Das Haus Niccolò - Band II
Nachdem uns im Vorwort jemand über seine geheimen
Ideen bezüglich Niccolòs Entwicklung anvertraut hat, können wir
genügend beunruhigt den Weg von Niccolò, dem Konsul von Florenz,
nach Trapezunt verfolgen.
Niccolò musste seine Heimat und Ehefrau verlassen,
weil er seines Lebens nicht mehr sicher war. Die Medicis davon zu
überzeugen, dass er der rechte Mann für sie in Trapezunt sein
könnte, war eine Sache – der Weg dorthin entwickelt sich zu einem
Abenteuer. Seine Stieftochter an Bord eines Konkurrenten beflügelt
Niccolòs Weg. Beide Kontrahenten sind Spieler und liefern sich
entsprechend heiße Schlachten. Wer nun am Ende die besseren Karten
hat?
Am Hof von Trapezunt ist diplomatisches Geschick
erforderlich um sich aller Avancen zu erwehren und allen
Anforderungen gerecht zu werden. Auch hier sind wieder viele Ränke
zu durchschauen und auch die eigene Mannschaft muss von den
Qualitäten ihres Führers überzeugt werden.
Eine spannende Situation ergibt sich, als …. (nein –
wer soviel wissen will, schaue sich die Homepage des Verlages an
...)
Meine Meinung:
Genial, -
da gibt es vorab Seiten des Romans auf der
Verlagshomepage zu lesen. Man startet dort mit dem ersten Kapitel
und der Leser von Nicco1 ist beruhigt. Es bewegt sich etwas, die
Geschichte geht weiter, wie geplant. Niccolò wird Konsul, er musste
ja eh die Stadt verlassen, verlässt seine Frau für lange Zeit und
begibt sich auf ein Abenteuer. Alles wie erwartet –
Weit gefehlt, denn die Autorin hat vor dieses erste
Kapitel ein Vorwort gesetzt, das dem Leser nun mit bösen Vorahnungen
in Folge 2 der Reihe begleiten. Eine Idee, die mich wieder einmal
davon überzeugt hat, dass man bei Dunnett nichts als 'einfach',
'schlicht' oder als 'Wiederholung' sehen darf.
Und so spielt Dunnett auch weiter mit der
Erwartungshaltung der Leser. Niccolo scheint ein Team für sein
weiteres Leben aufzubauen. Und strapaziert die Geduld seiner
Mitstreiter und Kontrahenten. Das Buch scheint wie geschaffen dafür,
es unter diversen Blickpunkten nochmals zu lesen, da sich, wie beim
ersten Band, nach Kenntnis von anderen Details diverse Aha-Effekte
einstellen.
Der Hof in Trapezunt, die politische Lage, das Leben
bei Hofe, ... wer sich in der Darstellung von Dunnett nicht die
Bilder dazu vorstellen kann, dem ist beinahe nicht zu helfen. Optik,
politisches und gefühltes Leben am Hofe werden greifbar und wirken
teilweise atemberaubend.
Als diverse von Niccolos Ideen ans Tageslicht
geraten, war ich als Leserin wieder einmal verzaubert, wie gut Dunnett diese Wendungen vorbereitet aber geschickt verborgen hat.
Ihre Art immer wieder zu verblüffen ist einerseits durch Band eins
eingeführt, andererseits schafft sie es wirklich immer wieder. D.h.
der Leser ist darauf vorbereitet immer wieder überrascht zu werden.
Spektakulär, wie Band 1 ist dieser Band aus diesem einzigen Grunde
nicht mehr. Man erwartet es einfach von der Autorin, dass sie wieder
etwas aus dem Hut zaubert, wobei das hier ausgesprochen logisch
passiert.
Auffällig ist bei diesem Band auch, dass die
entsprechende Leserunde zwar guten Willens war zu diskutieren, aber
ab ca. einem Drittel der Wille dazu erlahmte. Der Erstleser möchte
einfach nur wissen, wie es weiter geht - Diskutieren bitte erst
später.
Der Lesesog in Band 2 ist ungebrochen. Die
Überraschungen sind auch hier zu finden – ein fesselndes Buch vom
Vorwort bis zum Ende. Warnung: Es denke niemand, dass die
Entwicklung von Person XY - nun zu einfach gewesen sei. Es gibt
sicher auch in Band 3 wieder Aspekte, die deren Verhalten in
vollständig anderem Licht erscheinen lassen.
Was will ein Leser mehr, als so spannend unterhalten
zu werden? Die Folgebände – was sonst! (Binchen, November 2006)
Info:
Historischer Roman, Aus dem Englischen
von Britta Mümmler und Mechtild Sandberg-Ciletti 1. Aufl. Herbst
2006, gebunden mit Schutzumschlag, Lesebändchen, farbige Vorsätze,
Karten, Lesezeichen mit den Hauptfiguren 736 Seiten, ISBN:
3-608-93742-0, Originaltitel:
Spring of the Ramb (1987)
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Adventskalender, der viele Hintergrundinformationen zu den
Figuren der ersten beiden Folgen liefert. |
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