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Rezension

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Inhalt:

Elke Heidenreich war lange Zeit für die Frauenzeitschrift "Brigitte" als Kolumnistin tätig. Ihre Kolumnen liegen in verschiedenen Bänden ("Also... Kolumnen aus Brigitte" Band 1-4 und dem Band "Also... Die letzten Kolumnen") gesammelt vor, herausgegeben von rororo, dem Rowohlt Taschenbuch Verlag.

In diesem vierten Band sinniert und erzählt Elke Heidenreich - wie man sie kennt und liebt - offen über Dinge des Lebens. Hierzu gehört der Alltag, die Unvernunft der Menschen, Gefühle - offensichtliche und versteckte -, Angewohnheiten, Mode, Männer und Frauen. Egal, wen oder was sie gerade in der Mangel hat, mit ihrem offenen und präzisen Blick und ihrer geradlinigen Erzählweise deckt sie Wahrheiten auf und hinterlässt Eindruck...

Meine Meinung:

Wie bei so vielem, was lange schon in aller Munde ist, bin ich eine der Letzten, die es auch endlich für sich gewinnen. Wenn ich dann versuche, anderen meine Begeisterung zu vermitteln, komme ich zu spät. Hier ist das bei einer Vielzahl von Lesern meines Textes sicher genauso. Denn wer kennt sie nicht, die vielfach gerühmten Kolumnen von Elke Heidenreich in der Frauenzeitschrift "Brigitte"?

Ich - bis vor kurzem.

Eher durch Zufall bin ich in einer Bahnhofsbuchhandlung darüber gestolpert, blätterte kurz hinein, wo mir doch Elke Heidenreichs neue Literatursendung im ZDF "Lesen!" so gut gefallen hat, und stellte fest, dass dort etwas über Randnotizen stand, die sie sich beim Lesen in ihre Bücher macht. Da gerade im Diskussionsforum - in einem Posting einer Besucherin des Forums - darüber etwas ähnliches stand, wollte ich diese Kolumne zu Ende lesen. Da mein Zug sicher jedoch nicht auf mich warten würde, kaufte ich das Buch kurzer Hand. Ich habe es nicht bereut. Froh war ich auch darüber, dass das Abteil, in dem ich saß, bald leer war, denn es dauerte nicht lange, bis ich zum ersten Mal während der Lektüre in herzhaftes Gelächter ausbrach. Urkomisch ist Elke Heidenreichs Art mit der sie Alltäglichkeiten, Selbstverständlichkeiten, Gedanken, Gefühle und Personen hinterfragt oder gar in Frage stellt. Sie trifft damit oft genau den Nagel auf den Kopf - eine haarscharfe Beobachtin also, die es zudem versteht, diese Beobachtungen in Worte zu fassen und aus diesen Worten amüsante, hintergründige, bissige, teils boshafte Kolumnen zu formen.

Das zuvor schon geschilderte Gelächter, in das der Leser bei ihren Betrachtungen an so mancher Stelle ausbrechen kann, setzt sich jedoch nicht kontinuierlich in all ihren Kolumnen fort. Wenn ein Thema allzu traurig oder böse ist, begeht Frau Heidenreich nicht den Fehler, auch hier einen Lacher zu provozieren. Sondern sie belässt es unter Umständen bei der Ernsthaftigkeit, die das jeweilige Thema verlangt. Da diese ausschließlich ernsten Themen vereinzelt zwischen die augenzwinkernd verarbeiteten Themen eingestreut sind, erhalten sie - da man nach all dem Humor, den Elke Heidenreich in ihren anderen Kolumnen einbringt, nicht damit rechnet - außerordentlichen Nachdruck. Wenn sie z. B. in ihrer Kolumne "Wahnsinn" von BSE erzählt, dann hallt das Gelesene um ein Vielfaches mehr nach, als wenn man einen ernsten Artikel über das Thema in der Zeitung liest. Denn da ist man eingestellt auf Ernsthaftigkeit. Elke Heidenreich erwischt den Leser jedoch - gerade in dieser gesammelten Form der Kolumnen - eiskalt damit. Inmitten von Amüsement ein Beitrag, der ernst ist und nur als solcher behandelt wird, sitzt einfach.

Ein schönes Gefühl, durch ihre Gedanken festzustellen, dass man gar nicht so alleine ist mit seinen Gedanken, Gefühlen, Nöten und was einen Menschen sonst so durchs Leben begleitet. Schön zu wissen, dass wir nicht langsam verrückt werden und die einzigen zu sein scheinen, die Unstimmigkeiten und Absurditäten wahrnehmen. Elke Heidenreich schreibt in einer ihrer hier gesammelt veröffentlichten Kolumnen, dass es ihr ein schöner Trost ist, wenn sie einen schlimmen Tag hatte, in ein Buch abzutauchen und dem Alltag zu entfliehen. Da spricht sie so manch einem hier sicher aus der Seele. Mir allemal. Eine Steigerung gibt es jedoch für mich nun noch: Nicht irgendein Buch, sondern gerade Elke Heidenreichs Kolumnen, denn hier taucht man nicht nur ab, sondern fühlt sich eigenartig getröstet und verstanden.

Für mich zwar - ich gebe es zu - eine späte erste Erfahrung mit ihren Kolumnen, aber ganz sicher nicht die letzte. Ihre Abhandlungen über Alltäglichkeiten und andere Dinge machen süchtig. Was ein Glück, dass es mehrere von diesen Bänden gibt. Und ein Glücksfall, dass ihre Kolumnen als Sammlung vom Rowohlt Verlag aufgegriffen wurden und sie nicht verloren gehen. Ich bin auch irgendwie froh, dass ich sie erst jetzt für mich entdeckt habe, denn wäre sie mir in der Zeitschrift "Brigitte" schon aufgefallen, so hätte ich ja in jeder Ausgabe nur eine einzige bekommen. Und das warten auf die nächste - das mit der Sucht meinte ich ernst - wäre so lang gewesen. (Petra)

Bewertung: ****

( * schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Infos: 168 Seiten, Taschenbuch-Ausgabe, rororo - Rowohlt Taschenbuch Verlag, 6,50 €

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© 1998 Buecher4um, erstellt am 01.03.2003, letzte Änderung am 30.05.2003, Layout by abrakan