Inhalt:
In einem Mailänder Vorort kommen
kurz hintereinander vier Menschen dadurch ums Leben, dass sie im
Auto in einen Fluß stürzen. Die Polizei steht lange vor einem
Rätsel.
Erst als Duca Lamberti, ein vom
Dienst suspendierter Arzt , dem Polizeichef Carrua seine Hilfe
aufdrängt, kommt Bewegung in die Angelegenheit. Er hat Besuch von
einer zwielichtigen Person erhalten und Lamberti vermutet
Zusammenhänge.
Dann verschwindet der
Hauptverdächtige und eine Rauschgiftlieferung, die ebenfalls
verschwunden ist, beginnt eine Rolle zu spielen.
Meine Meinung:
Giorgio Scerbanenco hat seine
Bücher in den sechziger Jahren des jüngst vergangenen
Jahrhunderts geschrieben. In Italien herrscht größtenteils noch
die Armut und Arbeitslosigkeit der Nachkriegszeit.
Scerbanenco zelebriert seine Romane in
einer so realistisch-dichten Schreibweise, dass auf bezwingende
Art die Atmosphäre der frühen 60er Jahre heraufbeschworen wird.
Man glaubt wirklich, früher, vielleicht als Kind, in eben diesem
beschriebenen Zimmer gewesen zu sein.
Auch seine Protagonisten sind auf die
gleiche Weise real. Duca Lamberti, ein Arzt der wegen eines
Euthanasiefalles drei Jahre im Gefängnis war, ist die
Hauptperson.
G.S porträtiert anrührend, wie er
unentschlossen in seinem Provisorium von Leben festsitzt,
richtungslos und ohne Perspektive. Nach seinem
Gefängnisaufenthalt wird er von seiner Schwester gedrängt, alles
zu tun, um seine Zulassung als Arzt zurück zu bekommen. Er aber
weiß inzwischen, das er für die oft harte kompromisslose Arbeit
des Arztberufes nicht geschaffen ist.
Als er dann, mehr durch Zufall, mit der
Arbeit der Polizei konfrontiert wird, kniet er sich unter dem
Schutz seines alten Bekannten Polizeichef Carrua in den Fall
hinein.
Er grübelt über Komplotte und
Machenschaften und denkt illusionslos und düster über die
Menschen nach.
Auch als er den Fall schließlich zum
Abschluß bringt, macht ihn das nicht unbedingt zufriedener, aber
er hat nun immerhin ein Ziel auf das er vorsichtig zusteuern kann.
Scarbanenco hat einen eindringlichen,
stimmungsvollen, wenn auch leicht melancholischen Roman
geschrieben, der einem auch nach dem Lesen noch längere Zeit im
Gedächnis herumspukt. (Mariposa)
Bewertung: ***
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos:
256 Seiten, Originaltitel: Traditori di tutti,
Ersterscheinungsjahr: 1966 by Garzanti Editore, Milano, Deutsche
Veröffentlichung: 2002 by Kremayr & Scheriau - Verlagsgruppe
Random House GmbH, Deutscher Übersetzter: Christiane Rhein,
gebundene Ausgabe, ISBN 3-218-00699-6, Preis: € 19,90
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