Hallo zusammen,
Petra,
Danke fürs Anlegen des Threads. Ich freu mich auf unsere Leserunde. Ihr habt ja bereits fulminant losgelegt
zuerst einmal zu der Ausgabe die ich lese:
Aufbau Verlag, Taschenbuch, 7. Auflage 2009,
Textgrundlage von 1981
somit habe ich die etwas gekürzte und entschärfte Ausgabe, was natürlich schade ist, aber ich habe ja euch in dieser Leserunde und es wird sich mir bestimmt ein vollständiges Bild bieten.
Aufgegliedert ist das Buch wie folgt:
Vorwort des Verfassers
Erster Teil : Die Quangels (Kapitel 1 bis 18)
Zweiter Teil: Die Gestapo (Kapitel 19 - 32)
Dritter Teil: Das Spiel steht gegen die Quangels (Kapitel 33 - 50)
Vierter Teil: Das Ende (Kapitel 51 - 72)
Anhang:
Hans Fallada: Über den doch vorhandenen Widerstand der Deutschen gegen den Hitlerterror.
Gesamtseitenzahl mit Anhang 656 Seiten.
Somit fehlt mir 1 Kapitel (weiß man schon welches? Ich habe noch nicht alles durchgelesen, was ihr geschrieben habt)
Edit:
Petra hat geschrieben:Die Bearbeitung des Romans durch den Lektor Paul Wiegler beinhaltet wohl insbesondere Frau Quangels Verehrung für den Führer und ihrem Posten in der Frauenschaft. Dies sind wohl insbesondere die Punkte, die aus Falladas Manuskript herausgestrichen wurden. Besonders im 17. Kapitel, wenn ich es recht verstehe, ist von dem 17. Kapitel so wenig übrig geblieben, dass man es dem ursprünglich 18. Kapitel zugeschlagen hat. Maria, Deine Ausgabe dürfte somit nur 72 Kapitel haben? Ist das richtig?
da bleibt keine Frage mehr offen. Danke schön, Petra, für den Hinweis. Ich seh schon, die Originalausgabe ist sehr liebevoll gestaltet. Ich beneide euch schon ein bißchen. Kapitel 3:@Petra,
ja, bei mir heißt der Mann "Borkhausen".
Was sich der Verlag nur dabei gedacht hat. Seltsam.
Edit:
es gab ein KZ in Porta-Barkhausen. vielleicht spukte das damals dem Verlag im Kopf herum. Kann man natürlich nicht mehr erkunden. Dennoch wollte ich es nicht unerwähnt lassen. somit ist das Vorwort des Verfassers bei mir vorhanden und mir ist auch sofort der entschuldigende, aber edel und aufrichtige Ton des Autors aufgefallen, das ich auch meinem Mann vorgelesen habe und nicht ohne Wirkung bei ihm blieb, er spürte ebenfalls diese Ehrlichkeit und das Bedauern.
Kapitel 1:Eva Kluge - der Name ist fast schon Programm könnte man sagen, denn es steckt in ihren Gedanken eine elementare Klugheit....
Sie ist politisch gar nicht interessiert, sie ist einfach eine Frau, und als Frau findet sie, daß man Kinder nicht darum in die welt gesetzt hat, daß sie totgeschossen werden. Auch ein Haushalt ohne Mann ist nichts wert, vorläufig hat sie gar nichts mehr, weder die beiden Jungen noch den Mann, noch den Haushalt. Statt dessen hat sie den Mund zu halten, sehr vorsichtig zu sein ...Edit:Petra hat geschrieben:Es steht im Originaltext: „Persicke ist Amtswalter oder Politischer Leiter oder sonst was in der Partei - obwohl Eva Kluge, seit sie bei der Post arbeitet, auch Parteimitglied ist, bringt sie alle diese Ämter doch immer durcheinander.“
So hat man bereits auf der ersten Seite einer Figur eine weißere Weste verpasst, als angedacht. Dabei finde ich, gerade dass sie über die verschiedenen Ämter nicht so genau bescheid weiß, zeigt auch auf, dass sie etwas unbedarft ist und wahrscheinlich nicht aus großem Engagement Parteimitglied geworden ist, sondern aus einer Notwendigkeit heraus, oder weil sie ihre Lage damit verbessert hat. Etwas später steht auch, dass sie gar nicht politisch interessiert ist. So ging es sicher vielen Menschen. Schade und unnötig, dieses kleine aber aufschlussreiche Detail über Menschen wie Eva Kluge herauszustreichen, nicht wahr?!
ja, das ist wirklich sehr aufschlußreich und du hast es richtig interpretiert. Eine weiße Weste für die Postbotin, somit bin ich als Leser bisher "nur" mit den Persicke als Parteimitglied und Borkhausen als Spitzel und Denunziant konfrontiert.ein paar Dinge sind mir noch aufgefallen:-"Jeder stirbt für sich allein" beginnt im Juni 1940, da die Kapitulation Frankreichs erwähnt wird.
-Es wird bereits zu diesem Zeitpunkt das KZ Sachsenhausen genannt; mich würde nun interessieren, ob damals schon Fallada bekannt war, was dort wirklich geschah oder hat er es erst nach Kriegsende gewußt, als er den Roman 1946 niederschrieb, und in den Roman eingebaut? Vielleicht war es auch nur als Arbeitslager damals bekannt?
-Bruno Persicke wird zu Baldur Persicke nach dem "Idol" (vermutlich) Baldur von Schirach (
http://de.wikipedia.org/wiki/Baldur_von_Schirach ) (der übrigens der Großvater von Ferdinand von Schirach war. Petra, ich glaube du hast bereits etwas von Ferdinand von Schirach gelesen?)
-Volksgenosse : Parteigenosse
interessant, was sich hinter dem Begriff Volksgenosse verbirgt. Quangel ist ein Volksgenosse jedoch kein Parteigenosse.
http://de.wikipedia.org/wiki/VolksgenosseAuszug:
Zur Zeit des Nationalsozialismuses:
In Punkt 4 des 25-Punkte-Programms der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) von 1920 war festgelegt: „Staatsbürger kann nur sein, wer Volksgenosse ist. Volksgenosse kann nur sein, wer deutschen Blutes ist, ohne Rücksichtnahme auf die Konfession. Kein Jude kann daher Volksgenosse sein
- Napola = Nationalpolitische Erziehungsanstalt in Plön
http://www.geschichte-s-h.de/vonabisz/napola.htmViele Grüße
Maria