Banner Buecher4um
Button Home Button Rezensionen Button Neuigkeiten Button Diskussionsforum
Rezension

linie1.jpg (1098 Byte)


Inhalt:

Ein alter Journalist beschließt, sich selbst zu seinem neunzigsten Geburtstag, eine Liebesnacht mit einer Jungfrau zu schenken. Er wendet sich an Rosa Carbacas, die Betreiberin eines Bordells. 
Nach einiger Wartezeit lässt sie ihn wissen, dass sie ein junges Mädchen für ihn gefunden hat.
Der Alte, dessen Namen wir nicht erfahren, begibt sich zu Rosas Haus und will die letzte Liebesnacht seines langen Lebens genießen, um dann das Thema Frauen mehr oder weniger hinter sich zu lassen.
Doch es kommt ganz anders, als er sich das Ganze in seiner Vorstellung ausgemalt hat.....

Meine Meinung:

Bevor ich mit dem Buch begann, hatte ich eine Menge Kritiken über dieses letzte Werk, das einzige der letzten zehn Jahre, von Garcìa Màrquez, gelesen. Die meisten waren eher negativ.
Mir war von Anfang an klar, dass man bei einem Buch von gut hundert Seiten kein Werk wie „ Die Liebe zu Zeiten der Cholera“ oder „ Hundert Jahre Einsamkeit“ erwarten durfte. Also nahm ich mir vor, völlig offen und ohne Vergleiche zu ziehen, mit dem Lesen zu beginnen. Schließlich kann auch ein Garcìa Màrquez nicht immer Nobelpreisniveau erreichen.
Um es vorwegzunehmen, mir hat das Buch gefallen. Es ist eher eine Erzählung als ein Roman, aber man findet hier und da trotz der Kürze des Werkes Anzeichen dieser Magie, die uns bei „Hundert Jahre Einsamkeit“ alle so bezaubert hat.
Garcia Màrquez schreibt aus der Sicht eines Greises, der sich keinen Illusionen mehr hingibt, andererseits aber die Fähigkeit zu träumen nicht verlernt hat.
Er philosophiert über Leben und Tod, über Musik und seine Arbeit und über sein Verhältnis zu Frauen. 
Humorvoll und detailreich erfahren wir Episoden aus seinem Leben. 
Wie er zum Beispiel als Kind hörte, dass sich beim Tod eines Menschen die Läuse aus dem Haar des Verblichenen fluchtartig über das Kopfkissen davonmachen. Das fand er so abscheulich, dass er seine Schulzeit über ständig eine Glatze trug und auch jetzt, im späten Lebensalter, seine wenigen Strähnen, der Vorsicht halber, noch immer mit einem Hundshampoo wäscht.
Oder über seine geplante Heirat mit der schönen Ximena, die er allabendlich besuchte, um in Anwesenheit einer Anstandsdame einige Stunden mit ihr zu verbringen. Nach einem ausgedehnten Junggesellenabschied bekommt er am Morgen der Hochzeit Angst vor seiner eignen Courage und verkriecht sich im Bett.
Dort bleibt er trotz Telefonklingeln und Hämmern gegen seine Haustür und hofft, seiner Verlobten nie wieder unter die Augen treten zu müssen. Dieser Wunsch geht ihm dann auch, zumindest für die nächsten zwanzig Jahre, in Erfüllung.
So entspinnt sich im Laufe seiner Erinnerungen, in prägnanten Bildern, immer unterhaltsam, mitunter leichtfüßig, eine bezaubernde ungewöhnliche Liebesgeschichte. 
Mit großem Einfühlungsvermögen und oft mit einer gewissen Ironie geschrieben, ganz so, wie es dem großem Erzähltalent eines Garcìa Màrquez entspricht.
(Mariposa)

Bewertung: ***

(
* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Infos: Originaltitel: Memoria de mis putas tristes, Ersterscheinungsjahr: 2004 by Gabriel Garcìa Màrquez, Deutsche Ausgabe: 2004 by Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln, Deutscher Übersetzer: Dagmar Ploetz, ISBN Nr.: 3–462–03452-9, Seitenzahl:160, Preis: 16,90 €

[Home] [Rezensionen] [Neuigkeiten] [Specials] [Autorenberichte] [Interviews] [Events]
[Tipp des Monats] [Taras Literatur-Film-Tipps] [Dykes Ohrenleser-Tipps] [Diskussionsforum] [Chat]
[Gästebuch] [Links] [Über mich] [Pressespiegel] [AGB] [Impressum/Kontakt] [Disclaimer]
© 1998 Buecher4um, erstellt am 12.02.2005, letzte Änderung am 28.04.2005, Layout by abrakan