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Interview mit Rebecca Michéle

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Foto von Rebecca Michéle Romantik und Wissenswertes gibt es nicht zusammen? Eine excellente Autorin und Tänzerin gleichzeitig auch nicht? Könnte man denken, bei den Gegensätzlichkeiten. Aber Rebecca Michéle beweist uns das Gegenteil. Im Juli 2002 wurde nun ihr vierter Roman veröffentlicht. In ihren Büchern möchte Sie dem Leser die englische Geschichte nahe bringen und bedient sich dazu wunderschöner Geschichten, romantisch, spannend und unterhaltsam. Nun sollte man denken, eine erfolgreiche Autorin könne nicht auch noch hervorragend tanzen? Aber Rebecca Michéle hat viele Talente, lest selbst:
Sie sind Deutsche und schreiben Geschichten, die in England spielen. Weshalb dann diesen französisch anmutenden Namen?

Rebecca Michéle: Nun, das ist eigentlich nur Zufall. Als mein erster Roman (Das Erbe der Lady Marian) angenommen wurde, lautete mein Nachname tatsächlich Michéle. Der Name kommt jedoch nicht aus dem französischem, sondern aus der Tschechei, da mein Ex-Schwiegervater aus Prag stammt. Mein Vorname lautet Ursula, bzw. Uschi. Der Verlag fand, dass ich mir einen englischen Vornamen zulegen sollte. Seit dem Buch und der wundervollen Verfilmung Rebecca (von Daphne du Maurier) gefiel mit der Name seit Jahren sehr gut. Zwischenzeitlich habe ich jedoch erneut geheiratet. Ich habe den Namen meines Mannes angenommen (Schreiber - wie passend!), so dass Rebecca Michéle nunmehr ein vollständiges Pseudonym geworden ist.

Ihre Bücher handeln oft von Adoption und unehelichen Kindern. Weshalb greifen Sie gern auf diesen Stoff zurück und was fasziniert Sie daran?

Rebecca Michéle: Also ehrlich, es ist mir bisher nicht aufgefallen, dass ich das Thema bevorzuge... Da meine Romane jedoch alle in vergangenen Zeiten spielen, dazu noch im - heute noch - recht prüden England, erleben diese Kinder aufregende Dinge. Uneheliche Kinder waren eine Schande und mussten um ihre Stellung im Leben mehr kämpfen als andere. So ergeben sich hier natürlich weit mehr Geschichten. Aber es sei verraten, dass in meinem neusten Roman Kapriolen des Schicksals eine Protagonistin und die weiteren Hauptpersonen alle aus ganz normalen Ehen stammen.

Sie lesen gern Romane von Victoria Holt und freuen sich, wenn man Ihre Romane mit den Büchern von Victoria Holt vergleicht. Welches Buch von Victoria Holt haben Sie ganz besonders gern gelesen?

Rebecca Michéle: Diese Frage ist sehr schwer zu beantworten, da ich bisher über achtzig Romane (in deutscher und englischer Sprache) von V. Holt gelesen habe. Bis auf wenige Ausnahmen haben sie mir alle sehr gut gefallen. Müsste ich eines favorisieren, so wohl Im Schatten der Krone. Es ist die in Romanform erzählte Biographie von Anna Boleyn, der zweiten Frau von König Heinrich VIII. die auf dem Schafott endete. Von allen historischen Personen fasziniert mich Anne Boleyn an meisten.

Dass Ihnen daran gelegen ist, dem Leser in Ihren Romanen einen geschichtlichen Hintergrund auf unterhaltsame Weise näher zu bringen, ist bekannt. Ihre Romane lassen sich aber auch im Genre des Romantik-Thriller unterbringen. Dieses Genre gilt ja leider als ein wenig überholt. Wieso halten Sie dennoch genau daran fest? Was fasziniert Sie an diesen Elementen?

Rebecca Michéle: Ich schreibe über das, was mir ein Bedürfnis ist. Und nicht, ob es gerade in Mode ist oder nicht. Da ich selbst seit meinem zwölften Lebensjahr von Victoria Holt gefesselt war, möchte ich gerne genau das erreichen, was V.H. bei mir erreicht hat: Informationen über Geschichte und historische Ereignisse zu erhalten, verpackt in einer fesselnden Story. Geheimnisse, Intrigen und auch kriminelle Machenschaften, wie z.B. Mord, runden meines Erachtens eine Liebesgeschichte gut ab.

