitieren. Das zieht einen direkt rein, macht neugierig. Man will erfahren, wo man dabei gewesen ist. Und was diese Menschen, die hier erwähnt werden, zufällig zusammen geführt hat. Und was er - wohl Gantenbein - getan hat, dass man versucht zu durchleuchten, ob er irgendwie verändert war.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Erste Sätze

Beitragvon YvonneS » Fr 3. Jun 2011, 13:47

“Fängt man an zu schreiben, weil es jemanden gibt, dem man alles erzählen will? Fängt man an zu erzählen, weil der Gedanke, dass alles einfach verschwinden soll, unerträglich ist?”

Ich weiß nicht mehr, wer mich auf den tollen Debütroman Adams Erbe von Astrid Rosenfeld aufmerksam gemacht hat, aber dem- oder derjenigen gebührt im Nachhinein nochmals mein tiefster Dank. Obwohl noch ganz am Anfang, bin ich schon hin und weg von dem Buch. Dafür habe ich den Fallada, der mich leider nicht so richtig überzeugt, gern zur Seite gelegt.
Liebe Grüße
Yvonne



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Re: Erste Sätze

Beitragvon Petra » Fr 3. Jun 2011, 15:39

Hallo Yvonne,

Danke fürs posten der ersten Sätze aus "Adams Erbe". Aber auch für Deine Begeisterung über das Buch. Denn es befindet sich in meinem SUB und ist durch Deine Worte hier nun gedanklich weiter nach oben gerutscht. Über einen abschließenden Bericht würde ich mich sehr freuen. :-)
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Erste Sätze

Beitragvon Shaftoe » Fr 17. Jun 2011, 11:20

Hallo, ein schöner thread, ich liebe sie auch die ersten Sätze, sehr oft entscheidet sich bereits hier ob ich mich auf ein Buch einlasse oder nicht. Anbei ein paar Lieblinge mir:


"Schlag zwölf an einem gewissen fünften März kam es im Einzugsbereich der Bahnstation Brandon und zugleich weit über die tiefsten Tiefen des leeren Raums zwischen den entlegensten Sternensystemen hinaus in der schöpferischen Stille des Urgrunds zu einem jener unendlich kleinen Wirbel, die immer dann entstehen, wenn ein lebender Organismus in diesem astronomischen Universum einen ungewöhnlichen Schub der Bewusstseinserweiterung erfährt."

John Cowper Powys - Glastonbury Romance


"Sogar Camilla war zeitlebens einem Maskenball nicht abgeneigt gewesen, wobei sie sich jedoch stets auf unverfängliche Veranstaltungen beschränkt hatte, deren Reglement die Selbstentlarvung ausdrücklich zuließ, in jenem entscheidenden Moment nämlich in dem die Maske Anspruch auf Wirklichkeit erhob."

William Gaddis - Die Fälschung der Welt



"Man sollte niemals etwas erzählen noch Angaben machen oder Geschichten beisteuern oder Anlass dazu geben, dass die Leute sich an Menschen erinnern, die niemals existiert, die niemals ihren Fuß auf die Erde gesetzt oder die Welt durchschritten haben oder wohl gewesen sind, aber sich bereits halbwegs in Sicherheit befanden im unvollkommenen, ungewissen Vergessen."

Javier Marias - Dein Gesicht Morgen (Band 1 Fieber und Lanze)


Und zum Schluss ein wahrer Leckerbissen:

„Schneebälle haben ihre Bahn gezogen, die Wände von Nebengebäuden ebenso wie Vettern und Basen besternt und Hüte in den frischen Wind vom Delaware geschleudert – nun schafft man die Schlitten unter Dach, trocknet und fettet sorglich ihre Kufen, stellt Schuhe im hinteren Flur ab und fällt strümpfig in die große Küche ein, die von früh an in planvollem Aufruhr, untermalt vom Deckelgeklirr verschiedener Pfannen und Schmortöpfe, duftend von Küchengewürz, geschälten Früchten, Nierenfett, erhitztem Zucker – und nachdem die Kinder, in fortwährender Unrast, zum rhythmischen Geklatsch von Teig und Löffel, alles Erdenkliche erschmeichelt und stiebitzt, begeben sie sich, wie den ganzen verschneiten Advent lang an jedem Nachmittag, in ein behagliches Zimmer im hinteren Teil des Hauses, das schon seit Jahren ihrem unbekümmerten Ansturm überlassen.“

