Inhalt:
Neil LeHaye hat
es als Autor, Journalist und Mensch gerade nicht leicht. Sein
letztes Buch über die Verhältnisse in Guantanamo haben ihm außer
Beschimpfungen als Nestbeschmutzer nichts eingebracht. Seine Ehe
ist kaputt und glücklich ist er schon lange nicht mehr.
Bei seiner
Suche nach einem neuen Projekt, kehrt er zu seinen ursprünglich
enthusiastischen und idealistischen Wurzeln zurück. Er will die
Welt aufrütteln. Welchen Preis wird er dafür zahlen? Das wird
ihm erst während seiner Ermittlungen klar, als Bedrohungen auch für
seine Kinder eingehen.
Sein Interesse
gilt den frühen AIDS-Kranken, deren Behandlung und den ersten Forschern rund um diese Krankheit. So trifft er auf
Victor Sanchez, den Wunderknaben aus dieser Zeit und vielen
Unstimmigkeiten in dessen Biographie. Anfangs sind es
nur Merkwürdigkeiten, die ihm in dessen Lebenslauf auffallen,
diese wachsen sich jedoch zu Ungeheuerlichkeiten aus. Beatrice
Sanchez, Victors Tochter ist höchstgradig in diese
wissenschaftlichen Fragen verstrickt.
Durch seine
Internet-Forschung findet Neil Beatrice in Alaska, wo Mr. Sanchez zusammen
mit einem weiteren Wissenschaftler das geheime Labor eines
Pharmakonzerns leitet. Auch Beatrice ist ein Teil des
Wissenschaftlerteams.
Warum forscht
Sanchez nur noch in seinem versteckten Labor? Welche Geheimnisse
verbirgt er? Hatte er doch schon ein Medikament gegen
Aids gefunden? Woran wird in den Labors wirklich gearbeitet?
Welchen Einfluss hat der beinahe allmächtige 'Mr. President' des
Pharmaunternehmens? und
last but not least - Wie steht die US-Regierung dazu?
Fragen über
Fragen, die Beatrice und Neil nun scheinbar gemeinsam angehen können.
Meine Meinung:
Ein
Roman, der wie reine Science-Fiction anmutet und das von einer
Autorin, die bisher für ihre historischen Romane bekannt ist.
Kann sie auch dieses Genre bedienen?
Eines
vorweg, leider ist dieser Roman weitgehend keine Science-Fiction.
Genforschung ist ein heikles Thema, das allein schon durch
Berichte über das Klonen in Nordkorea in der Tagespresse
behandelt wird. Keine Zukunftsmusik, sondern in der Wissenschaft
aktuell.
Der
11. September hat die Amerikaner zu noch mehr zur Schau gestelltem
Patriotismus bewogen, als es für mich vorstellbar war. Die Abgründe,
die sich da schon in der Tagespolitik auftun, sollten doch genügen
- hoffte ich. Doch mit diesem Buch, und den Ausführungen von Frau
Kinkel zu ihrer Recherchearbeit (siehe Link unten), hat sie mich
noch stärker aufschrecken lassen, als die eindringlichen
Diskussionen mit meinem Freund es vermocht haben.
Aber
egal, ob Historie, Fiktion oder (Beinahe-) Wirklichkeit, Tanja Kinkel kann
Geschichten erzählen.
Sie
baut glaubwürdige Personen und Situationen auf, steigert die
Spannung gekonnt und schafft es, dass ich mich mit den Personen
identifiziere, wie schon in den historischen Romanen. Neil war mir
sofort sympathisch, und auch mit einigen Charakterzügen von
Beatrice konnte ich mich sofort anfreunden. Selbst die Fieslinge
sind klasse gezeichnet und nicht alle sind eindeutig tiefschwarz.
Der Lesesog entsteht schon auf den ersten Seiten.
Die
Spannung wird aufgebaut und hinzu kommt bei mir, dass ich die
Wege, die die Protagonisten in Alaska benutzen, im Geiste
teilweise nachfahren kann, weil ich im vorletzten Jahr auch dort
war. Die Gegend um Seward und den Exit-Glacier habe ich noch
deutlich vor Augen, die Einsamkeit der Region und die Stimmungen
dort sind wunderbar eingefangen. Dort könnte ein solches Labor
ohne Probleme versteckt sein, die Wege und die Gegend sind dafür
prädestiniert.
Der
Spannungsaufbau ist der Autorin wunderbar gelungen, jedoch bin ich
mit der Auflösung der Geschichte nicht glücklich geworden. Das
liegt allerdings an mir, denke ich, und nicht am Roman. Für die
Linie, die darin vertreten wird, ist das Ende einleuchtend, es
wurde stringent darauf hingearbeitet. Zum Schluss durfte man wirklich das
Atemholen ob der Konsequenzen nicht vergessen. Kleiner
Schwachpunkt war die Zeit, die dem Ende gewidmet wurde: Es war
nicht so gut vorbereitet und ausgebaut, wie die
Spannungsaufbaukurve.
Ohne
etwas vorweg zu nehmen, kann ich hier nicht sagen was mir fehlte -
allerdings können es diejenigen, die mich kennen schon erahnen?
Ich sag nur: Auch Elinor aus dem Tintenherz würde die
Geschichte nicht gefallen. (Binchen,
März 2004)
|
findet man die
Homepage von Tanja Kinkel, mit Infos und Diskussionsforum
um ihre Bücher, und einem monatlichen Gewinnspiel. |
Bewertung: ***
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos: 448 Seiten - Frankfurter
Verlagsanstalt, ISBN 3-627-00109-5
|