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Rezension

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Inhalt:

Wolfgang und Claire entfliehen dem hektischen Treiben in Berlin und fahren mit der Bahn nach Rheinsberg. Drei Tage des unbeschwerten Seins haben sich die beiden jungen Verliebten ergaunert und necken sich übermütig und voller Lebensfreude, genießen das Leben und die idyllische Zeit inmitten der Natur...

Meine Meinung:

Man möchte mit einstimmen in Claires und Wolfgangs Lied, das so einzig und schön die Liebe, das Leben und die Unbeschwertheit der Jugend besingt.

Claire kommt so herrlich schnoddrig daher, mit ihrem ungepflegten, wenig sorgfältigen Sprachgebrauch, dass es an Charme kaum mehr zu überbieten ist. Sie hat so etwas natürliches, ungezwungenes, dass man sich darin verlieben könnte. Wölfchen, wie sie ihn liebevoll nennt, sieht das offensichtlich genauso. Sie necken einander und foppen andere Leute, dass es die reinste Freude ist. Die Freude an nichts speziellen, sondern die Freude am Augenblick.

Als die drei Tage rum sind, haben sie einen Koffer voll Erinnerungen, den sie jederzeit öffnen können. Jeden einzelnen Moment können sie herausnehmen und ins Licht halten, ihn liebevoll betrachten. Das erscheint sehr wenig und doch ist es so viel. Ein Schatz, den sie teilen – miteinander, aber auch mit dem Leser. Und das schon seit fast 100 Jahren.

Wie schön, dass der Diogenes Verlag mit dieser Neuausgabe diesen unbeschwerten Tagen einen neuen Anstrich gegeben hat, mit Hilfe der Illustrationen von Tatjana Hauptmann. Sie fängt in ihren Bildern, die diese Ausgabe so zahlreich zieren, die Atmosphäre und Stimmung präzise ein: Luftig, leicht, voller Lebensfreude und fern aller steifen Konventionen. Wunderschön!

Dass wir diese Tage mit Claire und Wolfgang immer wieder neu erleben können, dazu trägt der Diogenes Verlag auch mit einem Hörbuch bei (Link zur Rezension unten), das parallel zu dieser Neuausgabe erschienen ist. Wer Schwierigkeiten mit Claires Sprachgebrauch hat, dem wird dieser von der Sprecherin der Lesung, Helene Grass (Tochter von Günter Grass), scheinbar spielerisch nahe gebracht. In diesem Fall bin ich froh, beides genießen zu können: Buch und Hörbuch, denn die Lesung hilft, diese Geschichte wieder vollends lebendig zu machen.

Kurt Tucholsky rechnete damit, dass der Zeitgeist nicht freundlich mit seiner kleinen Novelle umgehen würde, die zu seiner Zeit (Erstdruck 1912) solch großen Anklang gefunden hatte. Doch da hat er sich geirrt. Wird die offen gelebte Verliebtheit von Wolfgang und Claire auch heute nicht mehr als unerhört freizügig betrachtet, so bleibt doch eines an Tucholskys „Rheinsberg“ unvergänglich: Die ungestüme Lebensfreude, die hier so wunderschön besungen wird und die Huldigung an den Augenblick. (Petra)

Button geht es zur Rezension des Hörbuchs "Rheinsberg" im Hoerbuecher4um.

Bewertung: ****

( * schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Infos: 85 Seiten, gebundene Ausgabe, Diogenes Verlag, 12,90 €

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© 1998 Buecher4um, erstellt am 06.06.2006, letzte Änderung am 26.06.2006, Layout by abrakan