Inhalt:
Österreich kurz vor dem Anschluss an Hitler-Deutschland.
Leonidas, Sohn eines Gymnasialprofessors blickt mit Fünfzig stolz
auf sein bisheriges Leben zurück. Er hat es geschafft! Dank eines
Fracks, den er durch den Selbstmord eines Kommilitonen erhält,
seiner exzellenten Walzer-Linksdrehung und seiner Anpassungsfähigkeit
hat er in die besten Kreise eingeheiratet und gehört nun als
Ministerialbeamter zu den Mächtigen, die im Hintergrund die Fäden
ziehen.
Da erhält er einen Brief , geschrieben in einer blaßblauen
Frauenschrift. Eine frühe Liebe zu einem jüdischen Mädchen, die
er schon in den tiefsten Winkel seines Gedächtnisses gesperrt
meint, tritt urplötzlich wieder in sein Leben. Und als der den
Brief nach langem Zögern öffnet, liest, sieht er plötzlich all
das von ihm Geschaffene, Erreichte in großer Gefahr.
Meine Meinung:
Diese kleine Erzählung ist im wahrsten Sinne eine Perle der
deutschsprachigen Literatur. In einem charmanten harmlosen
Plauderton kommt sie daher, diese Erzählung. Oberflächlich ein
Einblick in die wirre Gedankenwelt und Taten eines arrivierten
Mannes, den seine Vergangenheit einholt. Doch hintergründig für
mich ein Lehrstück über Karrieremenschen, denen nur ihre eigene
Behaglichkeit und ihr "Gesicht" in der Öffentlichkeit
wichtig ist, das auch heute noch seine Gültigkeit besitzt.
Obwohl ein Stück der sogenannten "Klassiker", hat
diese Erzählung alles, was gute Unterhaltungsliteratur ausmacht:
Witz, Spannung, Emotionen, gut lesbare Sprache, mit einem Anreiz
zum Nachdenken. Unbedenklich empfehlenswert für alle, die Spaß
am Lesen haben. Wenn ich könnte, würde ich hier ein "Spitze
mit Zusatzsternchen" geben. (Dyke)
Bewertung: ****
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos:
Fischer-TB 29308, 1990, 154
S., ISBN 3 596 29308 1, Euro 6,95
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