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Rezension

linie1.jpg (1098 Byte)

Inhalt:

Die junger Germanistin Julia Völcker zieht für ein Jahr auf eine kleine Insel in der Ostsee, direkt neben der großen Insel. Vermutlich ist es Hiddensee, der Name wird im Text nicht genannt. Dort soll sie für ein Forschungsprojekt den Nachlass des vergessenen Dichters Hansjörg Ladestein sichten und katalogisieren. Ein vergessener Dichter passt zu Julia, denn auch sie möchte auf der Insel vergessen, besonders ihre unglückliche Beziehung zu einem ziemlich unmöglichen Harald aus Bottrop. Obwohl Julia als westdeutsche Großstadtpflanze drei Jahre nach der Wende ganz anders ist als die Einheimischen, wird sie schnell akzeptiert. Sie fragt nicht viel, sie macht ihre Arbeit und ihre Hilfe bei einer Rettungsaktion für ein Pferd verschafft ihr Anerkennung.

Kurzum: Julia fühlte sich wohl auf der Insel, sie erträgt auch den langen, einsamen Winter gut. Schließlich ist da noch der Tierarzt Hanno Minarek. Doch Hanno ist nicht wohlgelitten auf der Insel, er galt als zu angepasst vor der Wende und sein Einsatz für den Naturschutz ist vielen ein Dorn im Auge. Aber Julia glaubt an diese Liebe.

Meine Meinung:

Das ist kein spektakuläres Buch, es ist vielmehr eine langsam und eindringlich erzählte Geschichte. Julia Völcker, die Hauptperson, ist keine strahlende Heldin, sondern eine junge, unsichere Frau auf der Suche nach sich selbst und ihrem Platz im Leben. Bislang hat sie sich herumschubsen lassen, sei es von ihren Eltern oder ihrem Ex-Freund, jetzt lernt sie auf eigenen Füßen zu stehen und eine Aufgabe alleine zu bewältigen.

Strahlende Helden gibt es in diesem Buch ohnehin keine, wenige Jahre nach der Wende hast im Osten 
niemand eine glatte Biographie, und die, die gut klar kommen, wie Hanno Minarek, werden argwöhnisch beäugt. Alle Personen sind jedoch liebevoll und genau gezeichnet, da gibt es skurrile Inseloriginale, gescheiterte Existenzen, diejenigen, die auf bessere Zeiten hoffen und natürlich die bösen Wessi-Investoren. Noch gelungener als die Personenbeschreibungen fand ich die Schilderungen der Natur, man kann das Meer förmlich riechen und das Wetter spüren und der Wechsel der Jahreszeiten wird plastisch. Hier liegt für mich eine Stärke des Buches.

Viele Figuren bevölkern diesen Roman und sie bringen viele Themen mit. Das ist für mich auch der Schwachpunkt dieses Buches, es werden zu viele Themen bloß angeschnitten aber nicht bis zum Ende verfolgt. Dazu gehören Konflikte zwischen Deutschen aus Ost und West, Stasivergangenheit und Nazidiktatur. Das wirkte auf mich wie einfach hingeworfen, vielleicht weil es bei Handlungsort und Zeit dazugehört. Aber mir fehlte die Tiefe, die Autorin hätte mehr aus den Themen machen können. Genauso ist es mit dem schwierigen Verhältnis von Julia zu ihren Eltern. Es wird angesprochen, aber es bringt die Geschichte nicht weiter. Auch das Ende kommt sehr plötzlich, fast mit einem Showdown wird die Geschichte beendet. Immerhin stimmt es hoffnungsvoll und es bleibt ein überwiegend positiver Eindruck. (Christine)

Bewertung: ***

( * schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Infos: Erschienen 2005 bei btb, Taschenbuch-Ausgabe, 340 Seiten, 9,00

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© 1998 Buecher4um, erstellt am 30.07.2006, letzte Änderung am 25.11.2006, Layout by abrakan