Sie haben auch schon zwei zeitgenössische Romane geschrieben, wie Sie in einem anderen Interview verraten hatten, aber noch keinen Verlag gefunden, der diese veröffentlichen möchte. Gibt es da inzwischen Neues zu berichten?

Rebecca Michéle: Der eine Roman mit dem Arbeitstitel Phillip ist leider etwas zu kurz für ein Buch. Für einen Heftroman eignet er sich auch nicht, da die Handlung abwechselnd in Cornwall (England) und in München spielt. Die Geschichte ist im Stil der Rosamunde Pilcher Romane geschrieben und ich könnte mir sehr gut eine Verfilmung vorstellen. Derzeit ruht das Manuskript in der Schublade. Ich denke daran, die Geschichte als Drehbuch zu schreiben, hatte aber bisher noch keine Zeit dazu.

Der zweite Roman (In deinen Augen) habe ich bisher nur Isolde Wehr vom Momentsclub angeboten. Er eignet sich jedoch nicht für das Verlagsprogramm, da die Geschichte kein Happyend hat. Überhaupt ist dieser Roman sehr, sehr autobiographisch, d.h. nur das letzte Viertel ist Phantasie, der Rest wahre Erlebnisse meinerseits. Wahrscheinlich werde ich das Manuskript keinem weiterem Verlag anbieten.

Können Sie sich vorstellen auch mal einen Krimi zu schreiben?

Rebecca Michéle: Neben meiner Arbeit an den Büchern schreibe ich regelmäßig Kurzgeschichten und auch Krimis. Über eine Agentur werden diese in verschiedenen Zeitschriften abgedruckt. Ich denke aber nicht, dass ich ein komplettes Buch im Stil eines klassischen Krimis schreiben werde. Ich bleibe lieber bei kriminalistischen Aspekten in historischen Romanen.

Ihr neues Buch "Kapriolen des Schicksals" erscheint gerade im Momentsclub als Premiere. Wie ist der Kontakt zum Momentsclub zustande gekommen?

Rebecca Michéle: Zur Beantwortung dieser Frage muss ich etwas ausholen:

Im Sommer 2000 erhielt ich Internetanschluss. Bereits nach zwei Tagen surfen stieß ich aus Zufall auf die Website Die romantische Bücherecke von Isolde Wehr. Ich setzte mich per Mail mit ihr in Verbindung und so entstand ein reger Kontakt, der mit einem persönlichem Kennenlernen auf der Frankfurter Buchmesse 2000 gekrönt wurde. Damals war Isolde noch nicht beim Momentsclub, bzw. den Club gab es noch gar nicht. Freudig überrascht erhielt ich im Januar dieses Jahres eine Mail von ihr, in der sie mir über Moments berichtete und fragte, ob ich gerade ein Manuskript hätte. Tatsächlich war Kapriolen des Schicksals eben fertig gestellt worden. So schickte ich es ihr und war sehr glücklich, dass es spontan ins Verlagsprogramm aufgenommen wurde.

Sind Sie als Autorin glücklich über Buchclubs und welche Vorteile sehen Sie z.B. im Momentsclub für die Mitglieder?

Rebecca Michéle: Persönlich bin ich selbst seit 20 Jahren Mitglied im Bertelsmann-Club. Ich hatte noch nie Schwierigkeiten, etwas Passendes für mich zu finden. Meines Erachtens liegt der große Vorteil von Buchclubs darin, dass man den Katalog nach Hause gesandt bekommt und stets über alle Neuerscheinungen informiert wird. Wer hat denn heute noch die Zeit, Stunden in Buchläden zum Stöbern zu verbringen? Ich leider nicht. Für mich als Autorin sehe ich speziell im Momentsclub den Vorteil, dass genau die Zielgruppe der LeserInnen angesprochen wird, für die ich auch schreibe. Dieser Buchclub hat etwas gewagt, wovor manche andere zurückschrecken: Er bietet gezielt Liebesromane an! Hier in Deutschland herrscht doch das Klischee, dass Liebesromane mit den „Heftromänchen" (ohne den Wert dieser Art der Literatur schmälern zu wollen!) gleichgesetzt wird. Was findet sich denn auf Deutschen Beststellerlisten? Entweder staubtrockene politische Literatur, ernste Themen oder - wenn Unterhaltung - dann Romane über hyperemanzipierte Super-Power-Frauen, die alle Männer mit Links in die Tasche stecken. Ich denke aber, dass die Art von Literatur, die bereits schon Hedwig Courths-Mahler oder Jane Austen geschrieben haben, auch heute noch einen breiten Leserkreis findet. Natürlich sind die heutigen Romane lebendiger und sind in einer modernen Weise geschrieben. Erfreuen sich denn nicht auch Rosamunde Pilcher-Romane großer Beliebtheit?