Thomas Pynchon – Mason & Dixon


Grüße – S.
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Re: Erste Sätze

Beitragvon Petra » Fr 17. Jun 2011, 13:03

Hallo Shaftoe,

das fängt ja gut mit Dir an! Gleich auf zwei Autoren machst Du mich neugierig. Zum einen auf Javier Marías. Von ihm las ich vor langer Zeit "Mein Herz so weiß". Es gefiel mir überhaupt nicht. Aber ich würde dem Autor gern eine zweite Chance geben, denn es mag gut sein, dass es nicht (allein) an dem Autor lag, dass das Buch an mir vorbei ging. Es war auf jeden Fall auch nicht der richtige Lesezeitpunkt. Ich war als Leser noch nicht reif. Deshalb würde ich gern noch mal mit ihm probieren, besonders nach diesem schönen ersten Satz. Ich habe mich eben mal ein bisschen schlau gemacht über diesen 1. Band "Fieber und Lanze". Durchaus vielversprechend. Danke fürs neugierig machen. Wie Du so schön sagtest: Erste Sätze können einen schon mal von einem Buch überzeugen, einen dazu greifen lassen. Schön, dass Du Dir die Mühe gemacht hast, einige Deiner Lieblinge herauszuschreiben.

Ganz besonders hat es mir aber Dein abschließender Leckerbissen angetan. Was für ein lebendiges Bild schon allein durch diesen ersten Satz entsteht. So viel Atmosphäre - das lädt zum verweilen ein. Du hast mich auf den Autor und diesen Roman sehr neugierig gemacht. Und was ich darüber bei Amazon in Erfahrung gebracht habe, klingt ebenso verlockend wie der erste Satz. Thomas Pynchon war mir überhaupt kein Begriff. Mir scheint, ich habe da wirklich was verpasst! Bei Amazon stehen auch einige sehr positive Kritiken zu "Mason & Dixon". Eine hat mich besonders beeindruckt. Denn das Buch soll ja - man merkt es dem ersten Satz schon an - nicht ganz so leicht zu lesen sein. Man muss die Sätze schon wachsam lesen, und sicher auch etwas Zeit und Ruhe für den Roman mitbringen. Ein Rezensent meinte dazu sinngemäß, dass er lese, um einen geistigen Ausgleich gegen all den vorverdauten Stumpfsinn, der einen allerorts umgibt, zu haben. Und dieses Buch sei ihm sowohl Inspiration als auch Herausforderung. Wenn das nicht Lust macht! Und Maria, falls Du mitliest: Der Rezensent führt auch Thomas Manns "Zauberberg" an, von dem Thomas Mann gesagt haben soll, dass man ihn am besten direkt zweimal lese, um ihn richtig genießen zu können. Gleiches solle nach Meinung des Rezensenten auch für "Mason & Dixon" gelten.

Shaftoe, vielen Dank! Du hast mich beeindruckt! :)

Edit: Auch die Übersetzung ist hochgelobt und erhielt wohl sogar den Paul-Celan-Preis 2007 dafür. Die FAZ wird bei buecher.de zitiert. Sie hatte dem Autor prophezeit, als Erneuerer des Genres "historischer Roman" in die Literaturgeschichte unserer Zeit einzugehen.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Erste Sätze

Beitragvon Shaftoe » Fr 17. Jun 2011, 14:02

Hallo Petra (und natürlich alle anderen etwaigen Mitleser)

Schön wenn ich dich für den Geheimniskrämer Pynchon interessieren könnte, vielleicht lese ich seine Bücher anders als all die Literaturkritiker, aber: ich habe eine Mordsgaudi mit seinen Geschichten, seinen langen kunstvoll gedrechselten Sätzen und absurden Begebenheiten – und nahezu alle seine ‚Helden‘ sind sympathisch. Ich habe immer das Gefühl Pynchon hat jede Menge Spaß wenn er einen Roman schreibt…. Auf einen spannenden Plot oder ähnliches wirst du allerdings vergeblich warten, es ist ein Feuerwerk aus Sprache und oft augenzwinkernden kleinen Geschichtchen (da taucht schon mal ein George Washington mit Haschischpfeifchen zwischen den Holzzähnen auf und ähnlich abgedrehtes).


Zum Marias: der Stil von ‚Dein Gesicht Morgen‘ ist nicht viel anders als ‚Mein Herz so weiß‘, allerdings gehts um wesentlich dunklere Begebenheiten (spanischer Bürgerkrieg, Manipulation von Menschen) – die komplette Trilogie kommt mir wie eine düstere Symphonie vor, dabei schafft er es doch dem Menschen irgendwie Trost zu spenden. Ich werde sie garantiert nochmal lesen.


