Hallo zusammen,
wir sind die letzte Zeit ja dazu übergegangen, allgemeinere Threads zu eröffnen - was ich sehr sinnvoll finde. Da ich die letzten Tage dabei bin, alte, von mir noch nicht gelesene Beiträge durchzugehen, bin ich auf Marias Thread zu Hilde Domins 100. Geburtstag gestoßen. Darauf möchte ich unbedingt noch eingehen. Und eröffne dazu mal einen allgemeinen Thread über Lyrik. Denn ich weiß, dass viele hier gelegentlich auch Gedichte lesen. Und es wäre doch schön, wenn man sich hier untereinander ein bisschen neugierig machen könnte auf Dichter und Gedichte. Ich wünsche frohen Austausch!
Maria, vielen Dank für Deinen Hinweis auf die Lyrikerin Hilde Domin. Du schreibst, dass sie die erfolgreichste deutsche Lyrikerin ist. Mir sagte sie noch gar nichts - erschreckend! Wie gut, dass Du das mit Deinem Posting zu ihrem Gedenktag geändert hast!
Mir geht es ein klein bisschen wie Yvonne (die in dem Thread schrieb, dass sie nicht so unbedingt die Lyrik-Leserin ist). Ich bin auch nur eine sehr bedingte Lyrik-Leserin. Ich kann nicht mit jeder Lyrik was anfangen (z. B. mit Paul Celan tue ich mich schwer, obwohl ich seine Gedichte sehr erstaunlich finde. Bei anderen wiederum zündet der Funke nicht...). Wenn aber, dann packte es mich oft richtig. Und mit Hilde Domin ging es mir jetzt so, Dein Posting, Maria, hat Funken geschlagen. Ich habe mich auch gleich mal nach der - mir leider noch unbekannten - Dichterin umgesehen und habe den Band mit ihren sämtlichen Gedichten mal unter die Lupe genommen. Der scheint zudem auch noch schön eingebunden zu sein. Für mich bei einem Lyrik-Band nicht ganz unwichtig. Denn das sind Bände, die ich immer mal wieder hervorholen möchte. Und die sollten etwas beständiges ausstrahlen. Dieser Band wirkt so auf mich. Zudem ist er mit einem Nachwort versehen. Sowas mag ich immer gern, um den Inhalt noch besser zu verstehen und zu hinterfragen. Der Band ist deshalb gleich auf meiner Wunschliste gelandet und ich werde ihn - auf kurz oder spätestens lang - in den Einkaufskorb legen.
Allein schon wegen dem von Dir hier zitierten Gedicht Ziehende Landschaft. Es hat mich berührt. Zwar hat sie das Gedicht - vermute ich - wegen ihres Exils geschrieben, aber es spricht mich auch auf einer allgemeineren Ebene an. Ich selbst habe ja letztes Jahr leider herbe Verluste hinnehmen müssen. Meine Eltern und somit meine Wurzeln. Durch diese beiden Menschen, die nun nicht mehr an meiner Seite sind und durch das Haus, in dem ich aufgewachsen bin. Auch in diesem Bezug hat mir das Gedicht viel zu sagen. Hilde Domin spricht mir somit auch in MEINEM Zusammenhang aus der Seele. Denn sie hat recht, wenn sie sagt: "Man muss weggehen können und doch sein wie ein Baum; als bliebe die Wurzel im Boden, als zöge die Landschaft und wir ständen fest."
Ganz toll! Sehr berührend! Aus ihrer Sichtweise, aber auch aus meiner. Und sie benutzt am Ende des Gedichts ja selbst den Vergleich mit dem Grab der Mutter. Ja...
Bei Amazon zitiert eine Rezensentin in ihrer Rezension zu der Ausgabe "Sämtliche Gedichte" übrigens auch 3 Gedichte. Auch die haben mich sehr angesprochen. Hilde Domin, so denke ich mir, liegt mir. Und ich denke, sie lässt viel von ihrem Exil (die damit verbundenen Gefühle) in ihren Gedichten einfließen. Das stelle ich mir auch interessant vor - einzutauchen in die diese Gefühle. Das kann ein Gedicht vielleicht besser ermöglichen als ein Roman.