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Jungersen, Christian: Ausnahme

Beitragvon Petra » Fr 25. Feb 2011, 10:51

Jungersen, Christian
Ausnahme

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Genre: Soziologische Studie / Thriller
Seitenzahl: 667
Verlag: Piper
Format: TB
Preis: 12,95 €
ISBN: 9783492250498
Bewertung: 9 Punkte
(von 10 möglichen Punkten)

Inhalt:

Unter vier Kolleginnen im Dänischen Zentrum zur Information über Völkermord (DZIV) geht es zur Sache. Iben und Marlene sind tonangebend im Büro. Camilla läuft ein wenig mit. Anne-Lise jedoch steht in den Gesprächen, die zwischendurch geführt werden oder in den Pausen, außen vor. Als dann Iben und Marlene eine Drohmail erhalten, eskaliert die Situation. Lag anfangs die Vermutung noch nahe, dass ein Kriegsverbrecher, über den die beiden im Rahmen ihrer Tätigkeit berichtet haben, die Drohmails verfasst hat, so fällt der Verdacht alsbald auf Anne-Lise. Marlene und Iben verwickeln sich immer tiefer in ihre Theorien und lassen Anne-Lise spüren, was sie von ihr halten. Die Situation auf der Arbeit steigert sich nach und nach auf ein für alle unerträgliches Maß…

Meine Meinung:

Zwei sehr interessante und spannende Themen sind in diesem Buch vereint: Mobbing und Völkermorde. Das Mobbing erlebt der Leser hautnah mit, durch die Situation der vier Frauen dort im Büro. Über die Genozide erfährt der Leser auf eine sehr sachliche Art, indem Artikel über Völkermorde zwischen die Kapitel gesetzt worden sind, mit denen sich die vier Frauen im DZIV im Rahmen ihrer Arbeit befassen.

Beide Themenbereiche sind sehr spannend und faszinierend. Und erst ganz allmählich beginnen sie sich miteinander zu verbinden. Das stößt viele sehr interessante Gedanken an. Im Blickwinkel auf Genozide, also Ausgrenzungen und Auslöschungen im großen Stil. Aber auch im Blickwinkel auf unsere kleinen sozialen Bereiche, wie den Arbeitsplatz. Wie kann es zu Völkermorden kommen. Wie können ganz normale Menschen zu Mördern werden. Warum kann uns das jederzeit und überall passieren. Diese Gedanken sind ausgesprochen spannend. Sehr effektiv aber auch, hier diese Verhaltensmuster auch im Kleinen aufzuzeigen. In einer Welt, die uns näher ist, als die der Völkermorde. Selbst wenn sie unweit von uns geschehen, können wir sie viel eher ausblenden. Doch solch eine Situation, wie die der vier Frauen im DZIV, kann man sich viel eher vorstellen.

Es ist schwer das Buch einem Genre zuzuordnen. Vorwiegend würde ich es als soziologische Studie betrachten. Es hat aber auch anteilig Thriller-Elemente, die sehr unter die Haut gehen. Gerade zum Schluss hin, kann man Angstzustände bekommen. Die Bedrohung griff teils förmlich auf mich über.

Sprachlich entfernt sich „Ausnahme“ von einem typischen Roman. Zwar steigt man sehr intensiv in das Leben der vier Frauen ein. Erzählt wird all das jedoch distanziert, ohne Ausschmückungen. Christian Jungersen konzentriert sich auf das Innenleben seiner Figuren. Auf Ursachen und Wirkungen. Und auf die psychologische Analyse ihrer Handlungen, indem der Leser einfach ihren Gedankengängen folgt. Somit mögen die Figuren für manch einen nicht lebendig genug wirken. Das habe ich selbst nicht so empfunden, denn ich finde diese Art der Schilderung hier sehr passend. So konnte ich mich sehr gut auf die Verhaltensvorgänge konzentrieren. Die Einschübe über die Völkermorde sind noch sachlicher geschildert, da es ja Fach-Artikel sind, die zwischen die Kapitel gestellt wurden. Das hat für mich deren Inhalt jedoch nur noch eindringlicher und grausamer gemacht. Und vor allem ist der Fokus – ohne Ablenkung – auf die soziologischen und psychologischen Faktoren gerichtet, die solche Völkermorde möglich machen.

Die Geschichte der vier Frauen ist für mich ganz zum Schluss etwas zu hölzern zu Ende gebracht worden. Aber im Anbetracht der hochinteressanten Themen, die Christian Jungersen hier behandelt, hat mich das nicht nachhaltig gestört. Ich wollte es nur kurz erwähnt haben.

Fazit: Ein sehr empfehlenswertes Buch! Thematisch absolut interessant – und gut gemacht. (Petra)

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Liebe Grüße,
Petra


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