Auszug: "Ich fiel einer Verkäuferin auf. Ein
ausgesprochen hübsches Mädchen. Sie sprach mich an, ob sie mir
helfen könne, fragte sie mich. Der gestärkte grellweiße (Ariel)
Arbeitskittel lag straff auf ihrem Busen. Auf dem Namensschild
stand Frl. Ursula. Sie lotste mich zum Ölsardinenregal, das
heißt, ich hatte die Ehre, hinter ihr herzugehen. Bitte schön,
sagte sie und lächelte mich an."
Ist dieses Buch ein Männerbuch? Diese
Frage stellte sich mir nach den ersten Seiten. Es geht nämlich
wirklich nur um das Eine: Wie bekomme ich eine Frau dazu, mit mir
"ins Bett" zu gehen. In kleineren und größeren
Männerrunden wird mit Erlebnissen geprahlt und mit Eroberungen
geprotzt, dass es eine wahre Wonne ist. Aber beim Weiterlesen
merkt man, dass diese Geschichten nur Mittel zum Zweck sind.
Heiner Link karikiert meisterhaft das Bürgerliche, das Leben in
der Reihenhaussiedlung, die Männerrunde im Golf-Club als Zeichen
dafür, dass man es geschafft hat.
Link erzählt auf zwei verschiedenen
Ebenen. Als roter Faden der Geschichte erinnert sich der
Ich-Erzähler über sein Werben um Frl. Ursula mit allen Höhen
und Tiefen. Die Gegenwart spielt sich in der Reihenhaussiedlung in
einem Münchener Vorort ab, wo er sich von seinem Nachbarn in den
noblen Golf-Club locken lässt und dort nicht nur die
Clubsekretärin becirct, sondern mit Klosprüchen von Peter
Handtke die geordnete Welt der High Society durcheinander wirbelt.
Der Erzählstil des Autors ist begnadet
komisch und auf einem hohen Niveau. Bei der Beschreibung der
ersten Golfrunde des Ich-Erzählers mit dem Nachbarn habe ich
Tränen gelacht. Die honoren Golfpartner sah ich bildlich vor mir.
Und auch der Ausflug mit Frl. Ursula im geliehenen Auto der Mutter
ist absolut klasse beschreiben. Natürlich endet der Ausflug im
Fiasko, nachdem es reichliche Ermahnungen im Vorfeld gegeben hat.
Diese Episoden werden so trocken komisch erzählt, dass man meint,
wirklich dabei gewesen zu sein. Nacherzählen ist eigentlich
unmöglich.
Den letzte Teil fand ich nicht ganz so
gut. Der Golf-Club unternimmt eine Reise nach Havanna, der
Ich-Erzähler erlebt diesen Aufenthalt fast nur im Delirium und
probt ein letztes Mal in Gedanken den Aufstand.
Insgesamt hat mir das Buch aber sehr gut
gefallen. Ich habe in letzter Zeit selten einen Autor gelesen, der
so genau beobachtet und seine Gedanken ironisch in eine Geschichte
packt. Und wann bekommt man als Frau schon auf so köstliche Art
und Weise alle seine Vorurteile über die Gedankenwelt der Männer
bestätigt *gggg*?. Leider ist Heiner Link kurz nach
Fertigstellung dieses Manuskripts bei einem Motorradunfall
verstorben. (Lucy)