Banner Buecher4um
Button Home Button Rezensionen Button Neuigkeiten Button Diskussionsforum
Rezension

linie1.jpg (1098 Byte)


Inhalt:

Alex ist Bibliothekar aus Leidenschaft. Doch dies ist nicht die einzige Leidenschaft, der er verfallen ist. Als eines Tages ein Besucher mit dem tragenden Namen Henry James Jesson III. einen Bestellschein bei ihm abgibt, um Einblick in ein Buch zu bekommen für das er sich sehr interessiert, fühlt sich Alex gleich mit diesem altmodischen Herrn verbunden, da sie anscheinend, wie sich recht schnell herausstellt, den gleichen Leidenschaften verfallen sind. Kurz darauf bittet Mr. Jesson Alex um seine Hilfe bei der Suche nach einem verlorengegangenen Kunstgegenstands. Alex ist Feuer und Flamme beginnt in der Bibliothek mit den Recherchen. Die Suche nach Informationen über diesen Gegenstand und seinen möglichen Verbleib innerhalb der Bibliothek reicht jedoch nicht aus. Alex begibt sich auf ein für ihn nicht so vertrautes Feld: Die reale Welt, in der nicht alles seine Ordnung hat, wie er es von seiner sicheren Umgebung in der Bibliothek gewöhnt ist...

Meine Meinung:

Rückschlüsse, ob dass Versprechen das der Name des Autors gibt, hält, was es verspricht, muss sich Allen Kurzweil bestimmt oft gefallen lassen. Fürchten braucht er diesen Vergleich jedoch nicht, denn sollte ich sein Buch mit einem einzigen Adjektiv beurteilen, so würde ich mich bestimmt für kurzweilig entscheiden.

Jede Menge skuriller Figuren. Zum einen, den im wahrsten Sinne des Wortes gebeutelten Alexander (den tieferen Sinn der Doppeldeutigkeit des Wortes ’gebeutelt’ erschließt sich erst beim Lesen dieses Buches), der mehr oder minder unfreiwillig von seinem Auftraggeber aus seiner sicheren, katalogisierten Welt in der Bibliothek herausgerissen wird, um im wahren Leben Recherchen und Ermittlungen durchzuführen. Vielleicht tut Alex das aber sogar ganz gut. Denn seine noch junge Ehe scheint schon fast so verstaubt wie die Bücher von denen er tagtäglich umgeben ist und dieser Auftrag könnte durchaus frischen Wind in die Beziehung bringen.

Zum anderen Henry James Jesson III. - Alexanders Auftraggeber - ebenfalls ein köstlicher Charakter. Antiquiert, wie die Gegenstände mit denen er sich so gern umgibt, altmodisch und doch um so vieles liebenswerter als die geschliffenen modernen Ausgaben es oft sind. Ein Sammler durch und durch.

Zu alle dem noch Nic, die Frau von Alex. Durch und durch Französin, die so lebendig herüberkam und mir so manches Lächeln entlockt hat mit ihrer Theatralik und ihrem französischem Temperament.

Allen Kurzweil treibt es jedoch noch bunter, indem er selbst Nebenfiguren eine gewaltige Portion Leben einhaucht durch die Leidenschaften, denen sie verfallen sind. Von Leidenschaften muss der Autor viel verstehen, denn zu gut sind die Leidenschaften der Figuren hier geschildert, die teils so von ihrer eigenen Welt vereinnahmt sind, dass sie nicht anders können, als diese Passion rund um die Uhr (wiederum eine passende Doppeldeutigkeit, wie jeder erkennen wird, der das Buch gelesen hat) auszuleben.

Außerdem ist hier hervorragend geschildert, welch akribische Arbeit eine ordentliche und gründliche Recherche ist. Der Autor macht Laune selbst mal auf die Jagd nach Quellen, Daten und Informationen zu gehen. So trocken ist das gar nicht, sondern es kann sehr aufregend und spannend sein. Auch dem Katalogisieren kann man nach der Lektüre sicher einiges abgewinnen, wo man hier so liebevoll aufgezeigt bekommt, wie wichtig es ist, damit Niedergeschriebenes nicht verloren geht und problemlos wiedergefunden kann. Denn beinahe nichts ist so wichtig wie das geschriebene Wort - wissen wir Bücher-Liebhaber doch alle! Diese Aussage wird in dieser herrlich frischen Geschichte untermauert. Die angestaubt wirkenden Figuren erhalten gerade dadurch Farbe und Authentizität, dass sie anders sind als die mutigen, lauten Helden, die man so zahlreich in der modernen Literatur findet und machen die Geschichte zu etwas wundervoll Schrillen und Bunten. Alles leicht überspitzt dargestellt, aber genau das macht den Reiz dieses Buches aus und verleiht ihm einen Hauch von Kuriosität. Beste Unterhaltung, mit einem sehr liebevollem Augenzwinkern erzählt.

Fazit: Eine Handlung, die in ruhigen Bahnen verläuft, aber stetig vorangetrieben wird und niemals Langeweile aufkommen lässt, durch den liebevollen Erzählstil, all die netten Details und die originellen Charaktere. Für Menschen, die selbst eine Leidenschaft hegen, steigert sich die Freude an dem Buch sicherlich in einen puren Genuss. Insbesondere wenn diese Leidenschaft mit Büchern, Bibliotheken, Verzeichnissen, Recherchen, Katalogiesieren, Quellenforschung, Notizen, Uhren, Sammlern, Geschichte, Marie-Antoinette, Geheimfächern, Schriften, Historischen Gegenständen, Kunst oder ähnlichem in Zusammenhang steht. (Petra)

Bewertung: ***/****

( * schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Infos: 416 Seiten, gebundene Ausgabe, Luchterhand Verlag, 22,50 €

[Home] [Rezensionen] [Neuigkeiten] [Specials] [Autorenberichte] [Interviews] [Events]
[Tipp des Monats] [Taras Literatur-Film-Tipps] [Dykes Ohrenleser-Tipps] [Diskussionsforum] [Chat]
[Gästebuch] [Links] [Über mich] [Pressespiegel] [AGB] [Impressum/Kontakt] [Disclaimer]
© 1998 Buecher4um, erstellt am 01.03.2003, letzte Änderung am 30.05.2003, Layout by abrakan