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Rezension

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Inhalt:

Lilly, Ela und Carl sind eine fröhliche Familie. Lilly vergöttert ihre Eltern. Sie ist ein folgsames, viel zu höfliches, argloses und freundliches Kind, dass ihren Eltern, die sie nicht Mutter und Vater nennen darf, Freude machen will. Ihr Leben ändert sich bedrohlich, als sich herausstellt, dass sie keine Geschwister mehr bekommen wird. Ela unternimmt einen Selbstmordversuch und bei Großtante Bella untergebracht, erfährt Lilly, was es heißt von der geleibten Mutter getrennt zu sein - für sie ein Albtraum. 

Wie froh ist Lilli als sie wieder zurück darf. Ela ist zuversichtlich und aufgekratzt, denn sie werden ein Pflegekind in die Familie holen und so endlich eine richtige Familie sein. 

Das Pflegekind entwickelt sich jedoch nicht nach Elas Erwartungen, es ist ganz und gar nicht wie Lilly, sondern völlig verstört. Lotta spricht nicht richtig, isst nur Brei und muss auch mit 5 Jahren gewindelt werden. Anfangs versucht Ela noch das kleine Mädchen zu integrieren, als das jedoch nicht gelingt und Geld- und Beziehungsschwierigkeiten hinzu kommen, verfällt Ela dem Alkohol und vernachlässigt das Pflegekind. Einzig Lilly kümmert sich um ihre Schwester. Sie bemüht sich in ihr eine echte Schwester zu sehen und versorgt sie, wie sie es kann. Sie hat dabei jedoch ein schlechtes Gewissen, dass sie sich die Zeiten, da alle noch eine glückliche Familie ohne Pflegekind waren, zurück wünscht. 

Nachdem diverse Hilferufe ungehört bleiben, sucht Lilly eine Lösung für das Problem ohne die Loyalität gegenüber Ela und Carl zu verletzen. 

Meine Meinung:

Ein atemberaubendes Buch mit einer unerträglichen Spannung, obwohl diese eigentlich schon nicht mehr existieren könnte, da das Buch mit dem Ende der Geschichte anfängt. Dem Lesesog konnte ich mich nicht entziehen, obwohl das Buch weder positiv ist noch das Ende unbekannt. Diese furchtbare Geschichte beruht auch noch auf Tatsachen. Gelesen habe ich sie an zwei Abenden - länger hätte ich die Spannung kaum ertragen können.

Erzählt wird sie aus der Sicht von Lilly, der 12-jährigen Tochter, in deren schlichter Sprache. Es sind ihre kindlichen Überlegungen an denen der Leser teil hat. Lilly sitzt auf der Polizeiwache und kann keine Auskünfte darüber geben, wie die schrecklichen Umstände zu Stande gekommen sind. Sie kann sich einfach nur erinnern - und an diesen Gedanken erkennen wir als Leser, was die Polizei so gerne wissen möchte.

Wir lernen Ela, die schöne Mutter kennen, die so fröhlich sein kann, wenn alles nach Wunsch geht. Carl, der Ela beinahe bedingungslos ergeben ist, die Nachbarn, das Jugendamt, Lillys Lehrerin und natürlich Lilly. Sie führt uns durch ihr bisheriges Leben. Arglos zeichnet sie ein Bild von Ela, der es alle versuchen Recht zu machen. Lilly duldet keine Angriffe gegen sie, ihre ganze Loyalität gilt ihrer Mutter und auch Carl. Es geht niemanden etwas an, wie es in der Familie zugeht, und das ist auch der Teufelskreis in dem sich Lilly befindet. Sie erkennt langsam, dass etwas schief läuft, aber wie soll sie es zur Sprache bringen ohne die Eltern anzuklagen? Und vor allem: Wer hört ihr zu? 

Das Buch ist nicht nur negativ. Lilly denkt auch an die glücklichen Zeiten, als alles noch gut war, jedoch immer vor dem Hintergrund, dass sie es sich so zurück wünscht und sie deshalb ein schlechtes Gewissen hat. 

Die Verzweiflung von Lilly wird immer greifbarer und die Wut über den schwachen Carl, der nichts gegen Ela unternimmt und vor allem über Ela, die doch gegen alle Einwände bekommt was sie will und danach den anderen die Schuld für alle Schwierigkeiten zuschiebt, wuchs beim Lesen ständig an. 

Wie oft muss sich Lilly noch erzählen, dass sie doch auch glückliche Momente im Leben hat. Wie viel Kindheit wird ihr noch von Ela genommen? - Und wie schwer hat sie es sich gegen Ela für ihre Ziehschwester einzusetzen! 

Sie schreit nicht einmal auf, als sie auf der Wache gefragt wird, warum sie nichts dagegen getan hat. Niemand hat ihr geholfen - und sie wird auch noch angeklagt! 

Genial gelungen ist dann die Schlussszene. Von Anfang an war mir an dieser Familie etwas merkwürdig vorgekommen, am Ende wird das nicht geklärt, nur gibt es so noch mehr Stoff zum Nachdenken. Was hat sich das Autorinnenduo wohl bei diesem Schluss gedacht? 

Fazit: Ein starkes, kleines Buch für starke Nerven. (Binchen im Mai, 2003)

Bewertung: **** 

( * schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Infos: HC, Diogenes, 224 S., erschienen September 2002, ISBN 3-257-06317-2 Euro 17.90 / sFr 30.90 

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© 1998 Buecher4um, erstellt am 15.05.2003, letzte Änderung am 14.01.2004, Layout by abrakan