Leseerlebnisse 2020... ich lese gerade...

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Re: Leseerlebnisse 2020... ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » Do 28. Mai 2020, 08:14

steffi hat geschrieben:Ich habe mit den Novellen von Martha Gellhorn weitergemacht : Das Wetter in Afrika sind drei Novellen, melancholisch aber trotzdem hoffnungsvoll und wunderschön mit der afrikanischen Atmosphäre verwoben !

Martha Gellhorn hatte ja als Kriegs- und Auslandskorrespondentin ein sehr aufregendes und bewegtes Leben, umso mehr gefällt mir die doch sehr ruhige und sensible Erzählweise !



Ja, mich haben ihre Novellen auch beeindruckt. Tolle Atmosphäre.
Schöne Grüße, Maria
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Re: Leseerlebnisse 2020... ich lese gerade...

Beitragvon Shaftoe » Fr 29. Mai 2020, 08:04

Bin etwas angesäuert von Robert Gerwarth - Die größte aller Revolutionen November 1918

Keine Ahnung obs an der Übersetzung oder (fehlendem) Lektorat liegt, ich kann die dicken Fehler nicht ab.

Einmal wird die 'Lusitania' als amerikanisches Schiff bezeichnet (fünf Seiten später richtig gestellt), der Name des für den 1. Weltkrieg nicht ganz unwichtigen 'Franz Conrad von Hötzendorf' wird als 'Konrad von Hötzendorff' verhunzt - das ist kein Druckfehler, denn im Index steht er auch so - zwei Fehler in einem Namen, das musst erst mal schaffen.

Dazu fällt mir nur Mark Twain ein: "Tatsachen muss man kennen, bevor man sie verdrehen kann".

Grüße
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Re: Leseerlebnisse 2020... ich lese gerade...

Beitragvon Didonia » Fr 29. Mai 2020, 11:10

Margaret Forster nimmt in diesem Buch nicht nur von ihrem Vater Abschied, sondern auch von ihrer Schwägerin, die an Krebs erkrankt ist und der alle Chemotherapie nicht geholfen hat, und die nun das letzte halbe Jahr vor sich haben soll.
Sie schreibt sehr bewegend über diese zwei Leben und Sterben, lässt uns teilhaben an ihren Gedanken. Wie es ist, wenn man daran denken muss, einen Elternteil in einem Heim unterzubringen. Macht sich Gedanken über die Flasche flüssigen Morphiums am Bett der Schwägerin.

Wem es gerade nicht gut geht, sollte dieses Buch nicht lesen. Denn mehr als vom Leben handelt es vom Sterben zweier Menschen. Zwei unterschiedlichen Sterben.
Marion, die Schwägerin, klammerte sich bis zur letzten Sekunde ans Leben. Irgendwann war der Zeitpunkt überschritten, an dem sie das bereitstehende Morphium alleine nehmen konnte, auch wenn sie es gewollt hätte. Doch sie wollte nicht. Ihr Ende hat sie nicht mehr ganz bewusst erlebt.

Der Vater hingegen wollte nicht wahrhaben, dass er am Ende seines Lebens angekommen war. Er sprach immer davon, wieder zu Kräften zu kommen, und dass es ihm doch endlich wieder besser gehen müsse. Er hat seinen Verfall bewusst miterlebt und hat dagegen rebelliert.

"Offenbar sind sind wir stolz darauf zu beobachten, um wieviel wir ein Leben verlängern können, das eindeutig vorüber ist.
Das kommt einem seltsam vor. Kommt einem falsch vor." - Seite 324

Trotzdem macht das Buch auch Mut. Diese beiden Menschen mussten nicht alleine sterben. Die Familie und Freunde waren da. Es gab genug Pflegepersonal, das sich kümmerte. Man hat alles nur Mögliche getan für den letzten Weg.

Mein drittes Buch von Margaret Forster, das mir ausnehmend gut gefällt.
Lesende Grüße, Anne

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Re: Leseerlebnisse 2020... ich lese gerade...

Beitragvon steffi » Fr 29. Mai 2020, 12:23

Shaftoe hat geschrieben:Bin etwas angesäuert von Robert Gerwarth - Die größte aller Revolutionen November 1918

Keine Ahnung obs an der Übersetzung oder (fehlendem) Lektorat liegt, ich kann die dicken Fehler nicht ab.