Gibt es schon Pläne für ein neues Buch? Können Sie uns schon etwas veraten?

Rebecca Michéle: Ja sicher! Mein neues Buch wird in ca. 2-3 Monaten fertig gestellt sein. Der Arbeitstitel lautet: Das Flüstern der Wände. Es wird jedoch diesmal vom Aufbau stark von den anderen abweichen, aber keine Angst - Liebe, Romantik, Spannung und Geschichte bleibt auch in diesem Werk erhalten! Es sei soviel verraten, dass der Roman wieder in Cornwall spielt, diesmal allerdings über einen Zeitraum von über 2000 Jahren.

Sie betreiben auch eine private Homepage. Was halten Sie generell vom Internet und den neuen Medien?

Rebecca Michéle: Ich denke, dass man heutzutage - egal in welchem Beruf man tätig ist - ohne Computer und Internet nicht auskommen kann. Es ist unmöglich, die gleiche Anzahl von Informationen, die man übers Internet erhält, sich anderweitig zu besorgen. Ebenso kann man, gerade durch eine eigene Homepage, eine breite Werbung betreiben. Nur lesen, dass kann ich mir am Bildschirm nicht vorstellen! Da bevorzuge ich doch ein Buch in der Hand. Ich lese auch nie Korrektur direkt am Computer, sondern immer am Ausdruck.

Neben England lieben Sie auch noch Irland sehr. Welche Orte reizen Sie noch in der Welt kennenzulernen?

Rebecca Michéle: Tja, wenn man bedenkt, dass ich seit vierzehn Jahren erst einmal einen Urlaub nicht auf den britischen Inseln verbracht habe, ist es klar, dass ich eigentlich immer nur nach Großbritannien reisen möchte. Letztes Jahr bestand mein Mann auf eine Hochzeitsreise in wärmere Gegenden, so machten wir eine Mittelmeerkreuzfahrt auf dem Clubschiff AIDA. Ich muss zugeben, dass es eine einzige Traumreise war! Eine Kreuzfahrt möchte ich auf jeden Fall wieder machen. An Ländern gibt es eigentlich nur Indien, was mich wirklich interessieren würde. Hier ist ja die Verbindung zu England wieder da. Aber auf Grund der politischen Situation werde ich wohl kaum in naher Zukunft dorthin reisen. Generell fliege ich auch nicht sehr gerne, besonders nicht über mehrere Stunden. In naher Zukunft werde ich auf jeden Fall nach Wales reisen, da ich dort noch nie war. Obwohl ich Sonne und Wärme sehr mag, ist es für mich nicht ausschlaggebend, einen sogenannten „Sonnenurlaub" zu verbringen. Am liebsten bin ich in Ländern, deren Sprache ich verstehe, mich auch selbst verständigen kann und ich viel über die Kultur und Geschichte erfahren kann.

Sie sind in England auch gelegentlich als Fremdenführerin tätig. Bringen Sie dabei auch viele Ihrer historischen Kenntnisse unter? Und wo kann man eine solche Führung buchen?

Rebecca Michéle: Ich habe bisher einige Studienreisen für die Volkshochschule in Kirchheim/Teck nach Cornwall, Schottland und Irland organisiert und geleitet. Das Klientel der Reisenden ist sehr an der Geschichte, Kunst und Kultur interessiert, was mir natürlich sehr entgegenkommt. Leider ist in nächster Zeit keine weitere Reise über die VHS - bedingt durch den hohen britischen Pfundkurs - geplant.

Ich könnte mir vorstellen, dass es da sehr viel Zulauf gibt bei Ihren Führungen. Ich für meinen Teil würde jedenfalls gern Sie als Fremdenführerin haben, da ich Ihnen aufgrund Ihrer Romane schon zutraue, dass Sie die geschichtlichen Hintergründe besonders gut herüberbringen können. Wie groß ist der Zulauf tatsächlich?

