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Rezension

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Inhalt:

Unser aller lieber türkischer Mitbürger Osman Engin hat als seinen persönlichen Integrationsbeitrag das Weihnachtsfest entdeckt. Er kennt wie immer keine halben Sachen sondern möchte Weihnachten feiern wie wir "Eingeborenen". Da kommen ihm die Tipps seiner deutschen Arbeitskollegen in Halle 4 gerade recht - die müssen es ja schließlich wissen. Bestens präpariert überlässt er nichts dem Zufall sondern legt mit seiner Familie eine furiose Generalprobe hin, die seinen Nachbarn Tränen der Rührung in die Augen treibt.

Danach geht es jedoch nicht mehr so reibungslos weiter. Eine schier endlose Zahl von Fallen und Fettnäpfchen warten auf Osman. Doch er ist unermüdlich und unerschütterlich durch nichts von seinem Plan abzubringen. Schließlich war der heilige St. Nikolaus ja ein Landsmann aus der antiken türkischen Stadt Myra.

Meine Meinung:

Beim Lesen fiel mir ein uralter Witz ein. Sagt der Italiener "um die Ecke" zu einem Deutschen über die türkischen Gastarbeiter: "Ich finde nix gut, die ganzen Ausländer in unser Land zu holen." Doch mit dem Ich-Erzähler und Satiriker Osman Engin kann dieser Witz bei Weitem nicht mithalten. Unnachahmlich ist seine Art, die Probleme seines literarischen Doppelgängers mit Deutschland und uns Deutschen so zu schildern, dass wir uns plötzlich mit Osman identifizieren, sozusagen in seiner Haut stecken und dabei unbemerkt die Seiten gewechselt haben. 

Wer kann sich nicht hineinfühlen in die Tücken, die das Schenken und Beschenkt werden mit sich bringen, in die Diskussionen darüber, welche Kriterien ein Weihnachtsbaum zu erfüllen hat, in die Freude darüber, wieder einmal die ganze liebe Verwandtschaft beköstigen zu dürfen. 

Die christlichen Kirchen werden immer leerer, doch Weihnachten scheint ihr großer Hit, ihr Exportschlager zu sein. So hat bereits der Hollywood-Schauspieler und Komiker Adam Sandler seinen "Chanukka Song" für jüdische Kinder als kleinen Ausgleich für die fehlenden Weihnachtslieder geschaffen. In Osman Engins sechstem dtv-Taschenbuch macht das Weihnachtsfest zur großen Freude seiner kleinen Tochter Hatice nun auch vor dem Islam nicht halt. Mit typisch türkischer Geschäftstüchtigkeit hat sie schnell den praktischen Nutzen erkannt, der in der Adaption fremden Kulturgutes liegen kann: Es gibt Geschenke wie zum Geburtstag! 

Doch "Getürkte Weihnacht" ist mehr als nur ein Buch zum Schmunzeln. In Zeiten, in denen die Nachrichten - immer noch und immer wieder neu - voll sind von den Folgen des 11. Septembers und Irak-Kriegs, voll von Intoleranz und Konfrontation bis hin zum Hass, in solchen Zeiten ist ein Buch wie dieses auch ein kleiner Beitrag zu gegenseitigem Verständnis und damit zu mehr Miteinander.

Wer jetzt neugierig auf mehr über Autor und Werk geworden ist oder noch nicht wusste, dass Osman Engin bereits vor seiner Zeit bei dtv eine Reihe von Büchern geschrieben hat, dem sei seine Internetseite www.osmanengin.de wärmstens empfohlen. Dort findet man auch Lese- und Hörproben, vom Autor selbst gelesen. (Arno)

Bewertung: **** 

( * schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Infos: 155 Seiten, Taschenbuch, dtv, 6,90 €

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© 1998 Buecher4um, erstellt am 03.01.2007, letzte Änderung am 11.04.2007, Layout by abrakan