Einmal wird die 'Lusitania' als amerikanisches Schiff bezeichnet (fünf Seiten später richtig gestellt), der Name des für den 1. Weltkrieg nicht ganz unwichtigen 'Franz Conrad von Hötzendorf' wird als 'Konrad von Hötzendorff' verhunzt - das ist kein Druckfehler, denn im Index steht er auch so - zwei Fehler in einem Namen, das musst erst mal schaffen.

Dazu fällt mir nur Mark Twain ein: "Tatsachen muss man kennen, bevor man sie verdrehen kann".

Grüße


Sehr ärgerlich, ich kann dich verstehen ! Das verleidet das Lesevergnügen!
Gruss von Steffi

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Re: Leseerlebnisse 2020... ich lese gerade...

Beitragvon Shaftoe » Fr 29. Mai 2020, 13:02

steffi hat geschrieben:
Das verleidet das Lesevergnügen!


Habs nach 85 Seiten abgebrochen, keine Lust in einem Sachbuch alle Fakten zu recherchieren - dazu ist mir meine Zeit zu Schade.

Grüße
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Re: Leseerlebnisse 2020... ich lese gerade...

Beitragvon Petra » So 31. Mai 2020, 20:01

Hallo zusammen,

Margaret Forster und Martha Gellhorn, zwei interessante Autorinnen. Danke für eure Leseeindrücke, Didonia und Steffi.

Ich habe "Welcome Home - Erinnerungen, Bilder und Briefe" von Lucia Berlin im Anschluss an den zweiten (eigentlich nicht richtig, denn ihre Erzählungen sind nicht in eine Chronologie zu bringen) Erzählband "Was wirst du tun, wenn du gehst" gelesen. Wenn man ihre Erzählungen gelesen hat, sind die hier versammelten Erinnerungen, Bilder und Briefe wie jemanden zu besuchen den man schon lange und sehr gut kennt, nur nicht persönlich (z. B. aus einer intensiven jahrelangen Brieffreundschaft). Man sieht alles plötzlich, das man schon kennt, weil es einem schon erzählt worden ist.

Man kann sich darin noch einmal davon überzeugen, dass alles in ihren Erzählungen autobiografisch ist, was auch die variierenden Namen ihrer Figuren nicht verbergen können (was sie auch gar nicht sollen). Aber wer die Erzählungen gelesen hat, weiß das auch so. Das erschließt sich von Erzählung zu Erzählung mehr, lässt am Ende keinen Zweifel zu. Die Erinnerungen und Briefe erzählen die Geschichten nur noch einmal nach, aber ihre Erzählungen können das viel intensiver, facettenreicher und komplexer. Es ist schon sehr interessant ihr auch auf dieser Art durch manche Lebenssituation zu folgen. Und es steigert noch meine Bewunderung für ihr Vermögen ihr Erlebtes so komplex und kunstvoll zu verarbeiten und in Literatur zu verwandeln, wie sie es in ihren Erzählungen tat. Es kann aber auch entzaubernd wirken, zusätzlich zu ihren Erzählungen auch noch die Erinnerungen und Briefe zu lesen, da sie sich nahezu vollständig decken. Ihre Kurzgeschichten erzählen bereits alles. Aber auf eine viel eindringlichere und komplexere Art, als es die aufgezeichneten Erinnerungen und Briefe können. Trotzdem interessant, da man so Gewissheit erlangen kann über den starken (vermutlich sogar absoluten) autobiografischen Gehalt ihrer Geschichten. Eine Bereicherung ist dieses Buch jedoch vor allem durch die vielen Fotos. Die Orte und Menschen zu sehen, von denen sie in ihren Geschichten erzählt, war sehr berührend für mich und hat alles noch näher gebracht. Besonders auch sie selbst zu sehen, diese mich faszinierende Frau. Nun freue ich mich, dass ich den dritten Erzählband ("Abend im Paradies") im Regal stehen habe. Ich hebe ihn mir noch etwas auf.

Heute habe ich mit "Zwei Schwestern" begonnen. Einem Roman aus dem Jahr 1962, der Dank der Wiederveröffentlichung bei dtv erhältlich ist. Ich war von Dorothy Bakers Roman "Ich mag mich irren, aber ich finde dich fabelhaft" (aus dem Jahr 1938) vor ein paar Jahren so begeistert. Ich freue mich auf diesen weiteren Roman der Autorin.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Leseerlebnisse 2020... ich lese gerade...

Beitragvon steffi » Fr 5. Jun 2020, 15:49

Petra, "Ich mag mich irren, ..." subt bei mir noch ! Nun freu ich mich umso mehr darauf !