Rebecca Michéle: Die Reisen über die VHS waren bisher alle ausgebucht. Bei einer Cornwallreise mussten wir sogar 12 Personen auf eine Warteliste setzen! Wie bereits erwähnt, werden keine weiteren Reisen angeboten, obwohl ich überzeugt bin, dass die Leute durchaus bereit wären, den Preis für eine solche Studienreise zu bezahlen.

Hierzu möchte ich noch kurz eine interessante Geschichte erzählen:

Cornwall ist sicher der Landstrich, in dem ich mich am besten auskenne. Bei der letzten Reise hatten wir einen Busfahrer, der seit siebzehn Jahren in Cornwall lebt und arbeitet. Nach zwei Tagen gab er es seufzend auf, mich auf Besonderheiten, Geschichten oder historische Ereignisse der Gegend hinzuweisen, weil ich jedesmal nur sagte: „Ja, ich weiß!". Nach weiteren zwei Tagen meine er: „Du schickst mich mit dem Bus in Gegenden und über Straßen, die ich selbst nicht kenne!"

Es ist mir sehr wichtig, bei einer Reise den Leuten viel über Land und Leute, Kultur und Geschichte zu erzählen. Bisher erhielt ich auch nur positive Reaktionen.

Sie hatten auch mal ins Auge gefasst Reiseführer und Reiseberichte über England und speziell über ihre Lieblings-Gegend Cornwall zu schreiben. Sind diese Pläne inzwischen schon konkreter?

Rebecca Michéle: Nein, leider nicht. Nach Fertigstellung von Kapriolen des Schicksals begann ich sofort, mein neues Buch zu schreiben. Dazwischen noch die bereits erwähnten Kurzgeschichten- und Krimis. Die Pläne sind aber immer noch da. Ich habe viele sehr gute Dias, da mein Mann und ich Hobbyfotografen sind.

Sie mögen gern Musik und Musicals. Welches Musical könnten Sie sich immer wieder anschauen und was fasziniert Sie so daran? Eher die Musik, die Darbietung und tänzerische Leistung, die Kostüme, die Geschichte oder alles zusammen? Und welches Musical war für Sie persönlich eine Enttäuschung und warum?

Rebecca Michéle: Mein Lieblingsmusical der neueren Art ist eindeutig Miss Saigon. Ich habe es vier Mal in Stuttgart (wo ich ja ganz in der Nähe wohne) gesehen, und ein Mal in London. Bei diesem Musical gefällt mir eigentlich alles: Das Thema, die Charaktere, die Handlung und ganz besonders die Musik. Von den „älteren" Musicals kann ich My Fair Lady immer und immer wieder sehen. Hier kann ich jede Strophe der Lieder auswendig. Besonders gefällt mir die Brodway-Inzisnierung mit Rex Harrison und Audrey Hepburn.

Eine Enttäuschung war vielleicht Tanz der Vampire. Da ich den Film von Roman Polanski bereits mehrmals gesehen habe, konnte ich der Handlung gut folgen. Ansonsten fand ich, dass es ein wenig verwirrend war. Auch die Musik hat mich jetzt nicht gerade begeistert. Obwohl es noch in Suttgart läuft, werde ich es mir kein zweites Mal ansehen.

Da Sie eine begeisterte und erfolgreiche Tuniertänzerin sind, stellt sich unweigerlich die Frage, ob sie dieses Thema auch einmal in ihren Romanen verwenden werden?

Rebecca Michéle: Ich denke nicht. Der Tanzsport gehört seit achtzehn Jahren zu meinem Leben, seit zwölf Jahren bin ich selbst Trainerin, es ist also ein Teil meines Berufes. Da bleibt kein Spielraum mehr für Fantasie Zudem denke ich nicht, dass es für Personen, die mit dem Sport nichts zu tun haben, interessant wäre. Das ganze System im Turniertanzsport ist so weitläufig und verwirrend, dass man schon selbst dabei sein muss, um es zu verstehen. Ich erinnere mich jedoch, einmal einen Skandinavischen Krimi gesehen zu haben, der in dem Milieu spielte. Da wurde die schärfste Konkurrentin von der anderen umgebracht. Manchmal wären wir Tänzer dazu auch wirklich in der Lage...