Schönes Wochenende

S.
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Re: Erste Sätze

Beitragvon Didonia » Fr 17. Jun 2011, 16:11

Hallo miteinander,

nach den ersten 40 Seiten von Hunger von Knut Hamsun kann ich schon mal mitteilen, dass es mächtig unter die Haut geht. Unsereiner, der immer genug und mehr als genug zu Essen hat, kann sich da gar nicht hineinversetzen.
Ich denke, liebe Petra, nach dem ersten Satz wirst Du sicher noch neugieriger auf das Buch werden :D

Es war zu jener Zeit, als ich in Kristiania umherging und hungerte, in dieser seltsamen Stadt, die keiner verlässt, ehe er von ihr gezeichnet worden ist...
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Re: Erste Sätze

Beitragvon Petra » Fr 17. Jun 2011, 21:41

Hallo zusammen,

@Shaftoe: Ja, manchen Schriftstellern merkt man die pure Freude an, die sie beim schreiben gehabt haben müssen. Schön, dass Du das über Thomas Pynchon sagen kannst. Denn ich denke, das merkt man auch dem ersten Satz von "Mason & Dixon" bereits an. Dass es sich durch das ganze Buch erstreckt, lässt mich auf wirklich eines dieser besonderen Bücher hoffen, die man nicht vergisst.

Pure Freude an seiner Geschichte und den Figuren merkt man übrigens auch William Goldmann in "Die Brautprinzessin" an. Kennst Du es? Es ist anders. Aber einzigartig. Und manche Szenen einfach köstlich!

Zu Javier Marías: An seinem Stil bin ich damals nicht gescheitert. Die philosophischen Einschübe bei "Mein Herz so weiß" störten mich damals. Ich fand sie nicht bemerkenswert. Das mag sich aus meiner heutigen Sicht anders lesen. Kann ich nicht beurteilen. Definitiv war ich damals für diese Literatur auch nicht reif. Deshalb kann ich das nicht objektiv sagen. Ich werde ihm sicher irgendwann noch mal eine Chance geben. Und die Trilogie scheint mir eine Möglichkeit.

@Didonia: In der Tat beeindruckt mich dieser erste Satz! Und er steigert meine Neugierde, das hast Du sehr richtig eingeschätzt. Bitte berichte unbedingt weiter, es interessiert mich sehr. Zumal ich mich mit dem Thema Essen die letzte Zeit auch vermehrt auseinander setze. Unser Überfluss, Probleme (Luxus-Probleme), die daraus resultieren, und die andere Seite: Hunger und Mangel.

Ebenfalls mit dem Thema Hunger (den nach Essen, aber auch nach Liebe) beschäftigt sich Jean-Marie Gustave Le Clézios "Lied vom Hunger". Fällt mir in dem Zusammenhang nur gerade ein. Wird aber ein gänzlich anderes Buch sein, als das von Hamsun.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Erste Sätze

Beitragvon JMaria » So 19. Jun 2011, 09:06

Hallo zusammen,

mein momentanes Buch ist "Die Wasserfälle von Slunj" von Heimito von Doderer und daraus die ersten Sätze:

Der Punkt, wo Robert Clayton - damals siebenundzwanzig - seine spätere Frau zum ersten Mal gesehen hatte, lag (und liegt heute noch) erhöht über der Landschaft. Die Straße wendet sich beim Erreichen des Hügelkimms nach rechts. Clayton hielt sein Pferd an und blickte in die Aussicht - wie man eben an solchen über die Umgebung erhobenen Punkten unwillkürlich tut - und schon auch kam sie links, wo der Hügelrücken breiter wurde, im hopsenden Galopp auf ihrem leichten Fuchs über einen kleinen Wiesenplan heran.


Gruß,
Maria
Schöne Grüße, Maria
Aktuell:

Christoph Hein: Glückskind mit Vater
Sigrid Nunez: Mitz. The Marmoset of Bloomsbury (ebook)


Jahresprojekt: Günter Grass + Franz Kafka
Harro Zimmermann: Günter Grass. Biographie
Franz Kafka: Briefe an Felice Bauer


Sie schaffen eine Wüste und nennen das Frieden ( Tacitus )
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Re: Erste Sätze

Beitragvon Petra » So 19. Jun 2011, 11:51

Hallo Maria,

Danke fürs zitieren. Solche ersten Sätze liebe ich. Sie malen direkt ein Bild. Mit Wörtern wie Fuchs anstatt Pferd. Man sieht die Szene und auch die Landschaft direkt vor sich. Wundervoll!
Liebe Grüße,
Petra


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