Inhalt:
"Im Zentrum der Handlung
steht der Herr Staatsminister -- seinen Namen erfahren wir nicht
--, der sich nur selten im Ministerium aufhält, sondern lieber im
Arbeitszimmer seiner Villa in einem vornehmen Stockholmer Vorort.
Seine Ernennung ist unter seinen sozialdemokratischen Mitstreitern
noch immer umstritten, denn er hat als Unternehmer ein riesiges
Vermögen angehäuft. Allerdings ist er dank seiner 16 Kinder(!)
und seiner häuslichen Lebensweise beim Wahlvolk äußerst
beliebt.
Umso peinlicher ist dem
Staatsminister da die Leiche, die ausgerechnet während einer
öffentlichen Diskussion um die wachsende Kriminalität in der
Hauptstadt in seinem Schrank entdeckt wird. Bei dem Toten, der
offensichtlich erwürgt wurde, handelt es sich um seinen
Staatssekretär, einen äußerst unbeliebten Karrierepolitiker.
Entsprechend groß ist die Zahl derjenigen, die ein Motiv für den
Mord haben. Der Staatsminister beschließt, die Ermittlungen
selbst in die Hand zu nehmen -- eine Entscheidung, die alle das
Fürchten lehrt, außer den Mörder."
Meine Meinung:
Ein klassischer "whodunit",
aus der Sicht des Schwagers des Staatsministers, Vilhelm Persson,
einem herzkranken Studienrat erzählt. Der Autor teilt kräftige
Seitenhiebe in Richtung schwedischer Regierung aus und erweist
sich als intimer Kenner der Szene. Doch auch ohne großartige
Kenntnisse des schwedischen Rechtssystems gute Unterhaltung.
Der Fortgang der Ermittlungen
erinnert ein bisschen an Sherlock Holmes und seinen Watson, der
Staatsminister stürzt sich mit Vehemenz in die - teilweise -
illegalen Ermittlungen, sein Schwager muss meist zu seinem
Entsetzen den Handlanger spielen und gerät dadurch in die
unmöglichsten Situationen, bei denen man sich das Lachen kaum
verkneifen kann, da alles auch sehr bildhaft erläutert wird.
Balderson schreibt sehr ironisch,
teilweise auch sehr bissig, was zu Beginn noch amüsant ist,
nachher aber an Wirkung verliert. Vieles wiederholt sich und
verliert dadurch an Schärfe und Humor, was das Lesevergnügen
aber in keinster Weise trübt. Am Ende ist man nur froh, nicht mit
dem Staatsminister verwandt zu sein ;-), wobei die Auflösung des
Falls sehr logisch rüber kommt.
Baldersons Romane erzielten in
seinem Heimatland Schweden Rekordauflagen, und doch weiß bis
heute niemand, wer sich hinter dem Pseudonym verbirgt. Von hohen
Regierungsbeamten bis hin zur Kinder- und Jugendbuchkönigin
Astrid Lindgren reichen die Vermutungen, die sich auf inhaltliche
wie stilistische Eigenheiten gründen. Sicher ist auf jeden Fall:
Der geheimnisvolle Autor verfügt über weit reichende und tief
schürfende Kenntnis der politischen Arena Schwedens und ein
ausgeprägtes Sprachbewusstsein. (Lucy)
Bewertung: ****
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos:
HC, 287 Seiten, Stegemann, 16,95 €
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