Sie sind im Mai 2003 auf der ersten deutschen Booklover Converence. Fans können Ihnen dort die Hand schütteln, mit Ihnen sprechen und sich sogar ein wenig im Walzertanz von Ihnen unterrichten lassen. Für wie wichtig erachten Sie solche Veranstaltungen, die ja leider in Deutschland in der Buchwelt sehr selten zu finden sind?

Rebecca Michéle: Ich finde es von Isolde Wehr und Angela Weiß (und allen anderen, die daran beteiligt sind!) eine ganz enorme und tolle Leistung, dass sie diese Veranstaltung, die sich seit Jahren in der USA großer Beliebtheit erfreut, nach Deutschland geholt haben! Es ist sehr wichtig, persönlichen Kontakt zu den Autoren zu haben, dass man nicht nur ein Name auf dem Cover eines Buches bleibt. Ich selbst interessiere mich sehr für den/die AutorIn eines Romans, der mir gut gefallen hat. Auf der Veranstaltung wird auch eine Lanze für den Liebesroman in Deutschland gebrochen. Hier sind wir wieder bei der Modefrage und bei meinen Ausführungen bei der Frage zum Momentsclub. Ich finde, dass man sich nicht schämen sollte, wenn man dazu steht, gerne Liebesromane zu lesen, auch wenn auf den Beststellerlisten etwas anderes angepriesen wird.

Wie holen sie sich Feedback von ihren LeserInnen und wie wichtig ist Ihnen dieses Feedback?

Rebecca Michéle: Ein Feedback ist mir - egal, ob positiv oder negativ - sehr wichtig. Ich möchte ja natürlich auch so schreiben, dass es die Leser interessiert. Aus meinem Bekanntenkreis kommen immer sehr viele Reaktionen, wobei meine Freunde und Verwandten hierbei auch sehr ehrlich sind. Regelmäßig schaue ich die vielen Rezessionsseiten im Internet durch und freue mich jedes Mal, wenn ich einen Kommentar zu meinen Büchern finde. Von den Verlagen bekomme ich auch Kopien von Zeitungsrezessionen, die ich mit Interesse lese. Besonders freue ich mich, wenn sich LeserInnen persönlich mit mir in Verbindung setzen (über meine Homepage möglich). Ich beantworte auch alle E-Mails, manchmal kann es allerdings ein paar Tage dauern.

Haben sie die Möglichkeit in ihren zukünftigen Romanen die Kritik oder Anregungen ihrer LeserInnen zu verarbeiten?

Rebecca Michéle: Wie mir von breiter Seite bestätigt wird, habe ich mich seit meinem ersten Roman weiterentwickelt, was auch sehr wichtig ist. Ich stimme nicht immer allen Kritiken zu (wer kann das schon?), aber ich denke schon über die Anregungen nach und versuche, gewisse Dinge beim nächsten Buch vielleicht besser zu machen. Oft sieht man als Autor manche Sachen beim Schreiben ganz anders, als es nachher der Leser auffasst. Natürlich ändert sich dadurch nicht mein Stil.

Der Kontakt zu anderen Autoren, das kann man Ihrer Internetseite entnehmen, ist Ihnen sehr wichtig. Können Sie uns einige Aspekte nennen, die Sie an dem Austausch mit anderen Autoren besonders wichtig finden?

Rebecca Michéle: Einige Autoren sind regelrechte „Einzelkämpfer". Ich rechne mich nicht dazu. In jedem Beruf hat man Kollegen, mit denen man sich austauschen kann. Durch die Mitgliedschaften beim Verband Deutscher Schriftsteller und der GEDOK kenne ich einige Autoren, mit ein paar hat sich ein gutes freundschaftliches Verhältnis entwickelt. Dieser Erfahrungsaustausch ist für mich sehr wichtig und interessant. Auch ist es sehr erleichternd zu hören, dass andere Autoren mit den gleichen Problemen wie man selbst (z.B. Schreibblockaden, Ablehnungen von Verlagen, Werbung) zu kämpfen haben. Mir geben Gespräche mit anderen Mut, da jeder mal „klein" angefangen hat.

