Leseerlebnisse 2023...ich lese gerade...

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Re: Leseerlebnisse 2023...ich lese gerade...

Beitragvon Petra » Sa 28. Jan 2023, 16:42

Hallo zusammen,

ich lese derzeit Balzac. Da es mein erster Roman von Balzac ist, bin ich einer sehr lieben und sachkundigen Empfehlung eines Klassiker- und Balzac-Freundes gefolgt, und habe mit "Vater Goriot" gestartet. Ich bin schon mit einigen Figuren bekannt geworden, die in Balzacs Comédie humaine immer wieder auftreten, so z. B. Rastignac, einer von Goriots Töchtern Delphine de Nucingen, Vautrin, und einigen anderen. Dass in Balzacs Comédie humaine einige Figuren immer wiederkehren, oder am Rande erwähnt werden, mag ich sehr. Es verschafft den Eindruck einer großen, aber doch in sich geschlossenen Welt/Gesellschaft. Zudem eine Gesellschaft in all ihren Schichten.

Der Roman spielt zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Ausgangspunkt ist die Pension der Witwe Vauquer, in einem schlechten Stadtviertel von Paris. Die Bewohnder sind zumeist gescheiterte Existenzen oder junge Menschen, die vom Aufstieg träumen. Da ist einmal Vater Goriot, ein ehemaliger Nudelfabrikant, der - einst wohlhabend - all sein Vermögen in seine beiden Töchter gesteckt hat,um sie gut zu verheiraten. Die eine hat einen Adligen geehelicht, die andere hat sich mit einem Bankier vermählt. Doch das Leben in Paris ist verführerisch mit all dem Luxus, und somit auch sehr kostspielig. Zudem ist der einfache Goriot seinen Schwiegersöhnen nicht fein genug. Der liebende Vater lebt somit klaglos und voller Liebe zu seinen Töchtern in einem heruntergekommenen Zimmer der Pension, während den Töchtern das Geld, der Luxus und das damit verbundene Ansehen in der gehobenen Gesellschaft das wichtigste ist. Ein weiterer Bewohner ist der junge Eugène Rastignac, der davon träumt, in die höhere Gesellschaft aufzusteigen. Schon bald wird ihm klar, dass er mit seinem Studium nie dorthin gelangen wird. Dafür braucht es andere Mittel. Und die ergreift Rastignac. Einer dieser Wege führt über eine der Töchter Goriots. Aber auch ein weiterer Bewohner der Pension der Witwe Vauquer verspricht Rastignac schnellen Zugang zu den hohen Kreisen, jedoch zu einem hohen moralischen Preis.

Man sagt über Balzac, dass ihm nichts Menschliches fremd war. Wie zutreffend! Er war ein vorzüglicher Beobachter der Menschen und der Gesellschaft in all ihren Schichten. Zudem konnte er vortrefflich beschreiben und erzählen. Ich freue mich, Balzacs Werk nun für mich zu entdecken. Und ich bin gespannt, ob und wie es Rastignac gelingt, sich Zutritt zur gehobenen Gesellschaft zu verschaffen. Und ob er dafür seine Seele verkaufen wird. Auch bin ich gespannt, welchen Ausgang es für den armen liebenden Vater Goriot nimmt.
Liebe Grüße,
Petra


Ich lese gerade: :lesen:
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Ich höre gerade: :kopfhoerer:
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Re: Leseerlebnisse 2023...ich lese gerade...

Beitragvon steffi » So 29. Jan 2023, 18:10

Schön, Petra, Balzac ! Auch wenn ich noch nicht so viel von ihm gelesen habe (könnt ich auch mal nachholen), ist es doch eine besondere Welt zum eintauchen !

Auch die Auflistung der Mythen aus Frauensicht war sehr interessant ! Da wird doch Atwood mal auf meine Liste hüpfen !
Gruss von Steffi

:lesen:
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Re: Leseerlebnisse 2023...ich lese gerade...

Beitragvon Sonja » Mo 30. Jan 2023, 22:29

Hallo Maria,

JMaria hat geschrieben:@Sonja
Ich finde es toll, dass du dich mit Remarque und seinem Roman „Im Westen nichts Neues“ auseinandergesetzt hast. Wegen der Aktualität sicher nicht so einfach. Aber wenn Güte und Hilfsbereitschaft mitschwingt, vielleicht leichter zu ertragen.


