Inhalt:
Die junge Reporterin Annika
Bengtzon (vielen LeserInnen bereits aus "Olympisches
Feuer" bekannt, hier nun ihre Vorgeschichte) entflieht vorübergehend
ihrer privat wie beruflich provinziellen Umgebung, um die
Sommermonate als Vertretung in der Redaktion des Stockholmer
"Abendblattes" zu verbringen.
Die Ermordung einer jungen Frau,
deren Leiche unbekleidet auf einem Friedhof aufgefunden wird,
beginnt das Sommerloch der schwedischen Presse auf Wochen hinaus
zu stopfen. Um so mehr, als die Tote als Stripperin in einem
Sexclub namens "Studio 6" gearbeitet hat - pikanterweise
auch der Name eines beliebten politischen Radiomagazins. Dieses
beginnt sich für den Fall zu interessieren, als der
sozialdemokratische Außenhandelsminister mangels Alibi in die
Geschichte verwickelt wird. Annikas raffinierte Recherchen, mit
denen sie selbst gestandenen Kollegen oft um Nasenlängen voraus
ist, decken Schritt für Schritt einen schmutzigen
Regierungsskandal auf.
Meine Meinung:
Der Klappentext von "Studio
6" zitiert eine Kritik: "Liza Marklund schreibt mit
Verve, Mut und sprachlicher Vitalität. Mehr! Mehr!" Bitte
nicht. Ich habe nichts von all dem entdecken können.
Allein die politischen Intrigen
verleihen diesem Roman einen Hauch von Spannung. Alles weitere
bleibt Stückwerk. Vieles wird thematisch angerissen, um gleich
wieder fallen gelassen zu werden. Worum geht es der Autorin
eigentlich? (Vorweg: Ich weiß es nicht, ich will es auch längst
nicht mehr wissen.)
Allen voran die unglaubwürdig
gezeichnete Persönlichkeit Annikas, die stets zwischen den
Extremen denkt und handelt, was sich bei einer Anfangzwanzigjährigen
kaum mehr mit pubertärem Überschwang erklären lässt. Ihre
emotionale Anteilnahme nimmt man ihr nicht wirklich ab, denn zu
wenig erfährt man über ihre eigenen Befindlichkeiten und ihr
soziales Umfeld. Peinlich der Anflug von Medienkritik angesichts
dieser Heldin, die sich - genau so gierig wie alle anderen
Kollegen - im Hinblick auf die eigene Karriere an der
journalistischen Leichenfledderei beteiligt. Ebenso peinlich ihre
hochmoralischen Attitüden, die hübsch eingebettet sind in die
Kleinmädchen-Prüderie, mit der Marklund die Themen
Rotlichtmilieu und Prostitution abhandelt. Noch peinlicher die
Schilderung einer wild gewordenen Horde von Jugendlichen, die post
mortem erkennen, dass sie alle enge FreundInnen der Verstorbenen
gewesen sind und deren von Sozialarbeiterinnen eingeredete
Betroffenheit in einem wohl organisierten Trauermarsch zur gewalttätigen
Massenhysterie mutiert. (Schon allein wegen dieser missratenen
Szene ist der Roman wert, nicht gelesen zu werden.)
Der Versuch eines Erzählstilmix’
à la Minette Walters wirkt bemüht und aufgesetzt. Vor allem zum
Ende hin, wo der überzeichnete Showdown mit einer näheren Erklärung
hätte aufgefangen werden müssen, statt dessen aber mit knappen
fiktiven Pressemitteilungen und -artikeln kurzerhand vom Tisch
gefegt wird. Leider wird den LeserInnen manches nachträglich
erhellende "Aha, so war das"-Erlebnis nicht gegönnt.
Alles in allem: Entbehrlich. © Fevvers
2001
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geht
es zu einer Rezension von Studio 6 im Hoerbuecher4um. |
Bewertung: *
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos:
Hoffmann & Campe, 2001
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