"Seit Monaten schon wohnt in einem
kleinen Gasthof im Elsaß ein gewisser Monsieur Serge. Dann kommt
den Gästen im Grand Hotel gegenüber plötzlich ihr Geld
abhanden. Monsieur Serge wird als einziger verdächtigt, denn er
gleicht einem international gesuchten Verbrecher, dem *Commodore*.
Kommissar Labbé nimmt den Fall in die Hand".
Meine Meinung:
Ein abgelegenes Dorf im Elsaß, ein
scheinbar nicht aufzuklärendes Verbrechen, eine tragische
Liebesgeschichte. Simenon hat in diese relativ kurze Geschichte
einige Handlungsstränge verpackt, ohne dass sie dadurch
überladen wirkt. Sehr eindrucksvoll erlebt der Leser den
Niedergang des Monsieur Serge von allseits beliebten und teilweise
angehimmelten Vorzugsgast zum verdächtigen miesen Verbrecher.
Auch die Nebenrollen sind erstaunlich klar gezeichnet: die
verarmte Witwe mit der kranken Kind, die neureichen und damit
überheblichen Gäste des Grand Hotels im Kontrast zu den
einfachen Gästen der Herberge (es lebe das Vorurteil *g*), der
mit Vorurteilen behaftete Inspektor, der schmierige Portier, der
überhebliche Großgrundbesitzer und die unschuldigen
Serviererinnen.
Sicherlich hat es dem Werk Simenons gut
getan, dass der Diogenes Verlag sein Werk neu übersetzen ließ.
Beim Lesen fällt es zumindest auf den ersten Blick nicht auf,
dass dieser spannende Krimi bereits 1931 geschrieben wurde. (Lucy)