Hallo Ihr Lieben,
dieser Thread hatte noch gefehlt - Dankeschön liebes Binchen! Ich werde ihn gewiss oft nachlesen und selbst was beisteuern!
Zu unserem Film-Erlebnis von gestern möchte ich wirklich auch noch was beisteuern! Denn ich rege mich immer noch auf über:
Binchen, zu den Kostümen der Verfilmung hast Du schon alles geschrieben! Du sprichst mir aus der Seele: Das war so auffällig schlecht gemacht, dass ich es einfach nicht verzeihen kann!
Viel schlimmer noch fand ich die ständige (WIRKLICH STÄNDIGE!) Schneelandschaft. In der ersten Szene, als Mr. Lockwood erstmalig nach Wuthering Heights kommt, passte es ja wunderbar. Aber für den ganzen gesamten Rest nicht! Zumal Emily Bronte mit den Naturgewalten und der Landschaft in diesem Roman viel ausdrückt (was sich auch wunderbar im deutschen Titel
Sturmhöhe ausdrückt), kann ich das einfach nicht verzeihen. Doch selbst wenn man da nicht so pingelig ist, war das unmöglich! Denn es fiel wirklich, wirklich auf! Man konnte es gar nicht übersehen, dass die Drehzeit sehr beschränkt war und es nur Winter geben durfte. Ein Winter, der übrigens an
Doktor Schiwago erinnerte. Wir amüsierten uns gestern mehrfach darüber.
Inakzeptabel ist das auch, weil die Geschichte ja mehrere Jahrzehnte umfasst. Wie kann es das NUR Winter sein? Es nervte wirklich und hat es unmöglich gemacht, dass die Geschichte noch verzaubern konnte.
Konnte sie aber auch so nicht. Denn wie gesagt: Die Kostüme waren ebenso auffällig schlecht!
Wir empfanden das auch alle gleich. Wie Binchen schon schrieb, gingen unsere Meinungen nur an einer Stelle auseinander: Britti, Binchen und ich kannten die Vorlage und fanden die vorgenommenen Abänderungen nicht schön und auch größtenteils unnötig. Zumal wenn man 200 Minuten zur Verfügung hat! Ayhan störte das nicht, da er halt die Vorlage nicht kennt. Somit scheint die abgewandelte Geschichte wenigstens für jemanden der die Vorlage nicht zum Vergleich hat ganz sehenswert. Ihm hat die Geschichte jedenfalls gefallen.
Wir anderen konnten über die Abänderungen irgendwann nicht mehr hinweg sehen. Denn sie entfremdeten auch total die Persönlichkeiten, mit denen aber ja Emily Brontes Roman steht und fällt. Ich will mal auflisten:
Heathcliff war viel zu nett! Catherine war ebenfalls viel zu nett! Heathcliff wirft ihr an einer späten Stelle im Film vor, dass sie andere ständig wahllos verletzt, wie es ihr beliebt. Das trifft auf die Catherine aus dem Buch zu. Auf die im Film keineswegs. Es gibt dort nur zwei oder drei Stellen, in denen sie Heathcliff verletzt. Aber aus Situationen und weniger aus ihrem ureigensten Charakter heraus. Das hat mir Catherine entschieden zu sehr entstellt. Und somit auch Heathcliff, der nur bedingt Gründe hatte richtig sauer auf Catherine zu sein und somit auf die ganze Welt. Er kam uns (Binchen sprach es an) eher wie ein Graf von Monte Christo auf Rachefeldzug vor. Aber mit einem guten Kern, der gerecht nur die bestraft die es verdienen.
Somit kommen wir zu Isabell. Was Heathcliff ihr in dem Buch antut geht hier völlig unter. Den Faden hätte man sich fast ganz schenken können.
Hindley, Catherines Bruder (im Film heißt er merkwürdiger Weise Ivory), bekommt nur eine gerechte Strafe. Auch hier kann man Heathcliffs maßlose Wut nicht erkennen.
Anflüge des Wahnsinns bleiben Catherine und Heathcliff ebenfalls erspart.
