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Rezension

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Inhalt:

Nach einem verheerenden Krieg, liegt die Erde unter einer dichten atomaren Staubschicht, die ein normales Leben unmöglich macht. Viele Teile der großen Städte sind verlassen und nur noch wenige Menschen, die keine andere Wahl mehr haben, halten sich in den am stärksten betroffenen Gebieten auf. Die meisten Tierarten sind bereits unter der Last des Staubes ausgestorben und die wenigen verbleibenden Tiere sind schier unbezahlbar geworden. Daher halten sich die Menschen künstliche Haustiere. Doch diese bieten meist keinen Ersatz und auch das einfältige Fernsehprogramm kann über die triste, graue Welt nicht hinwegtäuschen. Das einzige was der Bevölkerung den Glauben an etwas besseres geben kann ist der seit kurzem weit verbreitete Glaube an die Einswerdung. Dem Mercerismus. 

Doch Rick Deckhard, Prämienjäger, einer der so genannten Blade Runner, der Polizei von San Fransisco kann auch der Glaube an die Einswerdung mit allen anderen Menschen nicht weiterhelfen. Sein Leben ist nach und nach verflacht und das einzige was ihn über Wasser halten kann ist sein Job, der darin besteht geflohene Androiden, die illegal zur Erde gelangt sind, zu finden und zu eliminieren. Doch seit kurzem gibt es eine neue Form der „Andys“. Den Typen Nexus-6. Die Androiden, die dem Menschen nun fast vollkommen gleichen, sind nur noch mit einem aufwendigen psychologischen Test zu entlarven. Diesen soll Deckhard im Auftrag seines Bosses, Harry Bryant, bei einem der größten Androidenfabrikanten der USA, dem Rosen Konzern, erproben. Doch selbst dieser Auftrag ist nicht leicht, denn gleich bei dem ersten Test trifft Deckhard auf die geheimnisvolle Androidin Rachael. Schon bald darauf erhält er einen weiteren Auftrag. Rick bekommt eine Liste mit sechs flüchtigen Androiden, die er nach und nach aufspüren und ausschalten soll. Doch schon bald beginnt er an seinem Job und seinem Lebensinhalt zu zweifeln. Und außerdem stellt sich ihm die Frage: Wie kann er überhaupt wissen, dass er selbst ein Mensch ist?

Meine Meinung:

Die letzte Seite wird aufgeschlagen, schon bald ist der letzte Satz gelesen, man schlägt das Buch zu und legt es verwirrt zur Seite. Was soll man nun von dem was man gerade gelesen hat halten? Doch schon nach kurzem kennt man die Antwort! Das gleiche was man schon die ganze Zeit beim Lesen wusste: Dieses Buch ist etwas besonderes! Nicht weil der Schreibstil besonders ausgefeilt wäre, denn an vielen Stellen fehlt schlicht der sprachliche Tiefgang. Auch nicht weil die Story von der ersten bis zur letzten Seite ständig neue Perspektiven gewinnt und somit dem Leser das Gefühl gibt, eine epische Science-Fiction Geschichte zu erleben. Denn genau das ist nicht der Sinn dieses Buches. Es soll nicht eine besonders tolle Geschichte erzählen, die den Sinn für das Wichtige verschleiert, sondern Philip K. Dick konzentriert sich darauf die harte und unerbittliche Realität der nahen Zukunft zu schildern. Und genau das ist das Ausschlaggebende an der Geschichte. Die befremdliche Welt in der sie spielt. Und diese wird von Dick unübertrefflich bis ins kleinste Detail geschildert. Man befindet sich, sobald man das erste Kapitel gelesen hat, mit Rick Deckhard in einer Welt, die man nicht wirklich begreifen kann. Alles wirkt einfach und erst auf den zweiten Blick ist zu erkennen, dass hinter der grauen Fassade des Alltags eine Welt mit unendlicher Tiefe schlummert. Es ist nicht die 24 Stunden am Tag ausgestrahlte TV-Sendung mit Buster Freundlich, die Stimmungsorgeln, an denen man sich aussuchen kann, ob man fröhlich oder depressiv sein will, sondern die Menschen die vor den Fernsehern sitzen und nichts anderes mehr kennen wollen, als das, was ihnen in einer leeren Welt gezeigt wird. Nie zuvor wurde das leicht zu täuschende Bewusstsein des Menschen so in den Mittelpunkt gestellt wie in Blade Runner, denn auch die Androiden sind eine Art der Täuschung. Sie leben mitten unter uns und niemand weiß es, weil man sich von ihrer künstlichen Intelligenz und ihrem menschlichen Aussehen täuschen lässt. Und so wird aus der einfach strukturierten Story von einem Prämienjäger auf der Jagd nach Kopfgeldern und mit dem Wunsch, sich ein echtes Tier leisten zu können, eine Geschichte mit viel Hintergrund und unglaublichem Tiefgang. 

Das ist auch einer der Gründe warum man dieses Buch förmlich verschlingt und man es sicher ein zweites Mal lesen muss, um sich auf die wichtigen Sachen konzentrieren zu können und zu begreifen, worum es eigentlich in dem Buch geht. Ein anderer Grund sind die tollen und liebenswürdigen Charaktere, wie der Sonderfall John R. Isidore, der zu lange unter der starken Belastung des atomaren Staubs gelitten hat und nun von der Regierung als „Spatzenhirn“ eingestuft wird. Auch Rick Deckhard der auf der Suche nach dem Sinn seines Tuns erst merkt das alles was er bisher getan hat falsch war.

Außerdem lobenswert ist die Neuauflage, die den Titel des 1982 erschienen Films von Ridley Scott mit Harrison Ford als Prämienjäger Rick Deckhard trägt und nicht den ursprünglichen Namen der 1968 erschienenen Erstausgabe „Träumen Androiden von elektrischen Schafen?“. Das Buch glänzt zusätzlich mit einem tollen, sehr stabilen Buchdeckel in edlem Design, der einer gebundenen Ausgabe gleicht.

Fazit: Wenn man anfängt dieses Buch zu lesen, wird man so schnell nicht mehr aufhören können. Dafür hat Philip K. Dick gesorgt. Und zwar mit einer stimmigen und gerade wegen ihrer Leere lebendigen Welt, in der sich unendlich viele interessante Details verbergen. Außerdem mit einprägsamen Charakteren die in einer gewissen Form alle miteinander verbunden sind. Und das Allerwichtigste: Die Welt von Blade Runner wurde nicht geschaffen um eine einfache Geschichte zu erzählen, sondern enthält eine Vision, die auch nach vierzig Jahren nichts von ihrer Aktualität verloren hat. 

Dieses Buch ist nicht ein normaler Science-Fiction Roman, sondern ein Buch das eine Botschaft hat. Und es ist jedem selbst überlassen diese Botschaft beim Lesen für sich zu entdecken. (Benni)

Bewertung: ****

( * schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Infos: 269 Seiten, Taschenbuch-Ausgabe, Heyne, 10,00 €

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© 1998 Buecher4um, erstellt am 13.09.2005, letzte Änderung am 21.09.2005, Layout by abrakan