Das geht ganz automatisch. Ohne groß drüber nachzudenken, geht es mir immer wieder durch den Kopf. Und so sehr ich den Malteser Falken gerne geslesen habe, “Im Westen nichts Neues” geht mir nicht aus dem Kopf. Es sind auch die feinen Nuancen, die hängenbleiben und immer wieder Anstoß zu Gedanken sind.

JMaria hat geschrieben:Die neuste Verfilmung ist ja nominiert mit 9 Oscars.


Ja, ich bin gespannt. Es gibt wohl auch starke Mitnominierte.

JMaria hat geschrieben:Der gute amerikanische Hardboiled Krimi scheint im Januar bei uns im Forum richtig eingeschlagen zu haben. Erst Shaftoe mit Raymond Chandler und nun du mit Dashiell Hammett. Da bekommt man echt Lust diese Klassiker mal wieder zu lesen.


Ja :breit_grins: und der Falke hat auch riesig Spaß gemacht. Chandler muss ich nun dieses Jahr auch unbedingt endlich lesen. Beide standen schon letztes Jahr auf der Liste, aber ein gewisser Kommissar Maigret drängelte sich ein wenig vor.

JMaria hat geschrieben:Ich habe nun mit der Biographie über Max Frisch von Volker Weidermann begonnen. Er betrachtet das Leben und das Werk Frisch und beschreibt beides parallel zueinander, was mir eine gute Auffrischung ins Werk gibt und tieferen Einblick in das Leben des Schweizer Autors.


Max Frisch - auch wieder so ein interessanter Autor! Viel Freude mit dem Buch!
Zuletzt geändert von Sonja am Mo 30. Jan 2023, 22:37, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße, Sonja

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Re: Leseerlebnisse 2023...ich lese gerade...

Beitragvon Sonja » Mo 30. Jan 2023, 22:37

Hallo Yvonne,

YvonneS2 hat geschrieben:
@Sonja
Deine Begeisterung für Remarque kann man so richtig nachspüren, wenn man deine Gedanken zu seinen Romanen liest. Ich finde es immer schön, wenn man einen neuen Autor für sich entdeckt, bei dem offensichtlich alles passt. Solch ein Aha-Erlebnis hatte ich schon längere Zeit nicht mehr, da wird man ja direkt ein bisschen neidisch. :zwinker:
Remarque hat ja einige Bücher geschrieben, da stehen dir sicher noch interessante Leseerlebnisse bevor. Liest du die anlässlich des 100. Jahrestages des 1. Weltkriegs damals ab 2014 vom KiWi-Verlag neu aufgelegten durchgesehenen Ausgaben?


das freut mich. Ich mag auch seine Art zu schreiben unheimlich gerne, aber es fasziniert mich immer noch wie das zusammenpasst, so ein Thema und so schon zu schreiben. Immer wieder hatte ich von ihm gelesen, dass er über das worüber er geschrieben hat, schreiben musste. Das merkt man bei jedem Wort. Es ist ihm ein inneres Anliegen und das setzt er phantastisch um.

Ja, ich lese die neue KiWi-Ausgaben – mit ihren sehr interessanten Anhängen.

Ja, das ist immer toll, Autoren so für sich zu entdecken. Remarque was letztes Jahr schon dabei, schlägt aber jetzt nochmal verstärkt durch. Und dann war da letztes Jahr noch Georges Simenon, wo ich auch noch nie so viel von einem Autor hintereinander gelesen habe. So extrem hatte ich das bis dahin noch nie.

YvonneS2 hat geschrieben:Dagegen finde ich mich hin und wieder vor meinen vollen Bücherregalen mit dem Gefühl wieder, nichts zum Lesen zu haben und dringend mal wieder ausmisten zu müssen (letzteres stimmt allerdings, denn da steht einiges rum, das nicht mehr meinem Lesegeschmack entspricht). Früher hätte das bei mir zu einer Leseflaute geführt, heute überbrücke ich solche Phasen mit Kurzgeschichten, denn die gehen zum Glück immer und halten mich in Leselaune.


Das geht mir genauso und ist vielleicht auch mit ein Faktor, des Entdeckens neuer Autoren. Ich habe das Gefühl, einen völlig neuen Lesegeschmack zu entwickeln und habe dabei gleichzeitig das Gefühl, das mir die meisten Bücher aber auch früher schon gefallen hätten, ich nur noch nicht dort geschaut habe. Ich hoffe, es entwickelt sich weiter so.