Sie scheinen eine der wenigen deutschen AutorInnen zu sein, die es verstehen für sich selbst Werbung zu betreiben (z.B. durch Ihre Homepage, den Kontakt zu den Lesern den Sie suchen, Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen, Interviews, etc.). Was denken Sie warum es viele AutorInnen nicht so gut verstehen oder es nicht machen?

Rebecca Michéle: Der MOMENTSCLUB ist für mich der erste Verlag, der von sich aus eine sehr gute Werbung macht. Vorher war es eher mäßig. Da liegt es dann am Autor, seine Werke bekannt zu machen. Einige Autoren haben auch einen Agenten, der sich um die Werbung kümmert. Wie bereits erwähnt, ist mir jedoch der persönliche Kontakt zu den Lesern sehr wichtig. Ich denke, manche Autoren haben eine Art Hemmschwelle für sich selbst Werbung zu machen. Das ist ja auch nicht leicht, gerade im künstlerischem Bereich. Da ich jedoch seit vielen Jahren als Trainerin und Reiseleiterin meine „Leistung" verkaufen muss, zusätzlich bei einer Krankenkasse in der Mitgliederwerbung eingesetzt war, fällt es mir vielleicht etwas leichter.

Sie haben schon einmal gesagt, dass Sie sich eine Verfilmung Ihrer Bücher vorstellen könnten und auch wünschen würden. Es liegt auch weniger daran, dass der Stoff der Filmindustrie nicht gefällt, sondern viel mehr, dass die Kulisse zu aufwendig für eine TV-Produktion wäre. Konnten Sie da inzwischen neue Kontakte herstellen, so dass es vielleicht mal eine Produktion fürs Kino geben wird?

Rebecca Michéle: Nun, gerade vor wenigen Tagen habe ich zwei weitere Ablehnungen von Produktionsfirmen erhalten. Es ist immer die gleiche Begründung: Historische Romane sind für eine Verfilmung zu aufwendig und zu teuer. Ich sehe meine Romane schon in der Richtung der erfolgreichen Jane Austen - Verfilmungen, nur ist mein Name eben nicht so bekannt, dass die Firmen wahrscheinlich nicht den Erfolg sehen, der den Aufwand rechtfertigen würde. Ich werde es jedoch weiterhin in dieser Richtung versuchen.

Welchen Ihrer Romane könnten Sie sich besonders gut für eine Verfilmung vorstellen?

Rebecca Michéle: "Das Geheimnis von Longwell House" wäre hier mein Favorit. Zum einem, weil die historischen Hintergründe nicht ganz so stark ausgeprägt sind, zum anderem weil es - wie ich finde - eine schöne Geschichte mit einem überraschenden Ende ist.

Und welcher Ihrer Romane ist Ihr persönlicher Favorit?

Rebecca Michéle: Das ist mein in diesen Tagen erschienenes Buch „Kapriolen des Schicksals". Aber ich denke, für viele Autoren ist das neueste Werk das Beste.

Wie sieht es mit Hörbuchproduktionen aus? Ist da in Zukunft was geplant? Und was halten Sie persönlich überhaupt von Hörbüchern?

Rebecca Michéle: Selbst habe ich noch kein Hörbuch angehört. „Das Geheimnis von Longwell House" ist jedoch als Hörbuch von der Arbeitsgemeinschaft der Blindenhörbüchereien in Marburg/Lahn produziert worden. Ich finde es eine sehr gute Sache, nicht nur für blinde Mitmenschen. Auch viele Ältere haben Schwierigkeiten, sich länger auf die Schrift zu konzentrieren. Mit Hörbüchern erreicht man sicher ein breiteres Publikum. Mich selbst würde es sehr reizen, selbst bei einer Produktion mitzumachen. Aber das wird leider an meinem schwäbischen Akzent scheitern, denn welche Engländerin spricht schon Schwäbischen Dialekt?

Seit Sie hauptberuflich Schreiben: Wie viel Zeit investieren Sie im Schnitt täglich aufs Schreiben und auf die Recherche?

