Inhalt:
Was wäre eine Anstiftung zum
Ausbruch, ohne Heilsversprechen, dass man sich danach oder
wenigstens dabei besser fühlt? - Nicht wert aufgeschrieben zu
werden. Im abwaschbaren Kleinformat weist Camaron Tuttle im Bad
Girls Guide den Weg, wie man sich gut fühlt beim Böse-Sein.
Innerhalb von fünf Tagen entwickelt sich das mutige Mäuschen zur
louisigen Thelma. Variantenreich und mit Genuss verwendet Cameron
Tuttle Mayonnaise, Bratenfett, Slipeinlagen und andere Partikel
aus dem Hausfrauenuniversum, die sie als Gesichtskrem, zum
Nagelpeeling oder als Kaffeebecherhalter zu empfiehlt. Praktisch
muss die böse Ausbrecherin sein, anspruchslos mit Neigung zur
Dekadenz, immer stilvoll und während des spontan inszenierten
Ausbruchs konsequent ziellos. Des Honey-Bunnies Kleider dürfen
keinesfalls neu, sollten aber befleckt sein.
Frau Tuttle hat aber ein paar Notbremsen eingebaut. Zwar zwinkert
sie mit einem Auge, bis die Pupille glüht, aber man weiß nie,
wann es ihr Holzauge ist. Für die echten Herzchen unter den
Leserinnen gibt sie einen Grundkurs in KfZ-Technik mit ernstem
Schnodderton. Sie rät auch von der totalen sozialen Entkopplung
ab, und von Spielchen mit der Staatsmacht. Vielleicht fürchtet
sie eine Verschärfung des US-amerikanischen
Produkthaftungsgesetzes, sie zitiert jedenfalls reichlich
unsinnige Rechtsregeln aus verschiedenen Bundesstaaten.
Meine Meinung:
Der Erzählton ist manchmal so
nah am Sprechdeutsch, dass er gelesen komisch klingt, oder mangels
Widerstand ermüdet. Diese Aktion der Courage-Wiederbeschaffung für
gelangweilte oder frustrierte Frauchen ist amüsant, liest sich
flott und aus verschiedenen Blickwinkeln lehrreich. Auch deshalb,
weil in den Fußzeilen über 80 Gründe für den Ausbruch stehen -
wenigstens einer für jeden. (Mike Scheller)
Bewertung: **
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos: 192 Seiten, TB, Heyne 2002; 8,95
€
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