Inhalt:
Quire Close - ein Kirchendorf
irgendwo in England. Jeder weiß Bescheid über jeden, Intrigen
und Klatsch sind das Salz in der Suppe des täglichen Lebens. Das
ist nicht wirklich die Welt der Sophie Lilburn, erfolgreiche
Fotografin aus London. Dennoch zieht sie ihrem Mann Chris zuliebe
in das verschlafene Nest mit der riesigen Kathedrale. Chris tritt
dort eine neue Stelle als Lehrer an und verwirklicht zudem seinen
Traum, in einem Kirchenchor zu singen. Während er sich in Quire
Close schnell einlebt, bekundet Sophie immer mehr Mühe mit dem
Spießbürgertum.
Elf Jahre früher fahren die
beiden Schwestern Jacqueline und Alison Darke zum ersten Mal
allein in den Urlaub. Die beiden Töchter etwas älter als 20
Jahre und wurden von ihren Eltern, Mitglieder einer baptistischen
Gemeinde, streng konservativ erzogen. Für Jacquie, die nach
diesem Urlaub in Griechenland bald heiraten würde, hat der Urlaub
nur einen einzigen Zweck: Mit so vielen Männern wie nur möglich
zu schlafen, bevor sie sich als Ehefrau um Mann, Haus und Kinder
würde kümmern müssen. Während Jacquie einen Mann nach dem
anderen aufreisst, verliebt sich die schüchterne Alison in einen
jungen Engländer und sammelt erste körperliche Erfahrungen mit
einem Mann. Natürlich wird sie schwanger.
Davon erfährt ihre Familie erst
(und ausgerechnet) an Jacquies Hochzeit. Die Familie ist so ausser
sich, dass sie Alison verstösst. Diese packt tränenüberströmt
ihre Koffer und fährt nach Quire Close, um dort den Vater ihres
Kindes zu finden. Alison wird noch am gleichen Abend in Quire
Close ermordet... keine Spuren, keine Hinweise, keine
Verdächtigen.
Meine Meinung:
Die Geschichte selbst kommt nur
langsam in Gang, Kate Charles lässt sich beim Erzählen ihrer
Geschichte viel Zeit. Sie braucht rund 100 Seiten, um überhaupt
auf den Kern der Handlung zu kommen.
Interessant beschrieben ist der
Einfluss der Kirche auf ihre Schäfchen. Zum einen die streng
religiöse Baptistengemeinde, die weder Zeitung, Radio noch
Fernsehen erlaubt und wo die Frauen „unbefleckt“ in die Ehe
gehen. Da ist eine Schwangerschaft ohne den dazugehörigen Ehemann
natürlich ein Skandal. Aber auch in den Kathedralenstädtchen, wo
niemand etwas verbergen kann, wird die Moral hoch aufgehängt und
es darf keine Abweichung von der Norm geben.
Mir ist nicht ganz klar, warum
dieses Buch als Krimi verkauft wird. Es gibt zwar den ungelösten
Mordfall und die Ermittlungen des Inspektors, der dabei der
Schwester des Mordopfers ziemlich nach kommt, aber eigentlich ist
es ein Frauenroman, in dem es um Selbstfindung und die
Verarbeitung von seelischen Konflikten, bedingt durch ungewollte
Kinderlosigkeit, geht. Mir hat er trotzdem gut gefallen, obwohl
100 Seiten weniger sicherlich für die Geschichte nicht tragisch
gewesen wären. (Lucy)
Bewertung: ***
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos: 450 Seiten, gebundene
Ausgabe, Schröder Verlag, 20,- €
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