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Rezension

Filmtitel:
Buchvorlage:
Darsteller:
Regie:
Bewertung:
(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)
Filmcover Harry Potter und der Orden des Phönix  

Inhalt:

Die verhassten Sommerferien bei den Dursleys enden für Harry Potter (Daniel Radcliffe) schlagartig. Dementoren greifen ihn und seinen Cousin Dudley an. Im Angesicht der Gefahr, durch die furchteinflößenden, von schwarzen Umhängen verhüllten Gestalten, bleibt ihm keine andere Wahl. Er beschwört einen Patronuszauber herauf, um die Angreifer in die Flucht zu schlagen. Dieser eine Zauber bringt eine Kette von Ereignissen in Gang. Schon bald muss sich Harry vor dem Ausschuss des magischen Strafkomitees im Zaubereiministerium verantworten, bei dessen Verhandlung der Verweis von der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei droht. Zuvor allerdings wird er von seinem Patenonkel Sirius Black (Garry Oldman) in die Geheimnisse des Orden des Phönix eingeweiht, einer Geheimorganisation, die im Verborgenen gegen den neu erstarkten Voldemort (Ralph Fiennes) operiert. Zu den Mitgliedern zählen Harrys ehemalige Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste Remus Lupin (David Thewlis) und Alastor „Mad-Eye“ Moody (Brendan Gleeson), sowie die Weasleys, die Familie von Harrys bestem Freund Ron (Rupert Grint).

Schon bald steht die Verhandlung an, die über Harrys Zukunft entscheiden soll. Ihm zur Seite steht einzig und allein Albus Dumbledore (Michael Gambon), Schulleiter von Hogwarts. Schließlich ist zwar der Freispruch erreicht und das neue Schuljahr beginnt, doch das Ministerium ist weiter bestrebt Dumbledore Steine in den Weg zu legen. Schon bald erhebt sich eine Terrorherrschaft über die Schule, die durch die Ministeriumsabgesandte, neue Lehrerin in Verteidigung gegen die dunklen Künste und Großinquisitorin von Hogwarts, Dolores Umbridge angestrebt wird und bald für Harry und seine Freunde eine ernst zu nehmende Gefahr zu werden droht.

Meine Meinung:

Gerne würde man sagen „Harry Potter und der Orden des Phönix“ wäre ein rundum gelungener fünfter Teil der Serie. Doch Regisseur David Yates leistet sich zu viele kleine Designschnitzer in seinem Potter-Debüt.

Ursprünglich war die siebenteilige Serie so angelegt, dass sich jeder Film von der Besetzung, dem kompletten Filmteam, über das gesamte Design hin gleicht. Nach dem frühen Wechsel des Regisseurs Chris Columbus, der bei den ersten beiden Teilen „Der Stein der Weisen“ und „Die Kammer des Schreckens“ Regie führte, hin zu dem weitestgehend unbekannten Alfonso Cuarón (Children of Men) deutete sich der erste Bruch in der Serie an. Zwar versuchte Cuarón das Setting der ersten beiden Filme zu übernehmen, ließ die Gesamtstimmung aber deutlich düsterer werde; was allerdings keine falsche Entscheidung war. Schon für den vierten Teil ging erneut ein neuer Regisseur an den Start, Mike Newell, der allerdings die düstere Grundstimmung von „Der Gefangene von Askaban“ aufnahm und weiter vertiefte. Dies war das erste Mal, dass der Umfang der Vorlage über fünfhundert Seiten betrug und somit einer starken Komprimierung der Adaption bedurfte. Viele Szenen der Buchvorlage entfielen und der Regisseur konzentrierte sich größtenteils auf die Aufgaben des Trimagischen Turniers, die sich allerdings teilweise von ihrer Vorlage abhoben. Auch das fünfte und bislang längste Buch musste für die Filmversion stark gekürzt werden. (Teil 7 erscheint am 21.07.2007 im Original. Die deutsche Übersetzung folgt am 10.10.2007) Doch Michael Goldenberg, der das erste Mal das Drehbuch zu einem Harry Potter Film schrieb – die anderen Teile wurden von Steve Kloves adaptiert – schafft es nicht immer hundertprozentig seinem Vorgänger gerecht zu werden. Zwar sind die vorhandenen Dialoge mit denen im Buch fast immer identisch, doch viele Handlungsstränge wirken unausgegoren und bruchstückhaft. Die vielen Wiedererkennungswerte schmälern diese Tatsache nur bei eingefleischten Potterfans. Britische Kinogrößen wie Maggie Smith (Professor McGonagall), oder Robbie Coltrain (Hagrid) sind nur für wenige Augenblicke auf der Leinwand zu sehen. Hier hätten zehn Minuten mehr Wunder gewirkt, zumal das längste Buch die zweitkürzeste Spieldauer mit 138 Minuten nach den 136 Minuten des dritten Teils hat. Allerdings ist die Adaption in ihrer Gesamtheit gut gelungen, doch Kenner des Buches sind klar im Vorteil. Steven Kloves wird trotz der Unterbrechung die Teile sechs und sieben adaptieren. 

