Wer bin ich?
Und wie möchte ich sein? Diese Fragen sollte man sich vielleicht
zunächst einmal stellen. Oft weicht unser zur Zeit präsentes Ich
stark von dem ab, was wir eigentlich sein möchten. Wir meinen,
vieles hindert uns daran, wir selbst zu sein. Entschuldigungen
gibt es Tausende dafür, nicht so zu sein, wie wir es uns wünschen
würden. Denn man muss ja auch Rücksicht auf andere nehmen. Man
selbst zu sein ist oft aber viel weniger rücksichtslos als wir
glauben. Vielmehr dient uns diese Rücksicht auf die Bedürfnisse
und Erwartungen anderer Menschen als Ausrede dafür, endlich das
zu sein, was wir möchten. Denn ein selbstbestimmtes Leben muss
selbst angegangen werden. Ein lohnenswerter Weg, den wir uns
scheuen zu gehen. Mathias Jung nimmt mit seinem Buch die Angst vor
der Selbstfindung und ermutigt zu einem Leben, das wirklich eines
ist. Denn wer nur angepasst lebt, ist eigentlich nicht wirklich
lebendig...
Meine
Meinung:
Das Leben ist
eine Baustelle. Diesen Satz kennt sicher jeder. Mathias Jung nutzt
ihn um deutlich zu machen, dass das Leben nie fertig sondern von
ständiger Veränderung geprägt ist. Wir sind – wie er so schön
sagt – die Architekten. Wir sind in unserer Gestaltung ziemlich
frei, haben viele Baustoffe und –Steine zur Verfügung, müssen
nur anfangen mit ihnen zu bauen.
Tun wir es
nicht, geht der Strom des Lebens automatisch weiter, an uns
vorbei. Doch wenn es nur das wäre: wir bestimmen nun nicht mehr
selbst, wie unser Lebensbauwerk aussehen soll sondern es wird
fremdbestimmt.
Was sich zunächst
abstrakt anhört, erleben viele Menschen tagtäglich und ahnen
nicht, dass das nicht so sein muss. Dass sie die Bauleitung selbst
in die Hand nehmen können und sollten. Wer es nicht tut, verkümmert,
wird psychisch (oft auch physisch) krank und wird irgendwann
feststellen, dass er sich sein Leben ganz anders vorgestellt hat.
Dabei wäre es so einfach gewesen:
Selbstfindung
statt Selbstverleugnung, auch wenn das Veränderung bedeutet und
Veränderung immer auch Abschied von Gewohntem mit sich trägt.
Gewohntes gibt uns zwar ein Gefühl der Sicherheit, aber oft
erkennen wir beim Klammern an unsere Sicherheit nicht, dass wir
uns eigentlich schon lange mit einer gewissen Situation gar nicht
mehr identifizieren oder gar die Situation nie selbst gewählt
haben. Ein Schritt in eine andere Richtung ist erst einmal
unsicher und unbequem. Aber lohnenswert wenn es ein Schritt zu uns
selbst ist. Mathias Jung gibt dem Leser Mut zu sich selbst zu
finden anstatt sich immer weiter von sich und seinen Bedürfnissen
und Vorstellungen zu entfernen. Und damit bietet er dem Leser eine
große Hilfe zu Glück und einem erfüllten Leben zu finden. Denn
schon Hermann Hesse wusste: „Wir verlangen, das Leben müsse
einen Sinn haben, aber es hat nur ganz genau so viel Sinn, als wir
selbst ihm zu geben imstande sind.“
Folgen Sie
Mathias Jung und bekommen Sie eine neue Vorstellung von ihrem Ich,
dass wir Menschen oft allzu gern verleugnen. Nicht so einfach,
denn an jeder Ecke werden uns – symbolisch betrachtet –
Schilder entgegengehalten, auf denen wir von anderen beeinflusst
werden (Werbung, TV, andere Menschen mit eigenen Bedürfnissen,
etc.). Oder: werden sollen – fangen Sie an Ihre eigenen
Entscheidungen zu treffen, die Ihren Bedürfnissen gerecht werden.
Sehen Sie Ihre Lebensbaustelle als Abenteuerspielplatz. Dieses
Buch hilft dabei.
Anmerkung: Mathias Jung
ist Philosoph und Psychologe. Er zitiert in diesem Buch viele große
Dichter, Denker, Philosophen, die sich umfassend mit dem hier
behandelten Thema befasst und offensichtlich Mathias Jung stark
geprägt haben. Somit ist dieses Buch auch eine Fundgrube für
mutmachende Zitate großer Persönlichkeiten wie z. B. Friedrich
Nietzsche, Hermann Hesse, Heraklit, Bertolt Brecht, Heinrich Heine
u.v.a.. Auch Stanislaw Jerzy Lecs „Unfrisierte Gedanken“, die
hier Jung an vielen Stellen zitiert, sind ausgesprochen
interessant. Wie z. B. direkt zu Anfang: „Die meisten Menschen
sind Mörder. Sie töten einen Menschen. In sich selbst.“ (Petra)