Clare, Harriet, Nicole, Susan und Polly
haben sich für das Jahr viel vorgenommen. Sie haben einen
Lesekreis gegründet und das Programm sieht es vor, dass sie von
Januar bis Dezember diese Bücher lesen werden:
Nora Ephron: Sodbrennen
Dodie Smith: Mein Sommerschloss
Ian McEwan: Abbitte
Roddy Doyle: Die Frau, die gegen Türen rannte
Marika Cobbold: Tee mit Selma
Willa Cather: Meine Antonia
Margaret Forster: Das Vermächtnis meiner Mutter
Anita Shreve: Verschlossenes Paradies
Iain Pears: Urteil am Kreuzweg
Daphne Du Maurier: Rebecca
Paulo Coelho: Der Alchimist
Tracy Chevalier: Das Mädchen mit dem Perlenohrring
Wir begleiten die Frauen und ihre Familien
jedoch nicht nur beim Diskutieren der Bücher. Bücher sind ein Teil
ihres Lebens, jedoch nur ein geringer. Wir lernen sie näher kennen,
ihre Schwächen, Einstellungen und Freundschaften. Denn jede von
ihnen ist nicht nur Leserin sondern vor allem Mensch.
Da sind Clare und Elliot, ihre Beziehung
leidet, weil Sie keine Kinder bekommen kann. Das Traumpaar von einst
hat sich über diesem Problem auseinander gelebt. Das Leben zu Hause
ist eine Qual. Nur im Job finden beide (Auch die Männer bekommen
ihren Part) noch Erfüllung - es muss sich etwas ändern.
Die andere, Harriet, hat 'die zweite Wahl'
geheiratet - nicht den Mann, den sie liebt, sondern nur den Mann,
der sie liebt. Einen wundervollen Familienvater, der sie
anbetet,aber sie ist nur 'genervt'. Nicole hat einen notorischen
Fremdgänger geheiratet, den sie jedoch derartig liebt, dass sie ihn
nicht verlassen kann.Sie verzeiht und verzeiht und verachtet sich
dafür. Die vierte, Polly, hat sich früh getrennt und ihre beiden
Kinder allein groß gezogen. Sie verliebt sich gerade neu, und Susan
hat Angst um ihre Mutter, die an Demenz erkrankt.
Die Familien und die beiden besonderen
Freundschaften Susan/Polly und Nicole/Harriet bilden den Kern des
Buches.
Vor jedem Treffen erhält auch der Leser eine
kurze Darstellung der einzelnen Bücher.
Meine Meinung:
Wie beim Jane
Austen Club wird dem einzelnen Buch auch hier nur wenig Raum
eingeräumt. Das Leben der Protagonistinnen ist wesentlich wichtiger.
Aber ich fühlte mich schnell wohl zwischen den vielen Frauen, auch
wenn am Ende ein bisschen zu viel über Mütter philosophiert wird.
Die Familien der einzelnen stehen im
Vordergrund und die persönlichen Entwicklungen der einzelnen Frauen.
Ehemänner, Töchter und auch Freunde kommen zu Wort. Die Bücher, die
dazu gelesen werden, passen meistens besonders zu einer der
Beteiligten, schließlich sind die Frauen alle mal an der Reihe den
Band für das nächste Treffen auszuwählen. Die Emotionen, die beim
Lesen geweckt werden sind so natürlich auch für die Beteiligten
unterschiedlich, jedoch haben die Bücher jeder etwas Spezielles zu
geben, und sei es nur Verständnis für die Freundin. Locker leicht
ist die Sprache, und besonders sympathisch war mir eine Überlegung,
als man befürchtete, nicht intellektuell genug an die Sacher
heranzugehen. Georgette Heyer und McEwan, Coelho und Austen, die
Auswahl der Haupt- und Nebenlektüre ist vielfältig.
Jeder Bücherdiskussion ist vielleicht ein Platz
von 4-5 Seiten zugeteilt. Zusammen mit der vorab gedruckten
Buchvorstellung oder Rezension, machen die Bücherdiskussionen selbst
ca. ein Zehntel des Gesamtvolumens aus. Textarbeit oder besonders
ausführliche Diskussionen sind nicht dabei. Aber auch zwischendrin
ist immer mal wieder zu spüren, dass Bücher und Autoren
selbstverständlich zum Leben gehören. Dabei wird zwar an einer
Stelle Mr. Willoughby aus Verstand und Gefühl in ‚Stolz und
Vorurteil’ platziert, aber das habe ich letztendlich verschmerzen
können, weil Harry Potter als Gute Nacht Lektüre für die Kinder
häufiger auftaucht. Nette Idee! Bei vielen Gesprächen dachte ich,
dass die auch in den Bücherforen im Internet so vorkommen könnten.
Sicher hat eine Leserin, die die Bücher schon
kennt einen Vorteil, sie kann ihre eigenen Erfahrungen mit denen der
Leserundenteilnehmerinnen vergleichen, doch auch ich, die ich nur
ein Buch davon kannte, habe mich sehr gut zu Recht gefunden und
werde ein paar Bücher doch nicht auf das Abstellgleis schieben, wie
ich es vorher, voller Vorurteile, getan hätte.
Das Buch könnte ich mir auch sehr gut als Film
oder Mini-Serie vorstellen - und dann mit mehr Tiefgang als z.B.
Bridget Jones ... (ruft er an - ist hier nicht Hauptthema).
Vielleicht ein 12-Teiler - je Buch und Vorgeschichte eine 45-Minuten
- Episode.
Wenn für die Titel und Coverwahl dieses Buches
separate Punkte vergeben würden gäbe es keine. Was der Flieder mit
dem Buch zu tun hat, ist mir bis zum Ende nicht klar geworden. Da
sollte man doch lieber das
englische Original betrachten.
Ich habe mich vom Titel nicht abschrecken
lassen und sehr gut unterhalten. Tipps habe ich auch genügend
mitgenommen. Die menschlichen Schicksale haben mich vor allem am
Ende, viele Tränen vergießen lassen. (Binchen, Februar 2006)
Bewertung: ***/****
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)