Kurzgeschichten mag ich auch sehr.

YvonneS2 hat geschrieben:Gestern ist mir dann aber das richtige Buch ins Auge gesprungen und ich bin jetzt ganz happy mit „High Rising“ von Angela Thirkell. Ich genieße ihren humorvoll erzählten Dorfroman, der bereits 1933 erschienen ist und da ich selbst in einem kleinen Dorf aufgewachsen bin, kommt mir vieles auch vertraut vor, sodass ich des öfteren schon schmunzeln musste.
Ich habe mich hier für die englische Ausgabe entschieden, da diese ein informatives Vorwort von Alexander McCall Smith hat, das in der deutschen Ausgabe leider komplett fehlt und ich die deutsche Übersetzung überdies nach einem Gegenlesen mit den ersten Kapiteln der englischen Ausgabe schlichtweg furchtbar finde, denn sie wird der feinen pointierten Erzählweise Thirkells absolut nicht gerecht. Besondere Mühe hat sich der Übersetzer hier definitiv nicht gegeben, denn seine Sprache ist holprig und schlicht und manchmal sogar sinnentstellend.


Das klingt nach einem sehr interessanten Buch und es würde mich auch reizen (und das Cover ist ja so wunderschön!). Ich würde so gerne mehr im englischen Original lesen, verliere aber meist schnell die Lust daran, da es nicht so flüssig geht. Das anzugehen, ist schon ein langes Vorhaben, was ich immer wieder angegangen bin, was aber nie über mehrere Bücher hintereinander geklappt hat. Bei Serien und Filmen hingegen kann ich es mir gar nicht mehr vorstellen, diese synchronisiert zu schauen. Nun genieße ich erstmal die im letzen Jahr zurückgewonnene Lesefreude und werde das mit der englischen Sprache zu gegebener Zeit nochmal angehen.

YvonneS2 hat geschrieben:Damit setze ich nun auch mein Vorhaben um, in diesem Jahr mehr Bücher von Autoren und Autorinnen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu lesen, hier werde ich mich aber vorzugsweise auf britische Autorinnen konzentrieren und vielleicht wartet ja hier irgendwo ein Aha-Erlebnis, so wie es Sonja bei Erich Maria Remarque hat.


Dies ist seit letztem Jahr auch meine bevorzugte Zeit. Ich reise immer wieder gerne dorthin.
Liebe Grüße, Sonja

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Re: Leseerlebnisse 2023...ich lese gerade...

Beitragvon Sonja » Mo 30. Jan 2023, 22:41

Hallo Petra,

Petra hat geschrieben:Ja, du konntest mich auch diesmal wieder sehr neugierig machen auf Remarque! Ich danke dir sehr für deine ausführlichen Eindrücke dazu, ich habe sie sehr interessiert gelesen. Und es macht wirklich Lust es dir mal nachzutun. Zumal mich auch die Neuverfilmung interessiert. Da würde ich gern vorher das Buch gelesen haben. Mein Interesse dafür hast du jedenfalls geweckt. Bemerkenswert fand ich auch was du im Austausch mit Yvonne geschrieben hast zu dem Gedanken, dass es vermutlich noch zu früh ist, wenn man solch ein Buch zu Schulzeiten liest (mir wäre das als Schülerin auch zu früh gewesen). Dein Gedanke, dass die Soldaten in ungefähr dem Alter waren, wie jetzt die Schüler, die es lesen, wird einem erst mal bewusst, wie wohlbehütet wir aufgewachsen sind! Und wie wahnsinnig jung manch ein Soldat in den Tod ging (und auch heute wieder geht). Dieser Kontrast macht es überdeutlich!
Interessant auch, was du über den Anhang des Buches erzählst. Sicher aufschlussreich.


Das freut mich sehr. Es sind auch so viele vermeintlich kleine Dinge, die mir aus seinen Büchern in Erinnerung bleiben und die mir in meinem Alltag dann auffallen. Jetzt direkt würde ich die Neuverfilmung nicht gucken, aber später vielleicht mal.

Ja, die Frage mit dem Alter ging mir beim lesen ständig durch den Kopf. Und stimmt schon, wir sind in sehr unbeschwerten Zeiten aufgewachsen.

