Inhalt:
Stella Federspiel entwirft Uhren
für eine Schweizer Manufaktur. Doch nicht nur die Mechanik, die
dahinter steht, fasziniert sie - ihr ganzes Leben ist von der
Suche nach einem Verständnis der Zeit geprägt.
Ihr Vater besaß - gemeinsam mit
ihrm Onkel - das größte deutschsprachige Antiquariat an der
amerikanischen Westküste, das nun aufgelöst werden muß. Beim
Verpacken des Buchbestandes tauchen alte Erinnerungsstücke wieder
auf - und ein ungehagliches, ihr Angst einflößendes Gefühl, als
würde sie permanent von einer bösartigen Kraft beobachtet, die
sie seit ihrer Kindheit nicht mehr verspürt hat.
Zurück in der Schweiz taucht plötzlich
ihr alter Jugendfreund wieder auf - Anthony, ein Künstler.Er ist
mit dem Ziel gekommen, einen neuen Menschen zu zeugen. Stella,
beruflich erfolgreich, und geprägt von der klammernden Nähe
ihrer Eltern, aus der sie sich nur schwer gelöst hat, wehrt sich
vehement dagegen - und wird dennoch von Anthony überlistet. Außer
sich vor Zorn und Entsetzen macht sie ihm eine Szene - daraufhin
verschwindet er, wie schon einmal vor 12 Jahren, ohne ein Wort, läßt
alles bei ihr zurück.
Stella läßt das Kind abtreiben
-und fühlt sich danach ihrer Mitte beraubt, absolut unruhig und
aus dem Rhythmus gebracht.
Von ihrem Vater wird sie inständig
gebeten, eine Familie zu gründen, ihm ein Enkelkind zu schenken,
was sie noch mehr aus der Fassung bringt.
Während ihrer jährlichen großen
Reise, eine Zeit, die sie ohne Uhr, Kalender und Zeitung - völlig
zeitlos - verbringt, wird ihr auch noch beruflich der Boden unter
den Füßen weggezogen - ihre Abwesenheit wird zum Komplott gegen
sie genutzt.
Doch während dieses Kampfes
lernt sie, daß auch die negative Kraft, vor der sie sich so fürchtet,
zu ihr gehört, sie selbst ist - und sie stellt sich ihr.
Meine Meinung:
In diesem Buch kann man sehr
vieles finden - die Geschichte einer Karrierefrau, die das Ticken
der biologischen Uhr vernimmt, dann die Suche eines Menschen nach
dem Sinn des Lebens, dem Platz in der Zeit, der Generationenkette.
Leise klingt auch die Suche nach
dem eigenen Glauben an - einmal bei Anthony und, für mich eine
der schönsten Szenen im Buch, als Stella nach ihrer Abtreibung
urplötzlich auf einen Mann stößt, der Gebetsriemen herstellt.
Auch die räumliche Entwurzelung
- einerseits der Elterngeneration, die durch den zweiten Weltkrieg
aus Europa vertrieben wurden, und deren Kinder, die umgekehrt zum
Teil wieder nach Europa zurückkehrten.
Besonders gut gefallen hat mir
die Art und Weise, wie dieser jüdische Aspekt im Buch behandelt
wird: zwar immer präsent, aber auf eine unaufdringliche Art und
Weise, ohne erhobenen Zeigefinger, und auch mit viel Humor
gezeichnet.
Wunderschön fand ich auch den
zeitlichen Aufbau des Romans: ein Tag, eine Woche, ein Monat, ein
Jahr.
Außerdem habe ich einiges über
den Aufbau von Uhren und deren Funktionsweise gelernt.
Ein sehr lesenswertes Buch - ich
kann es nur empfehlen! (Daniela)
Bewertung: ***
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos: 241 Seiten, Taschenbuch,
Econ & List-Verlag, ISBN: 3-612-27534-8
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