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Rezension

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Inhalt:

Zum Autor: Anne Tyler wurde 1941 in Minneapolis geboren. Sie hat insgesamt 16 Romane geschrieben und erhielt für ihren Roman „Atemübungen“ den Pulitzer-Preis. „Die Reisen des Mr. Leary“ wurde verfilmt.

Zum Inhalt: Erzählt wird die Geschichte von Michael und Pauline. Sie lernen sich kennen, heiraten, bekommen drei Kinder und gelten als das Traumpaar. Doch sind sie das wirklich? Beide müssen auf schmerzliche Weise erfahren, dass ein gemeinsames Leben nicht immer so ist, wie es zu Anfang scheint. Sie durchleben viele Höhen und noch mehr Tiefen und bleiben doch bis ins hohe Alter auf eine besondere, ihnen eigene Art, miteinander verbunden.

Meine Meinung:

„Jeder in der Stadt konnte erzählen, wie Michael und Pauline sich kennen gelernt haben.“ 
So beginnt der Roman von Anne Tyler. Sie erzählt die Geschichte zweier Menschen, die sich 1941 in den Kriegswirren kennen und lieben lernen. Sie heiraten. Damit enden normalerweise Romane und wir als Leser sinken seufzend in uns zusammen und träumen ebenfalls von der großen Liebe. Doch hier ist es anders. An dieser Stelle beginnt der eigentliche Roman. Er beginnt dort, wo auch das Leben normalerweise beginnt. 
Dies verdeutlicht die Autorin schon in ihrem Schreibstil: Das erste Kapitel ist eine Art Hinführung zur Hauptgeschichte. Die Sprache und die Darstellungsweise sind erzählend und rückblickend. Auch die Atmosphäre des ersten Kapitel unterscheidet sich von den anderen: Erkennbar wird dies einerseits die Anteilnahme der Nachbarschaft an dieser Beziehung und am Leben dieser beiden Menschen. Es ist schon erstaunlich. Ich stellte mir in jeder Situation die Frage: Sind diese Menschen nie alleine? Haben sie kein Zuhause. Die Nachbarschaft war immer zugegen. Zum anderen beschreibt Anne Tyler dies in einem ironischen und amüsanten Ton. 

Im zweiten Kapitel stecken beide schon mitten in ihrer Ehe und das erste Kind, Lindy, ist bereits da. 
Hier ändert sich nicht nur der Ton, sondern auch die Atmosphäre. Was vorher amüsant klang, klingt nun verletzt. Was vorher ironisch war, ist nun eher sarkastisch. Auch die große Anteilnahme der Nachbarschaft ist verschwunden und geblieben sind nur Michaels Mutter und ein paar alte Freundinnen von Pauline.
Ich fühlte mich, genauso wie das Paar, aus den ersten liebevollen Jahren gerissen und in die Realität geschleudert. 
Auch dieses scheinbar so perfekte Paar muss erkennen, dass das gemeinsame Leben seine eigenen Spielregeln bereithält. Anne Tyler beschreibt drastisch, aber auch warmherzig, wie die Familienidylle durch die unzähligen Kleinkriege zwischen Pauline und Michael zu zerbrechen droht. Der Leser wird Zeuge einer Beziehung, die eigentlich von Anfang an zum scheitern verurteilt ist. Daran lässt die Autorin keinen Zweifel. Immer wieder musste ich denken, wieso bleiben die beiden zusammen. 

Das Buch ist für meine Begriffe, nicht der große „epische Roman voller Triumph und Tragödie, voller Hoffnung und Leidenschaft“, für den es der Verlag hält. Auch empfinde ich es nicht als „Beste Unterhaltung für lange Winterabende“. Es ist eher eine reale Alltagsgeschichte mit Tiefgang und Potential. Dieses Paar hat mich doch sehr zum Nachdenken über die Beziehung zwischen Mann und Frau gebracht und die vielen kleinen Nichtigkeiten, über die gestritten werden. Letztlich stellen sie nur kleine Machtkämpfe dar, die eigentlich völlig unnötig sind. Man beginnt unweigerlich darüber nachzudenken, warum dies so ist. Warum man sich auch in seiner eigenen Beziehung immer wieder dazu hinreißen lässt, über Unnötiges zu diskutieren und zu streiten.
Auch ist der Roman nicht, wie auf der Rückseite der Taschebuchausgabe beschrieben: „Im Krieg und in der Liebe“ ist glänzend erzählt und überhaupt kein trauriges Buch“.
Ich empfand den anfänglichen Humor nur zu Beginn des Buches. Im Laufe der Geschichte wurde der ernste Hintergrund immer deutlicher und das Buch begann sich für mich zu wandeln. Es i s t für ein durchaus trauriges Buch, ja sogar tragisches Buch. 


Dennoch ist es ein gelungenes und gutes Buch, da es mich als Leser zum Hinterfragen der eigenen Beziehung und zum Nachdenken anregt.
Empfehlen kann ich das Buch durchaus, allerdings muss man in der Stimmung sein, über sich, sein Verhalten, seine Beziehung zu Männern oder seinem Partner nachdenken zu wollen. 
Wer ein humorvolles, ironisches Buch erwartet, erwartet für meine Begriffe etwas Falsches. (Barbara)

Bewertung: ***

( * schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Infos: 335 Seiten, Taschenbuch-Ausgabe, 8,95 €, erschienen bei List/Ullstein im Januar 2006. 

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© 1998 Buecher4um, erstellt am 31.08.2006, letzte Änderung am 25.11.2006, Layout by abrakan