Petra hat geschrieben:Und ja, mit meinem nächsten Buch habe ich mehr Glück, als mit dem durchwachsenen Lesestart. Ich berichte gleich. :nicken_freudig:


Schöne neue Lektüre hast Du mit Balzac! Klingt sehr interessant, was Du über das Buch schreibst. EIn kurzes Reinlesen hat mir ebenfalls gefallen. Weiterhin viel Spaß damit! Freue mich schon jetzt auf Deinen Bericht.

Petra hat geschrieben:Wow! Von Dashiell Hammett kenne ich noch keinen Krimi. Toll, dass du "Der Malteser Falke" liest. Ich bin sehr gespannt auf deinen Bericht.


Der kommt gleich. Ich bin nämlich schon durch.
Petra hat geschrieben:Vielleicht treffen wir uns dieses Jahr in Raymond Chandlers Krimis. Ich glaube ich nehme bald unser Vorhaben vom letzten Jahr in Angriff, und beginne damit von ihm etwas zu lesen (oder zu hören - derzeit tendiere ich mehr zum Lesen, aber wer weiß?!).


Ich hätte nichts gegen, wenn wir uns dort treffen. Lange möchte ich auch nicht mehr warten.
Liebe Grüße, Sonja

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Re: Leseerlebnisse 2023...ich lese gerade...

Beitragvon Sonja » Mo 30. Jan 2023, 22:43

“Der Malteser Falke” von Dashiell Hammett ist beendet. Was für eine tolle und spannende Unterhaltung. Das Setting, die Personen, die Spannung und die damalige Zeit – tolles Kopfkino bis zum Schluss. Hat mir rundum gut gefallen. Sehr zu empfehlen!
Liebe Grüße, Sonja

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Re: Leseerlebnisse 2023...ich lese gerade...

Beitragvon Sonja » Di 31. Jan 2023, 14:48

Nun bin ich seit gestern Abend wieder mit Maigret unterwegs. Der 9. Fall: “Maigret beim Treffen der Neufundlandfahrer” von Georges Simenon.

2 Tage war ich buchlos und auf der Suche, dachte schon ich hätte eins gefunden, passte aber doch noch nicht so recht im Moment, nahm dann Maigret zur Hand und hatte gleich ein Gefühl des Nachhausekommens.

Los geht’s diesmal mit Madame Maigret wie sie die Koffer packt, denn es soll eine Woche in den Urlaub gehen. Geplant ist – wie seit 20 Jahren – die Familie im Elsass zu besuchen und dabei zu helfen Marmelade einzukochen und Pflaumenschnaps aufzusetzen. Doch dann erhält ihr Mann, der Kommissar, einen Brief eines alten Schulfreundes. Ein Schüler von ihm, der auf einem Schiff als Funker arbeitet, wurde beim Landgang verhaftet, nachdem der Kapitän ermordert wurde. Der Schulfreund und alle Anderen sind von der Unschuld überzeugt. Maigret, auf der einen Seite etwas grummelig über die geänderten Urlaubsaussichten, kann aber natürlich nicht nein sagen und so geht es dann eben in die Normandie nach Fécamp.

Wieder ein Maigret in einer Hafenumgebung, aber dieses Mal kommt’s mir noch intensiver vor. Man hört und riecht das Meer und den Hafen.
Liebe Grüße, Sonja

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Re: Leseerlebnisse 2023...ich lese gerade...

Beitragvon Didonia » Di 31. Jan 2023, 15:14

Hallo Sonja, Hafenflair findet sich in diesem tollen Buch: Häfen - eine literarische Kreuzfahrt von Florian Beckerhoff
https://www.amazon.de/H%C3%A4fen-litera ... C90&sr=1-1
Enthalten sind tolle Bilder und kleine Leseproben aus verschiedenen Büchern, in denen es um Häfen, Hafenstädte geht.
Lesende Grüße, Anne

Denn ich, ohne Bücher, bin nicht ich. - Christa Wolf
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Re: Leseerlebnisse 2023...ich lese gerade...

