Inhalt:
Alex ist Bibliothekar aus Leidenschaft.
Doch dies ist nicht die einzige Leidenschaft, der er verfallen
ist. Als eines Tages ein Besucher mit dem tragenden Namen Henry
James Jesson III. einen Bestellschein bei ihm abgibt, um Einblick
in ein Buch zu bekommen f ür
das er sich sehr interessiert, fühlt sich Alex gleich mit diesem
altmodischen Herrn verbunden, da sie anscheinend, wie sich recht
schnell herausstellt, den gleichen Leidenschaften verfallen sind.
Kurz darauf bittet Mr. Jesson Alex um seine Hilfe bei der Suche
nach einem verlorengegangenen Kunstgegenstands. Alex ist Feuer und
Flamme beginnt in der Bibliothek mit den Recherchen. Die Suche
nach Informationen über diesen Gegenstand und seinen möglichen
Verbleib innerhalb der Bibliothek reicht jedoch nicht aus. Alex
begibt sich auf ein für ihn nicht so vertrautes Feld: Die reale
Welt, in der nicht alles seine Ordnung hat, wie er es von seiner
sicheren Umgebung in der Bibliothek gewöhnt
ist...
Meine Meinung:
R ückschlüsse,
ob dass Versprechen das der Name des Autors gibt, hält, was es
verspricht, muss sich Allen Kurzweil bestimmt oft gefallen lassen.
Fürchten braucht er diesen Vergleich jedoch nicht, denn sollte
ich sein Buch mit einem einzigen Adjektiv beurteilen, so würde
ich mich bestimmt für
kurzweilig entscheiden.
Jede Menge skuriller Figuren. Zum einen,
den im wahrsten Sinne des Wortes gebeutelten Alexander (den
tieferen Sinn der Doppeldeutigkeit des Wortes ’gebeutelt’
erschließt sich erst beim Lesen dieses Buches), der mehr oder
minder unfreiwillig von seinem Auftraggeber aus seiner sicheren,
katalogisierten Welt in der Bibliothek herausgerissen wird, um im
wahren Leben Recherchen und Ermittlungen durchzuführen.
Vielleicht tut Alex das aber sogar ganz gut. Denn seine noch junge
Ehe scheint schon fast so verstaubt wie die Bücher von denen er
tagtäglich umgeben ist und dieser Auftrag könnte
durchaus frischen Wind in die Beziehung bringen.
Zum anderen Henry James Jesson III. -
Alexanders Auftraggeber - ebenfalls ein k östlicher
Charakter. Antiquiert, wie die Gegenstände
mit denen er sich so gern umgibt, altmodisch und doch um so vieles
liebenswerter als die geschliffenen modernen Ausgaben es oft sind.
Ein Sammler durch und durch.
Zu alle dem noch Nic, die Frau von Alex.
Durch und durch Franz ösin,
die so lebendig herüberkam und mir so manches Lächeln entlockt
hat mit ihrer Theatralik und ihrem französischem
Temperament.
Allen Kurzweil treibt es jedoch noch
bunter, indem er selbst Nebenfiguren eine gewaltige Portion Leben
einhaucht durch die Leidenschaften, denen sie verfallen sind. Von
Leidenschaften muss der Autor viel verstehen, denn zu gut sind die
Leidenschaften der Figuren hier geschildert, die teils so von
ihrer eigenen Welt vereinnahmt sind, dass sie nicht anders k önnen,
als diese Passion rund um die Uhr (wiederum eine passende
Doppeldeutigkeit, wie jeder erkennen wird, der das Buch gelesen
hat) auszuleben.
Au ßerdem
ist hier hervorragend geschildert, welch akribische Arbeit eine
ordentliche und gründliche Recherche ist. Der Autor macht Laune
selbst mal auf die Jagd nach Quellen, Daten und Informationen zu
gehen. So trocken ist das gar nicht, sondern es kann sehr
aufregend und spannend sein. Auch dem Katalogisieren kann man nach
der Lektüre sicher einiges abgewinnen, wo man hier so liebevoll
aufgezeigt bekommt, wie wichtig es ist, damit Niedergeschriebenes
nicht verloren geht und problemlos wiedergefunden kann. Denn
beinahe nichts ist so wichtig wie das geschriebene Wort - wissen
wir Bücher-Liebhaber doch alle! Diese Aussage wird in dieser
herrlich frischen Geschichte untermauert. Die angestaubt wirkenden
Figuren erhalten gerade dadurch Farbe und Authentizität, dass sie
anders sind als die mutigen, lauten Helden, die man so zahlreich
in der modernen Literatur findet und machen die Geschichte zu
etwas wundervoll Schrillen und Bunten. Alles leicht überspitzt
dargestellt, aber genau das macht den Reiz dieses Buches aus und
verleiht ihm einen Hauch von Kuriosität. Beste Unterhaltung, mit
einem sehr liebevollem Augenzwinkern erzählt.
Fazit: Eine Handlung, die in ruhigen
Bahnen verl äuft,
aber stetig vorangetrieben wird und niemals Langeweile aufkommen
lässt, durch den liebevollen Erzählstil, all die netten Details
und die originellen Charaktere. Für Menschen, die selbst eine
Leidenschaft hegen, steigert sich die Freude an dem Buch
sicherlich in einen puren Genuss. Insbesondere wenn diese
Leidenschaft mit Büchern, Bibliotheken, Verzeichnissen,
Recherchen, Katalogiesieren, Quellenforschung, Notizen, Uhren,
Sammlern, Geschichte, Marie-Antoinette, Geheimfächern, Schriften,
Historischen Gegenständen, Kunst oder ähnlichem
in Zusammenhang steht. (Petra)
Bewertung: ***/****
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos: 416 Seiten,
gebundene Ausgabe, Luchterhand Verlag, 22,50 €
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