Inhalt:
Eine frühe
Version der Familie Flodder rettet das Krippenspiel.
Die Herdmanns
sind schlimm, darüber ist man sich in der Kleinstadt einig.
Sie klauen, prügeln sich, rauchen – kurz: sie sind einfach unmöglich.
Aber wie sollte es auch anders zugehen, wenn sich so viele Kinder
alleine großziehen, da der Vater verschwunden ist und die Mutter
es vorzieht Doppelschichten zu arbeiten.
In der Schule
will auch kein Kind neben einem Herdmann-Kind sitzen, aber
irgendwen trifft es immer, so dass stets einige besser über die
Herdmanns Bescheid wissen, als andere. Sogar die Lehrer sehen zu,
dass kein Kind der Herdmanns, trotz seiner schlechten Leistungen sitzen bleibt,
damit nicht zwei gleichzeitig in einer Klasse landen.
Als jemand erzählt,
dass es beim Krippenspiel der Sonntagsschule immer ganz viele Süßigkeiten
gibt, hat die Sonntagsschule plötzlich einige Schüler mehr. Die
Herdmanns sind interessiert und durch Einschüchterung der
Standardbesetzung gelingt es ihnen, alle Hauptrollen zu besetzten.
Ein Alptraum für die Kleinstadt? Nein, denn erstens ist
endlich mal was los in der Stadt und zweitens schaffen diese
Kinder es, dass das Krippenspiel endlich verstanden wird.
Meine Meinung:
Ein wunderbares
Weihnachtsbuch. Lebendig, zum Vorlesen und selber lesen.
Eine Kleinstadt
mit verlogenen eingerosteten Routinen, wer kennt solche Kreise
nicht. Dazu gesellen sich diejenigen, die in einer solchen Stadt
alles an sich reißen, alles (besser) wissen, und alles
organisieren. Der Kontrast dazu: Die verlotterte Kinderbande, die
es schafft Lehrer und die freundlichen Organisatoren des
Krippenspiels ein wenig
aufzumischen.
Wer sich das
vorstellen kann, darf jetzt weiter lesen.
Das Leben in
einer solchen Gemeinschaft ist von festen, langweiligen Regeln,
geschrieben und ungeschrieben, bestimmt. Was kann solch einer
Gemeinschaft besseres passieren, als dass sie einfach einmal
aufgerüttelt wird? Ein paar ‚Normaldenkende’ finden sich
häufig auch in solch einer Gemeinschaft. Wenn diese einmal
gezwungen werden die Fäden in die Hand zu nehmen, dann passiert
plötzlich etwas. Wird es dann noch so selbstverständlich
formuliert wie hier, ist es einfach nur gut.
Die
Herdmann-Kinder kennen keine Regeln, außer dem Gesetz des Stärkeren,
haben aber ein große Portion Realitätssinn. Von Jesus haben die
Herdmanns noch nichts gehört, und so sind sie die Einzigen, die
das Krippenspiel noch nicht kennen. In salbungsvollen Worten
beginnt man den Handlungsverlauf zu schildern, jedoch sind
aktuelle Beispiele von Nöten, damit die Kinder sich vorstellen können,
was wirklich geschah. Und siehe da, durch die notwendige Übersetzung
wird auch den anderen Mitspielern, und natürlich den Lesern,
wieder klar, warum wir Weihnachten wirklich feiern.
Nicht mehr das nachplappern der allgemeinen Floskeln ist
gefragt, sondern echtes Nachdenken.
Die
Illustrationen im Buch sind einfache Strichzeichnungen. Da hätte
ich mir etwas freundlicheres gewünscht, aber das sehen Kinder
vielleicht nicht so streng.
Ein kindgerecht
formuliertes Buch zur Weihnachtszeit (ab ca. 7 Jahre), das zum
Lachen und zum Nachdenken anregt.
Jedes Jahr auch für Erwachsene wieder gut. (Binchen, im November 2004)
Bewertung: ****
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos: ca. 100 Seiten, Verlag:
Oetinger, in Deutschland erstmals erschienen 1974, Preis: 9,90
Euro, Originaltitel: THE BEST CHRISTMAS PAGEANT EVER
|