Ich lese gerade Ein verborgenes Leben von Sebastian Barry. Schon in "Tage ohne Ende" gefiel mir der sensible und feine Stil und auch hier, im Tagebuch einer 100jährigen Irin, die seit Jahrzehnten in einer Nervenheilanstalt lebt und der Begutachtung ihres Arztes sind die Empfindungen und Erinnerungen feinfühlig und poetisch erzählt. Vorallem die Stellung der Frauen im 20. Jahrhundert in Irland und der große moralische Einfluss der katholischen Kirche - beides traurige Kapitel - werden immer wieder thematisiert. Man denkt an die Magdalenen-Frauen, Kinder und Jugendliche, die in ordensgeführten Wächereien wie Skalvinnen schuften mussten und die älteren 'gefallenen' Frauen wurden in Nervenheilanstalten eingewiesen. Dies klingt alles im Roman an, der auch einen kleinen Einblick in die irische Seele erlaubt.
Gruss von Steffi

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Re: Leseerlebnisse 2020... ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » Mo 15. Jun 2020, 15:48

Didonia hat geschrieben:Die Lügen der Frauen von Ljudmila Ulitzkaja habe ich beendet. So langsam finde ich Gefallen an Kurzgeschichten. Bisher mochte ich sie nicht, aber dies ist dieses Jahr schon das dritte Kurzgeschichten-Buch, das mir gefallen hat. Die Autorin notiere ich mir. Von ihr möchte ich noch etwas lesen. Diese wunderbaren Geschichten haben mich daran erinnert, warum ich in jungen Jahren so gerne russische Autor*innen las. Ihren Geschichten haftet etwas an, das man nicht in Worte fassen kann.



Die Autorin wird 2020 mit dem Siegfried Lenz Preis ausgezeichnet, der alle zwei Jahre vergeben wird.
Jetzt bin ich doch sehr neugierig geworden.
Schöne Grüße, Maria
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Re: Leseerlebnisse 2020... ich lese gerade...

Beitragvon Didonia » Mo 15. Jun 2020, 21:13

Habe ich gelesen, Maria. Freut mich für die Autorin.
Lesende Grüße, Anne

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Re: Leseerlebnisse 2020... ich lese gerade...

Beitragvon Didonia » Mo 15. Jun 2020, 21:39

Nun habe ich den Rest des Monats Urlaub, und möchte richtig viel lesen und hören. Gestern habe ich mit Das Antiquariat der Träume von Lars Simon begonnen und in einem Rutsch 130 Seiten gelesen. War das ein Vergnügen. Der Autor hat einige Jahre in Schweden gelebt, wo auch die Geschichte spielt. Er selbst sagt über sein Buch:

"Ich liebe Geschichten, die von manchmal skurrilen, aber immer zutiefst menschlichen Figuren mit all ihren Stärken und Schwächen handeln, Geschichten die einen am Ende glücklich, jedoch mit einem angenehmen Zweifel zurücklassen: Was war Realität, was Fantasie? ,Das Antiquariat der Träume' ist so eine Geschichte."

Johan Andersson verlor seine große Liebe Lina, die er nur zwei Wochen kannte, bei einem Schiffsunglück. Während der Schiffsfahrt hatte sie ihm ein Geschenk gemacht - ein antiquarisches Buch von Viktor Rydberg, ein schwedischer Romantiker, den Johan sehr schätzte. Als auf dem Schiff Panik ausbricht, verliert er das Buch auf der Suche nach Lina. Weder das Buch noch Lina kann er finden. Auch ihre Leiche wurde nicht aufgefunden.

Johan hat Stockholm und den Verlag, in dem er als Partner gearbeitet hat, verlassen und ist weiter weg aufs Land gezogen. Dort lebt er in einer kleineren Gemeinde, hat ein Antiquariat und später ein Literatur-Café eröffnet. Die Schwester des Pfarrers geht ihm beim Café zur Hand, backt Kuchen und bewirtet die Gäste.
Seit er sich hier zurückgezogen hat, erscheinen ihm Figuren aus seinen Lieblingsbüchern: Sherlock Holmes, Pippi Langstrumpf, William von Baskerville. Nur er sieht sie und kann sich mit ihnen unterhalten. Einige raten ihm, nur ja nicht aufzugeben, andere meinen, er solle die Vergangenheit ruhen lassen.

An diesem Punkt bekommt er einen Brief aus Stockholm. Einer der zwei noch dort arbeitenden Partner hat Geld veruntreut und Selbstmord begangen. Johan solle doch bitte überlegen, ob er sich vorstellen könnte, wieder in die Firma einzusteigen.
Lesende Grüße, Anne

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