Rebecca Michéle: Ich kann die Zeit zwischen Recherche und Schreiben nicht trennen. Bevor ich mit der ersten Seite zu schreiben beginne, ist die Recherche zu über 90% abgeschlossen. Da ich mich seit meiner Jugend mit der englischen Geschichte befasse, ist mir der grobe Rahmen der historischen Hintergründe recht geläufig. Während des Schreibens gibt es dann immer wieder Momente, in denen ich etwas nachsehen muss. Auch bei der Zeit des Schreibens gibt es bei mir große Unterschiede. Es gibt Tage, da schreibe ich gar nicht, dann aber auch mal acht bis zehn Stunden. In der Regel sehe ich aber schon zu, dass ich täglich ca. 4 Stunden arbeite. Dann interessiert mich auch kein Telefon oder die Türklingel.

Wie sieht Ihr Arbeitszimmer aus?

Rebecca Michéle: Da ich mit meinem Mann zu zweit in einer Viereinhalbzimmer-Wohnung lebe, habe ich ein ca. 15 m² Arbeitszimmer für mich alleine. Es hat ein großes Fenster und Balkontür nach Süden hin, daneben steht mein Schreibtisch mit dem Computer und Schreibutensilien. An der Wand hängen Fotos von meiner Oma, die vor zwei Jahren verstorben ist und von meinen zwei Katern, die ebenfalls erst kürzlich verstorben sind, ebenso eine lustige Karikatur von einem sehr guten Freund. Oberhalb in greifbarer Nähe stehen immer die Unterlagen und Bücher, die ich regelmäßig für mein aktuelles Werk benötige. Und auch ein Radio, denn mit leiser Musik im Hintergrund arbeite ich besser. Natürlich steht das Zimmer mit Regalen, die übervoll mit Büchern sind, voll. Aber auch mein Mann hat noch ein Regal für seine Unterlagen bekommen.

Welche drei Bücher haben Sie zuletzt gelesen und wie haben Sie Ihnen gefallen?

Rebecca Michéle:

3. Die Glasbläserin von Petra Durst-Benning
2. Die Amerikanerin von Petra Durst-Benning
1. Feuer und Stein von Diana Gabaldon

Die zwei Bücher von Petra Durst-Benning waren die letzten der sechs Romane der Autorin, die anderen vier habe ich unmittelbar davor gelesen. Alle Romane von ihr sind einfach außergewöhnlich gut. Ich konnte sie nicht mehr aus der Hand legen. Petra Durst-Benning hat sich zu meiner Deutschen Lieblingsautorin etabliert.

Feuer und Stein habe ich natürlich während meines Urlaubs in Schottland gelesen - einfach ein Muss! Also ehrlich gesagt, hat es mich - nach den ganzen Vorschusslorbeeren - ein ganz wenig enttäuscht, ohne dass ich jetzt hier eine Kritik abgeben möchten. Aber ich werde auf jeden Fall die Fortsetzungen von Diana Gabaldon ebenfalls lesen.

Was tun sie, um mal richtig abzuschalten?

Rebecca Michéle: Wenn es möglich ist, finde ich die beste Erholung beim Wandern in Cornwall oder Schottland. Aber auch zuhause gehe ich sehr gerne nach draußen, am liebsten fahre ich Rad. Wenn ich mal so richtig gestresst bin, liebe ich ein heißes Bad mit ätherischen Ölen und ein gutes Buch. Darüber kann ich dann schon die Zeit vergessen.

Sie kommen gerade aus einem vierwöchigen Urlaub zurück. Haben Sie sich gut erholen können? Und wo ging die Reise hin?

Rebecca Michéle: Mein Mann und ich verbrachten drei wundervolle Wochen in Schottland. Nun ja, das Wetter war zwar etwas nass, aber unsere Regenkleidung dicht, so dass wir sehr viel gewandert sind. Wir haben auch sehr viele historischen Stätten besichtigt, und ich habe meinen armen Mann die ganze Zeit mit Erzählungen aus der schottischen Geschichte genervt! Aber dafür hat er dann am Abend die Zusammenfassungen der Fußball-WM sehen dürfen, für die ich mich nicht sehr interessiere. Ja, ich habe mich sehr gut erholt, die Ruhe und Einsamkeit tat einfach gut. Die Whisky-Proben in den Distillery´s natürlich auch....

Signatur von Rebecca Michéle

Vielen Dank an Rebecca Michéle für dieses Interview!

Hinweis:
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Das Interview wurde im Jahr 2002 geführt von: Petra Ludwig!

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© 1998 Buecher4um, erstellt am 17.01.2004, letzte Änderung am 28.04.2005, Layout by abrakan