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Rezension

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Inhalt:

Zwei Höfe im nordenglischen Yorkshire: Auf Wuthering Heights hoch auf einem Hügel leben die Earnshaws mit dem Findelkind Heathcliff, auf Thrushcross Grange im Tal wohnen die Lintons. Während die Lintons das beschauliche Leben der englischen Oberschicht im 18. Jahrhundert führen, herrschen auf Wuthering Heights strengere Sitten. Seit der Gutsherr das Findelkind Heathcliff aus Liverpool mitgebracht hat, bestimmen Feindseligkeit und Hass die Familie, denn niemand kann oder will mit dem stillen und verschlossenen Kind umgehen. Nur Catherine, die Tochter des Gutsbesitzers freundet sich mit ihm an, sie kann seine Launen ertragen und seine Wutausbrüche zügeln. Wie zwei Seelenverwandte erscheinen die beiden, und aus der Kinderfreundschaft wird schließlich die große Liebe. Doch Heathcliff ist ein mittelloser, ungebildeter Mann und Catherine die Tochter eines Gutsbesitzers. Sie können nicht heiraten, die gesellschaftliche Kluft ist unüberwindbar. 

Catherine geht eine Vernunftehe mit Edgar Linton vom Nachbargut ein, ein herzensguter Mann, der sie über alles liebt, was aber an Catherines Gefühlen für Heathcliff nicht das Geringste ändert. Heathcliff selbst ist tief getroffen, er verlässt Wuthering Heights und schwört Rache, nicht nur Edgar Linton, sondern alle Bewohner von Wuthering Heights und Thrushcross Grange mit Ausnahme von Catherine sind ihm verhasst. Und tatsächlich kehrt er nach einigen Jahren zurück.

Meine Meinung:

Bedingungslose Liebe und abgrundtiefer Hass: Zwischen diesem Polen bewegt sich dieses Werk und zeigt eindringlich wie zerstörerisch eine unglückliche Liebe sein kann. Weil Heathcliff seine große Liebe, Catherine Earnshaw, nicht haben kann, wendet sich sein Hass nicht nur gegen ihren Ehemann Edgar Linton, sondern gegen alle Familienmitglieder von Catherine und Edgar. Um die zerstörerische Kraft des Hasses zu zeigen braucht Emily Brontë keine spektakulären Szenen, es genügen die Beschreibungen des täglichen Lebens und der Gespräche auf Thrushcross Grange und Wuthering Heights. Das erlaubt einen gnadenlosen Blick in die Charaktere der Protagonisten. Da ist keine einzige positive und sympathische Figur, wer nicht im Hass auf die Mitmenschen gefangen ist, ist entweder bodenlos verwöhnt und arrogant wie Cathy oder nicht durchsetzungsfähig wie Edgar. 

Das hat es für mich nicht immer einfach gemacht das Buch zu lesen, der abgrundtiefe Hass und die Hoffnungslosigkeit aus dem festgelegten Leben auszubrechen, waren für mich oft am Rande des Erträglichen. Obwohl die Protagonisten fast alle tief unglücklich sind, gibt es keine Möglichkeit einen Ausweg zu nehmen. Dem steht die strenge viktorianische Gesellschaft entgegen und Emily Brontë hält dieser Gesellschaft deutlich den Spiegel vor. Die Sprengkraft, die dieser Roman in der Erscheinungszeit hatte, kann daher heute nur noch erahnt werden. Obwohl die Intensität der negativen Gefühle für mich oft nur schwer auszuhalten war, wollte ich immer weiter lesen, wollte wissen, ob es nicht doch jemand schafft aus dem Teufelskreis des Hasses auszubrechen und ein kleines bisschen Hoffnung zu entfachen.

Für mich ist Sturmhöhe ein Klassiker, der auf Grund seiner Sprache und seines Stils flüssig zu lesen ist, aber lange nachwirkt. Er hat zwar die üblichen Kennzeichen eines englischen Romans aus dem 18. Jahrhundert, nämlich das viele Protagonisten schwächlich sind, leicht erkranken und oft jung sterben, aber das schmälert die Bedeutung des Buches nur unwesentlich. Doch wer nichts über negative Gefühle und Hoffnungslosigkeit lesen möchte und immer ein Happy End braucht, sollte nicht unbedingt zu diesem Buch greifen. (Christine)

Meine Meinung:

Welch ein außergewöhnliches Werk! Ich bin nicht die erste, und sicher auch nicht die letzte, die das feststellt. Dennoch möchte ich nicht versäumen, meine Eindrücke hier festzuhalten:

Die Figuren, die Emily Bront
ë hier vereint, sind allesamt unvergesslich. Sie sind sehr intensiv gezeichnet. Besonders Catherine und Heathcliff, in ihrer Wildheit und ihrer Leidenschaft füreinander. Emily Brontë schafft es - manchmal sogar innerhalb eines einzigen Satzes - sie auf eine Talfahrt der Gefühle zu schicken: von hingebungsvoll vor lauter Liebe bis wutschäumend vor unerfüllter Leidenschaft. Die Figuren - wieder allen voran Catherine und Heathcliff - wandeln stets am  Rande des Nachvollziehbaren, was sie umso authentischer macht. Sie passen in keine Schablone, sind zwei wilde Seelen, die zueinander gehören und durch die Trennung - erst durch Heirat, dann durch Catherines Tod - eine alles beherrschende, zerstörerische Wut entwickeln.

Das kuriose an diesen beiden Charakteren ist, dass sie oft verabscheuungswürdig handeln und das Mitleid des Lesers nicht verdienen. Und doch üben sie eine ganz eigene Faszination aus, der man sich kaum entziehen kann. Seinen Höhepunkt erreichte dies für mich, als Heathcliff von seiner Catherine endgültig Abschied nehmen musste. Diese seelenzerfressende Verzweiflung, die Emily Bronte Heathcliff auf den Leib schrieb, ist mitreißend und ansteckend. Man mag mit den verbundenen Herzen gemeinsam verzweifeln über den unwiederbringlichen Verlust, der den beiden bevorsteht. Wie Emily Bronte es gelingt, dass man Mitleid mit zwei nicht sehr sympathischen, in einem Fall sogar später abstoßenden, Figuren hat, ist schleierhaft - aber es gelingt ihr. Vielleicht durch den unbändigen Schwang an Emotionen, den sie ihnen zuschreibt.

Doch auch den anderen Figuren folgte ich nur zu gern auf ihrem Lebens- und Leidensweg. Das Ende versöhnt ein wenig mit der Welt der Emily Bront
ë, der man alles verzeihen möchte, was sie ihre Figuren erleiden ließ.

Man verzeiht ihr sogar, dass sie in der Erzählperspektive eine Unmöglichkeit eingebaut hat. Nur zu gern liest man darüber hinweg und verliert sich in der Geschichte um verletzte Gefühle und Rache, inmitten einer Einöde, die den idealen Hintergrund für diese sturmzerzausten Gefühle bietet. Und wer hätte sie besser beschreiben können, als jemand, der selbst in ihr aufgewachsen ist und gelebt hat? (Petra)

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Bewertung: *** (Christine)
Bewertung: *** (Petra)

( * schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Infos: Originalausgabe: Wuthering Heights, Erschienen bei Reclam, Aus dem Englischen neu übersetzt von Michaela Meßner, 450 Seiten, 9,50 €

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© 1998 Buecher4um, erstellt am 06.08.2005, letzte Änderung am 05.03.2006, Layout by abrakan