Inhalt:
Nach mehr als zwanzig Jahren soll Rob
Westerfield, Sohn einer reichen und äußerst
einflussreichen Familie, auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen werden. Bis zum
heutigen Tag schwört er, den Mord an der 15-jährigen Andrea Cavanaugh, dessen man ihn
bezichtigte, nicht begangen zu haben. Viele Leute glauben daran, daß er zumindest seine
Strafe abgesessen hat oder gar, daß nicht er, sondern der geistig etwas zurückgebliebene
Paulie oder der Gelegenheitsarbeiter Will, Andrea mit einem Wagenheber den Schädel
eingeschlagen hat. Doch Ellie Cavanaugh, die damals fünf jährige Schwester des Opfers
ist fest von der Schuld Robs überzeugt. Sie war es, die damals die Leiche ihrer Schwester
in der alten Garage der Westerfields gefunden hatte und die als einzige von den geheimen
Treffen der beiden Teenager wußte. Schließlich war es ihre Aussage, die Rob ins
Gefängnis brachte und noch heute macht sie Rob für den Alkoholismus ihrer Mutter und das
Scheitern der Ehe ihrer Eltern verantwortlich.
Als Robs Freilassung bevor steht, Ellie bricht alle Brücken in Atlanta hinter sich ab
und beschließt in dem Ort ihrer Kindheit, gegen Robs Freilassung zu protestieren und
Beweise für seine Schuld zu sammeln. Als Will Nebels aussagt, er hätte in der Nacht von
Andreas Tod nicht Rob sondern Paulie bei der Garage gesehen, überstürzen sich die
Ereignisse und Rob strebt eine neue Verhandlung an, um seine Unschuld zu beweisen. Ellie
muß handeln und beginnt in der Vergangenheit der Westerfields zu forschen. Weshalb mußte
Rob so oft die Schulen wechseln? War er wirklich verantwortlich für den Überfall auf
seine Großmutter? Und was ist mit dem Anhänger passiert, den Andrea am Abend ihres Todes
trug und auf dem die Initialen A.R. eingraviert waren?
Schon bald nach den ersten Veröffentlichungen auf Ellies
Webside, beginnen die
Übergriffe auf Ellie. Wer steckt dahinter? Ist Ellie Robs wahrem Ich zu nahe gekommen?
Weiß Paulie doch mehr über den Anhänger, als er zugibt? Wer ist der geheimnisvolle Jim
und was passierte mit Phil? Ellie recherchiert weiter und kommt den Täter zu nah.
Meine Meinung:
Kompliment! Selbst ich als hartgesottener MHC Fan, hätte der Autorin nicht zugetraut,
nochmals einen Roman zu schreiben, der ein typischer MHC ist und doch einen völlig
anderen Stil zeigt. Natürlich haben wir auch hier wieder die klassische MHC
Konstellation: junge, erfolgreiche Frau gerät durch etwas aus der Vergangenheit mit einem
verbrechen in Verbindung, viele glauben ihr nicht, es gibt viele Verdächtige und
schließlich schafft sie es nach einigen Übergriffen auf ihr Leben, den wahren Täter zu
stellen. Spannung und gute Thriller-Hausmannskost, daß ist es, was man bei MHC erwartet
und zu 100% bekommt...doch halt, hier wurde ich überrascht. Alles beginnt bereits damit,
daß der Roman in der für die Autorin völlig untypischen ICH-Form erzählt ist, wodurch
sie eine tiefere Verbundenheit zu der Hauptperson Ellie erzeugt. Ich konnte mich ihr sehr
schnell nahe fühlen, habe mit ihr gelitten und ihre Schuldgefühle durchlebt. ihre Wut
auf das Rechtssystem verstanden und auch gehofft. Meiner Meinung nach, hat die Autorin
schon lange keinen so facettenreichen und tiefschichtigen (ja gut, es ist ein Thriller)
Frauencharakter mehr geschaffen. Auch die Handlung kam durch den Rückblick auf den mord
an Andrea gleich zu Beginn des Buches viel schneller in Schwung, als gewöhnlich. Doch
schon recht bald ist mir aufgefallen, daß MHC hier nicht den gewohnten Spannungsbogen mit
unzähligen Nebenhandlungen, Charakteren und Verdächtigen aufbaut, sondern sich Zeit
nimmt für das seelische Dilemma von Ellie, ihren Kampf, ihren festen Glauben und ihr
Ziel. Als das geschieht beinahe automatisch durch die Wahl der Erzählform. MHC hat mich
in diesem Buch stark an den Stil von Joy Fielding und den letzten Molly Katz "Vor
aller Augen" erinnert, indem sie es fertig bringt, Unterhaltung, Spannung und Drama
perfekt zu kombinieren. Ich will hier auch nicht zu sehr auf die Unterschiede zu ihren
sonstigen Werken eingehen, denn damit würde ich zuviel von dem besonderen Charakter des
Buches nehmen und einige Überraschungen verderben. Vielleicht aber noch so viel, auch der
Schluß ist für mich, alles andere als typisch.
Schön, daß die Autorin wieder das Können erreicht, daß sie in ihren früheren
Werken so eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat! Mary Higgins Clark ist eben immer noch
für eine Überraschung gut.
Fazit: Lesen und sich freuen, daß es hoffentlich noch viele Romane von ihr geben wird.
(Tara)
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gibt es
nähere Informationen zur Autorin. |
Bewertung: ****
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos: 416 Seiten, gebunden, Heyne Verlag, 21,-
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