Inhalt:
Anlässlich der Ausstellung "Der Zauber des Alltäglichen. Holländische Malerei von Adriaen Brouwer bis
Johannes Vermeer" erschien dieser Band, der in Bild und Wort Einblicke gewährt in einen ganz bestimmten
Bereich der Malerei, der sich dem Alltäglichen widmet. Große holländische Maler fingen auf Leinwand zu ihrer
Zeit ganz alltägliche Szenen ein, durch die wir heute - wie durch ein Zeitfenster - in das holländische
Alltagsleben im 17. Jahrhundert blicken können. Nicht ohne die hohe Kunst der Maler zu bewundern. Werke
von Adriaen Brouwer, Adriaen van Ostade, Gerrit Dou, Gerard ter Borch, Jan Steen, Pieter de Hooch, Gabriel
Metsu, Frans van Mieris und Johannes VermeerUm sind vertreten, um die wichtigsten Namen zu nennen.
Meine Meinung:
Jeroen Giltaij, der schon für das Gesamtkonzept und die Organisation der Ausstellung
in Rotterdam verantwortlich war, ist auch Herausgeber dieses Kunstbandes. Man braucht kein Fachmann zu sein, um zu
erkennen, wie gekonnt er vorgegangen ist. Schon ein erstes durchblättern des Buchs lässt den Betrachter im
Alltagsgeschehen Hollands im 17. Jahrhundert versinken. Auf den Bildern
lesen die Menschen, sinnen nach - in ihrem häuslichen Bereich, kommunizieren, schreiben Briefe, werken, nähen, kochen, essen, machen sich
zurecht, trinken, feiern, musizieren, tanzen, spielen Karten etc. Nach diesem ersten Eindruck kann man in
zahlreichen Einzelheiten versinken: Die Kleidung, die Räumlichkeiten, die Gegenstände - all das erzählt mehr
darüber als 1.000 Worte, wie das alltägliche Leben zu der Zeit (in Holland) aussah. Eine Quelle aus erster Hand.
Eingefangen zu einer anderen Zeit, um heute wie ein Spiegel der Zeit zu reflektieren, wie die Welt und das
Leben aussah.
Wo der Betrachter nicht von allein auf jedes Detail aufmerksam wird, lenken die Erläuterungen zu den Bildern
den Blick dorthin. Nichts bleibt verborgen und all die eindrucksvollen Gemälde verschmelzen zu einem einzigen
Bild: Einem Bild über das Alltagsleben des Zeitraums den die hier vereinten
Maler abdecken.
Informationen zu den Künstler und den einzelnen Gemälden sind übersichtlich und umfassend vermerkt und
runden das Bild vollends ab.
Bleibt noch zu erwähnen, welch Faszination die Kunstwerke dieser holländischen Meister ausüben. Die
Präzision und Schönheit der Bilder ist überwältigend. Das Kleid der
Frau beim Händewaschen von Eglon van der Neer zum Beispiel sieht aus - mit all seinen Knautschen und Falten und seinem Glanz - als können man
hineinfassen, den Stoff befühlen. In Gerard ter Borch Wachstube bekommt man das Gefühl, mit am Tisch zu
sitzen, die Gesichter zu betrachten - Menschen, damals wie heute. In seinem Gemälde
Dame mit Weinglas werden die Sinne dieser Frau erspürbar, als wären es die eigenen. Wahrhaft Kunst, solche Empfindungen zu
transportieren, von der Perfektion der Darstellungen ganz zu schweigen.
Sehr schön auch die drei einleitenden Kapitel, in denen Jeroen Giltaij, Peter Hecht und Alexandra Gaba-van
Dongen zu folgenden Themen zu Wort kommen: Maler des Alltags - Anmerkungen zur Ausstellung. Das
Vergnügliche erkennt man leicht, aber nicht die Bedeutung. Zwischen Wirklichkeit und Fantasie:
Gebrauchsgegenstände auf holländischen Gemälden des siebzehnten Jahrhunderts.
(Petra)
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gibt es
zur WEB GALLERY OF ART - eine gewaltige Online-Gallery, in
der auch viele Bilder der hier genannten Künstler
anzuschauen sind, wenn auch nicht in solch genialen
thematischen Anordnung wie in diesem Buch. |
Bewertung: ****
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos: 296 Seiten, 260 Abbildungen - davon 110 in Farbe, in Leinen gebunden, ISBN 3-7757-1522-3,
Hatje Cantz Verlag, 39,80 €
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