Das Design hebt sich das erste Mal teils stark von den Vorgängern ab. Die von den Testralen gezogenen Kutschen sind nun offen und Sirius Kopf im Feuer befindet sich nicht mehr in den Holzscheiten, sondern in den Flammen. Auch die Dementoren haben sich verändert. Unverständlich, da ansonsten alles getreu übernommen wurde und die Änderungen so unschön ins Gewicht fallen. Auch der Soundtrack hat gegenüber seinen Vorgängern starke Einbußen hinnehmen müssen. Der bislang vollkommen unbekannte Nicholas Hopper, der nach David Yates Wahl den Filmscore schrieb, schafft es nicht mit John Williams (Teil 1-3, Star Wars) oder Patrick Doyle (Teil 4, Casino Royal) Schritt zu halten. Nur wenige Musikthemen sind so eingängig wie das von Dolores Umbridge. Der Rest des Soundtracks plätschert belanglos im Hintergrund dahin und schafft es nicht Akzente zu setzen. Schade, denn Patrick Doyle hat gezeigt in welche Richtung es hätte gehen können. Es bleibt nur zu hoffen, dass sich Nicholas Hopper im nächsten Teil steigern wird, denn vorläufig steht er laut der Internetseite imdb.com als Komponist für „Der Halbblutprinz“ fest.

Doch es gibt auch viele positive Überraschungen zu vermelden. Harry Potter wird erwachsen! Die Geschichte ist deutlich ernster und handelt von den Problemen eines Pubertierenden. Die Angst nicht ernst genommen zu werden, Wut, Zorn und Liebe, all das stellt David Yates in den Vordergrund der Handlung. Harrys erster Kuss musste beispielsweise dreißig mal wiederholt werden, bis die Szene den Regisseur zufrieden stellte. Somit wird Teil fünf beinnahe zu einer Charakterstudie des jungen Zauberers, in der für Magie nicht viel Platz bleibt. Die größtenteils schlichten Bilder sind in der ersten Hälfte des Films sehr dialoglastig, was den Hauptfiguren annährend die Tiefe des Buches verleiht. Die Spezialeffekte tummeln sich allesamt im letzten Drittel des Films, dass durch seine Inszenierung zu begeistern weiß. Bei dem finalen Duell im Zaubereiministerium, zwischen Dumbledore und Lord Voldemort, fliegen wahrlich die Fetzen. Höhepunkt ist der Scherbenregen, der auf den dunklen Lord niederprasselt. 

Die jungen Hauptdarsteller wissen den neuen schauspielerischen Anspruch zu nutzen. Daniel Radcliffe, Rupert Grint und Emma Watson haben in den zwei Jahren, die zwischen dem vierten und fünften Teil liegen, viel dazugelernt. Ihre Darstellung wirkt deutlich reifer und überzeugender als zuvor. Nicht zuletzt wegen ihrer unglaublichen schauspielerischen Entwicklung konnten sich die drei am Montag, dem 09.07.2007, auf dem Walk of Fame verewigen. Der nur 1,65 Meter große Daniel Radcliffe beispielsweise, sammelte dieses Frühjahr Theatererfahrung in dem Skandalstück „Equus – Blinde Pferde“, in dem er gut zehn Minuten vollkommen nackt auf der Bühne steht. Auch der restliche Stab von Garry Oldman (Léon – Der Profi), der Sirius Black verkörpert, über Alan Rickman (Das Parfum), der wiedereinmal einen diabolischen Professor Snape gibt, bis hin zu einem erneut entfesselt spielenden Ralph Fiennes (Roter Drache), dem die Rolle des Lord Voldemort sichtlich Freude bereitet. Mit absoluter Perfektion zeigt er seine fieseste Seite, unterstützt durch die grausig schöne digitale Maske, die ihn beim Vertragspoker für den vierten Teil erst überzeugen konnte die Rolle anzunehmen. Denn man höre und staune: Der Mann, der nun Lord Voldemort mit einer unglaublichen Präzision darstellt, kannte vor dem Dreh des vierten Teils weder einen der Filme, noch die Bücher. Auch Helena Bonham Carter (Fight Club), Lebensgefährtin des exzentrischen Regisseurs Tim Burton, besticht in ihrem kurzen Auftritt als Bellatrix Lestrange, deren Rolle sicherlich im sechsten Teil ausgebaut wird. Doch aus der hochklassigen, britischen Schauspielelite sticht eine Darstellerin deutlich hervor. Die nur unter Insidern bekannte Theaterschauspielerin Imelda Staunton, die 2004 für ihre Leistung in dem Drama „Vera Drake“ mit einer Oscarnominierung belohnt wurde, ist die Idealbesetzung für Dolores Umbridge. Mit sichtlicher Genugtuung genießt sie jede einzelne Szene. Ein überfreundlicher Albtraum in Pink, der einem noch nach der schlimmsten Auseinadersetzung ins Gesicht lächelt.

Wenn David Yates, der auch bei „Der Halbblutprinz“ (für November 2008 angekündigt) Regie führen wird, die Designschnitzer in den Griff bekommt und die Musik wieder alte Klasse erreicht, könnte mit dem vorletzten Teil der Serie einer ihrer Höhepunkte ins Haus stehen. (Benni)