Mit dem Zug macht sich Andreas Altmann auf die Reise
durch große Teile Indiens: Von Mumbai Richtung Süden, dann rüber nach Osten,
dann entlang dem Golf von Bengalen Richtung Kalkutta, zuletzt den weiten Weg
durch den Norden, Endstation wieder Mumbai. Hört sich willkürlich an, so meint
auch der Autor selbst und genau das wäre es auch. Doch seine Begründung
überzeugt. Er sagt, es sei egal, denn wo auch immer man in Indien ist, erlebt
man was. Wer dieses Buch gelesen hat, wird ihm das ohne Weiteres glauben...
Meine Meinung:
So wie Altmann - das verrät er dem Leser in dem Buch -
sich von Indien beschenkt fühlt, fühlt man sich als Leser von Altmann
beschenkt. Denn er lässt uns an seiner Liebe zu diesem Land teilhaben. Je
höher sein Herz anfängt zu schlagen für diesen faszinierenden Flecken Erde,
umso schöner werden seine Worte, wie es bei echten Liebeserklärungen üblich
ist.
Und genau das ist dieses Buch: eine Liebeserklärung an
Indien, die Menschen die dort leben und das Treiben, oft einem Chaos gleich, in
dem Altmann dennoch auf wunderliche Weise eine tief empfundene Ruhe findet und
vielleicht sogar Ordnung - Ordnung im Kopf.
Das faszinierende an Andreas Altmann, seinen Reisen und
seinen Berichten darüber ist, dass er es versteht sich treiben zu lassen.
Treiben durch ein Land mit all seinen Unwägbarkeiten. Er nimmt dafür auch
einiges in Kauf, und fragt man mich, bleibt es nicht dabei - sondern er nimmt
zudem auch all seinen Mut zusammen. Denn der gehört in großer Portion dazu,
eine Reise in diesem Stil zu wagen. Altmann-Fans werden sicher längst wissen,
was damit gemeint ist. Für die, die Andreas Altmann noch nicht auf einer seiner
Reisen gefolgt sind, sei gesagt, dass er reist um Land und Menschen kennenzulernen.
So durchreist er hier das Land mit dem Zug (einige Strecken auch mit dem Bus -
was nicht viel besser ist), mit dem täglich eine schier unvorstellbare Zahl an
Passagieren befördert wird. Das ist wesentlich abenteuerlicher als man es aus
der eigenen Heimat kennt. Nichts ist sicher. Weder die Abfahrt, noch die Ankunft
- alles dazwischen ebenso wenig. Allein die Warnhinweise für Zugreisende lassen
einem Böses schwanen! Ebenso die Anzahl der Zugunglücke ist erschreckend, für
manch einen gar abschreckend. Nicht so für Andreas Altmann. Er wagt sich auf
die Reise ins Land der Sehnsüchte, wie er dem Leser in der für ihn typischen
Weise klar macht. Und diese Sehnsucht gibt er durch seine Zeilen weiter. So hat
wirklich Indien ihn und uns beschenkt.
Aber nicht nur mit Sehnsucht, sondern auch mit Blicken
auf Land und Leute. Altmann schaut für uns und fragt für uns. Nicht wirklich
für uns - eher aus innerstem eigenen Antrieb -, aber er teilt sie mit uns,
diese kleinen Beobachtungen und Geschichten, die er so manch einem entlockt. Er
scheut auch nicht davor zurück, für eine Geschichte Mühen auf sich zu nehmen.
Seine Augen sehen nicht nur die Schönheit, aber auch nicht nur die Armut. Nie
bleibt er kritiklos, doch ebenso lässt er sich auch verzaubern. Und wir fühlen
durch sein Herz mit und schauen durch seine Augen auf ein Land und sein Volk,
bis hin zum wehmütigen Abschiednehmen, als die Reise zu Ende geht - ebenfalls
für ihn und seine Leser.
Hervorheben muss ich unbedingt noch, dass dieses Buch
gespickt ist mit Zitaten, die so wundervoll veranschaulichen können. Z. B.
eines von Klaus Kinski, vor dessen Genie und Wahnsinn ich stets ehrfürchtig
bin, aber auch u. a. von Mahatma Gandhi findet sich hier etwas zitiert, das mich
schwer beeindruckt hat. Auf die Frage warum er dritter Klasse reise sagte er,
dass er dritter Klasse reise, weil es eine vierte nicht gäbe. Gab es vor Gandhi
zwar (für jede Kaste eine - Solcherlei interessantes findet sich auf beinahe
jeder Seite), aber jetzt nicht mehr. Wie schön, zu wissen, dass nicht alle
Staatsmänner mit Privatjet fliegen. Gleiches Kompliment gilt hier aber auch dem
Autor. Was wäre ein Bericht wie dieser, wenn der Verfasser in Luxus-Hotels
wohnen würde, anstatt dort, wo ihm gerade ein Platz zum schlafen geboten wird?
Es wäre ein Bericht einer gestellten Reise mit einem gekünsteltem Blick auf
ein Land. Dies erspart Altmann uns. Aber in erster Linie wohl sich selbst, was
das ganze noch imposanter macht. Bitte mehr davon - reisen kann süchtig machen,
Andreas Altmann auch! (Petra)
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