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Rezension

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Inhalt:

1917: Im Osten Frankreichs tobt der Krieg. Unzählige Menschen finden den Tod an der Front, während an einem nahegelegenen Dorf der Krieg vorbeigegangen ist. In diesem friedlichen Dorf hält die Grausamkeit jedoch auch Einzug. Belle de jour, wie die Tochter des Gastwirts der Ortschaft zärtlich genannt wird, wird tot aufgefunden. Einen Mann lässt diese Geschichte nicht los, da auch sein Schicksal auf verschlungenen Wegen mit dieser Tat verbunden ist. Ebenso wie das vieler anderer: Der Staatsanwalt, der Richter, die hübsche und scheinbar unbeschwerte Lehrerin Lysia Verhareine, zwei Deserteure und andere Seelen sind damit verknüpft – und keine ist ungetrübt, alle sind sie grau.

Meine Meinung:

Ein bemerkenswertes Buch. Selten wurde vom Grauen des Krieges ein so eindringliches Bild gezeichnet. Einerseits durch Claudels Sprache. Die ist nicht nur wunderschön und melancholisch, sondern skizziert durch einen scheinbar leicht dahingeschriebenen Satz die Grausamkeit und Sinnlosigkeit des Krieges. Eindringliche und auf eigenwillige Art von Schönheit beseelte Szenen eröffnen sich dem Leser, eingebettet in feinste Sprache.

Andererseits aber über den Kontrast des scheinbar idyllischen Dorfes zur nahegelegenen Front. Wenn Lysia Verhareine sich ein stilles Fleckchen sucht und inmitten von Vogelgezwitscher, Sonne und Frieden am Horizont Richtung des nicht weit entfernten Schlachtfelds blickt, dann hat das etwas befremdliches. Es scheint so falsch. Sommertag und Natur passen so gar nicht zu den zerstörerischen Truppen. Und doch ist es genau richtig: Krieg ist absurd. Krieg findet statt, bei jedem Wetter. Auch bei heiterer Sonne und friedlichem Vogelgezwitscher, die sich vom fernen Geräusch verheerender Bomben nicht beirren lassen.

Was mich stellenweise leicht irritiert hat, sind die nicht immer geordneten Zeitebenen, in denen die Geschichte erzählt wird. Mal ist eine Szene beschrieben, die chronologisch erst später angesiedelt sein müsste. So sind tote Menschen plötzlich wieder in Aktion, ohne dass Claudel den Leser wissen lässt, dass es hier wieder einen Zeitsprung gibt. Das ist aber nur halb so verwirrend, wie es sich anhört. Und eigentlich hat es auch einen Reiz. Denn es packt diese Geschichte zusätzlich in einen grauen Schleier, der alles miteinander verbindet und nichts trennt: Gut nicht von Böse und Tod nicht von Leben. Denn auch die Toten gehören zur Geschichte und erhalten durch die Vermischung einen besonderen, betrüblichen Glanz. Tote Gesichter legen sich über lebendige und somit entsteht eine in sich isolierte Welt, von der der Erzähler hier berichtet. (Petra)

Bewertung: ****

( * schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Infos: 240 Seiten, gebundene Ausgabe, Rowohlt Verlag, 19,90 €

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© 1998 Buecher4um, erstellt am 06.08.2005, letzte Änderung am 31.08.2005, Layout by abrakan