Und Edgar Linton kam auch anders herüber als im Buch. Im Buch war er so weich und gut. Hier war er ebenfalls weich, aber mehr feige als rücksichtsvoll und deutlich eifersüchtiger als ich ihn aus dem Roman in Erinnerung hatte. Der Edgar aus dem Buch hat Catherine viel mehr gelassen wie sie wollte.
Joseph war auch völlig verharmlost.
Und Heathcliffs Rache erstreckte sich auch nicht auf den Sohn (Linton), den er mit Isabell hatte. Und auch nicht auf Catherine Tochter (Catherine). Merkwürdiger Weise bekam Catherine ihre Tochter (wir witzelten darüber, dass das Kind gewiss 3 Winter später erwachsen ist, weil es gewiss kein Neugeborenes - zudem noch ein Frühchen - war. Alles ärgerliche Details, die beim gucken wirklich gestört haben, weil sie einfach dämlich auffällig waren), aber Isabell und Heathcliff hatten kein Kind. Somit fiel der Erzählfaden, der sich auf Catherine und Linton erstreckte auch völlig weg. Mir war es zwar lieb, weil ich einfach keine Lust mehr zum gucken hatte, weil ich dem Film einfach kein Fitzelchen mehr Glauben schenken konnte. Aber ich verstehe es trotzdem nicht, wie man diesen Strang weglassen kann. Denn für mich war der im Buch sehr wichtig. Drückt er doch aus, dass Heathcliff in seiner grenzenlosen Wut uns einem Hass vor nichts Halt macht. Nicht mal vor seinem eigenen Sohn und der Tochter seiner Geliebten Catherine. Es hat seine innere Verzweiflung so nahe und spürbar gemacht. Außerdem findet in der Verbindung zwischen den Kindern (Catherine und Linton) das ganze ja eine Umkehrung. Denn sie stehen doch irgendwie auch für Catherine und Heathcliff. Und die zwei leben dann anschließend letztenendes doch das aus, was Heathcliff und Catherine hätten ausleben wollen. Und somit wird die Welt - wenn auch nicht für Heathcliff und Catherine - wieder gut.
Nein. Diesen Film brauchte ich WIRKLICH nicht! Ich ärgere mich darüber sehr!
Wie gut, dass es jetzt diesen Thread gibt, wo wir unserem Unmut Luft machen können. Oder auch unsere Begeisterung zum Ausdruck bringen. So wie einige es hier schon gemacht haben! Die hier aufgeführten BBC-Verfilmungen (Austen, Gaskell) liegen zum Glück bei mir schon bereit. Und warten auf Guckzeit und/oder darauf, dass ich das entsprechende Buch zuvor gelesen habe - sofern ich das will. Aber so weiß ich schon mal bei welchen ich mich auf schönes (Wieder-)Erleben freuen kann und wo ich besser die Finger von lasse.
Und eines weiß ich auch: Ich achte demnächst auf jeden Fall darauf, ob eine Verfilmung wirklich von BBC ist oder sie nur so aussieht (dem Cover nach wäre "Sturmhöhe" eine von BBC gewesen). Bei denen, die nicht von BBC sind, bin ich demnächst vorsichtiger. Denn auch ich halte bei Literaturverfilmungen sehr viel von BBC. Sie nehmen - meiner bisherigen Erfahrungen nach - ihre Sache sehr ernst: Nahe am Buch und gründlich in der Ausstattung (Kulisse und Kostüme). Beides für mich sehr wichtig, damit ich eine Verfilmung genießen kann. Besonders wenn es sich um einen Klassiker handelt. Bei Nicht-BBC-Verfilmungen informiere ich mich einfach vorher demnächst gründlicher. Denn es gibt ja auch gute, die nicht von BBC sind. Binchen nannte schon Dickens "Nicholas Nickleby" - sehr richtig! Der hat mir auch ganz ausgezeichnet gefallen!
Oder aber die beiden kürzlich von mir angeschauten, die ich in diesem Thread hier nochmal benennen will:
Les Miserables (mit Gérard Depardieu)
Der Graf von Monte Christo (mit Gérard Depardieu)
Meine Begeisterung (und die Gründe dafür) kann man dann in
diesem älteren Thema (Link führt zu dem Thema) nachlesen.