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/ Meine Meinung:
Bei "Drei Zimmer in
Manhattan" handelt es sich um eine 1946 entstandene
Liebesgeschichte des Autors, der vor allen Dingen für seine
Maigret-Kriminalromane bekannt wurde. Das Besondere am
vorliegenden Roman ist das überraschende Happy End, da bei
Simenon die Liebe sonst unglücklich endet, er über die Liebe
"wie über ein Unglück, wenn nicht gar eine Krankheit"
schreibt. Hier aber verarbeitet Simenon autobiografische
Erfahrungen mit der Liebe und mit seiner Frau Denyse Ouimet.
Der gealterte Schauspieler François Combe
und Kay, die verlassene Frau eines Botschafters, treffen sich
eines Nachts in einer Bar in Manhattan. Kay spricht François an
und beide merken schnell, dass sie etwas gemeinsam haben: die
Einsamkeit. Kay ist ein etwas lotterhaftes Geschöpf, weckt in
François jedoch tiefe Emotionen, so dass er sich heftig in sich
verliebt. Jedoch benötigt er einige Zeit, um sich selbst über
seine Gefühle klar zu werden.
Zunächst ziehen die beiden Arm in Arm durch das nächtliche New
York und verbringen zwei Nächte in einem Hotel. Schließlich
nimmt François Kay mit in seine Wohnung. Immer wieder jedoch wird
er in tiefe Abgründe gestürzt, sei es, weil er bodenlos
eifersüchtig ist, sei es, weil er sich sowohl seiner eigenen als
auch Kays Gefühle nicht sicher ist. Aus Angst, etwas falsch zu
machen oder Kay zu verlieren schweigt er und verkneift sich die
Äußerung seiner Gedanken und Gefühle, weshalb es immer wieder
zu Missverständnissen und Ängsten bei François kommt. Erst, als
Kay einige Tage verreisen muss, merkt, wie sehr er sie liebt.
Simenon zeichnet die Tage der beiden Protagonisten in New York
atmosphärisch sehr dicht - die heruntergekommenen Zimmer, das
nächtliche Manhattan, die Bars, Alkohol, Zigaretten - und
schildert die innere Zerworfenheit François äußerst subtil.
Schade, dass der Klappentext schon das Happy End verrät, mit dem
man ansonsten wohl kaum rechnen würde. Auf das es allerdings auch
nicht wirklich ankommt, da es sich eigentlich um eine Geschichte
handelt, die die Tragik der Liebe, bevor sie sich manifestiert
hat, zum Thema hat. (Christa
Roßmann)
Anmerkung:
Der Diogenes Verlag hat zu seinem
50-jährigen Jubiläum im Jahr 2002 eine Jubiläums-Edition
herausgebracht die großen Anklang fand. Diese Idee greift der
Verlag mit der Diogenes Bibliothek neu auf. In dieser
Bibliothek werden nach und nach Longseller herausgebracht. Der
Verlag sagt es noch viel schöner: Bücher die bleiben. Und wie es
besonderen Büchern gebührt, sind die Ausgaben in Leinen gebunden
und mit Lesebändchen versehen. Die Covergestaltung, für die
viele den Verlag sehr schätzen, wurde beibehalten. Die Bücher
der Diogenes Bibliothek unterscheiden sich von den anderen
Ausgaben des Diogenes Verlags durch ihr handliches Format (9 x
14,8 cm).
Bewertung: ***/****
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos: 272 Seiten, gebundene Ausgabe
(Diogenes Bibliothek), Format 9 x 14,8 cm, Diogenes Verlag, ISBN 3257057040, 13,90 €
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