Beitragvon Didonia » Fr 3. Feb 2023, 21:32

Ich hatte unbändige Lust auf ein Buch vom Elisabeth Sandmann Verlag und habe mir dieses geschnappt:

Claudia Lanfranconi, Antonia Meiners - Kluge Geschäftsfrauen

Es ist schon enttäuschend, dass es Frauen immer noch äußerst selten in die Vorstände großer Konzerne schaffen. Dabei gibt es genug Beweise, dass sie dazu fähig sind. Zum Beispiel stehen sie laut Untersuchungen als private Finanzanleger solider da als Männer. Sie investieren vorausschauender und sicherheitsbewusster. Sie engagieren sich oft mehr für sozial- und umweltverträgliche Produkte und im Umgang mit Kunden und Geschäftspartnern beweisen sie viel Fingerspitzengefühl.
Als Begründung dafür, dass männliche Führungskräfte bei gleicher Qualifikation meist bevorzugt werden, wird angeführt, dass Frauen aufgrund ihrer Verpflichtungen ein höheres Risiko darstellen und sie eine geringere Arbeitsmotivation an den Tag legen.
Ja, diese Fälle gibt es. Eine Frau muss schon mit Löwenkräften ausgestattet sein, will sie die Doppelbelastung von Kindern und Konzernkarriere bewältigen. Denn Fakt ist, es sind zumeist immer noch die Frauen, die sich neben ihrer Berufstätigkeit noch um Haushalt und Familie kümmern.
Es ist also ein nachgewiesener Teufelskreis, dass viele qualifizierte Frauen wegen der ungleichen Aufstiegschancen gar nicht erst versuchen, an die Spitze zu gelangen.
Doch es tut sich ganz langsam etwas. Simone Bagel, eine Nachfahrin des Firmengründers Fritz Henkel, ist die erste Frau, die den Aufsichtsrat eines DAX-Unternehmens in Deutschland führt. Megha Mittal übernahm die Modefirma Escada. Während ihres Studiums in den USA kam sie zu der Erkenntnis, dass es gut sei, eine Bilanz lesen zu können.
Doch es sind in Europa nur acht Prozent der erwerbstätigen Frauen (bei den Männern das Doppelte), die sich selbstständig machen. Dabei hat die Selbstständigkeit für sie wesentliche Vorteile: Sie verdienen wesentlich mehr als abhängig Beschäftigte. Es gibt keine von Männern dominierten Hierarchien. Und sie kann in der eigenen Firma über den Führungsstil und die Einführung neuer Ideen bestimmen.
Schon in der Vergangenheit gab es Frauen, die sich den gesellschaftlichen Vorgaben widersetzten. Viele von ihnen sind heute vergessen. Das ehemalige Dienstmädchen Martha Matilda Harper zum Beispiel begründete in den Vereinigten Staaten das Franchise-System. 1888 eröffnete sie in Rochester ihren ersten Friseursalon. Weltweit 500 Harper Shops sollten es auf dem Höhepunkt ihrer Karriere sein.
Oder die amerikanische Erfinderin Marion Donovan. Sie erfand in den 1950er Jahren neuartige Windeln mit Papiereinlagen. Ihr Name ist vergessen. Heutige Mütter kennen nur noch den Begriff Pampers. - Derlei Beispiele gibt es unzählige.
In einem Interview gibt Cécile Bonnefond, Vorstandsvorsitzende (CEO) von Veuve Clicquot Frauen einen Rat: "Seid eindeutig, wisst, was ihr wollt, bleibt konsequent. Man kann nicht alles haben. Nur sehr selten hat man Geld und Zeit gleichzeitig. Entspannt euch, alles hat seinen Preis, und man muss dafür bereit sein. Sucht euch aber vor allem einen guten Chef, der euch unterstützt."

Folgende Frauen werden hier vorgestellt:

Gegen jeden Widerstand
Marie Tussaud (1761-1850) formte aus Wachs Köpfe von Berühmtheiten
Margarete Steiff (1847-1909) schrieb mit dem Teddybär Stofftier-Geschichte
Brownie Wise (1913-1992) verkaufte kleine Plastikdöschen und erfand die Tupperwareparty
Ruth Handler (1916-2002) produzierte als Barbie-Mutter die erfolgreichste Puppe der Welt
Marion Donovan (1917-1998) machte als Erfinderin der Einwegwindel Babys glücklich
Beate Uhse (1919-2001) sorgte für Aufklärung und brach Tabus

Die ideale Partnerin
Kate Gleason (1865-1933) studierte als erste Frau in den USA Ingenieurwesen und baute Fertighäuser
Aino Marsio Aalto (1894-1949) gestaltete mit ihrem Mann Möbel, Textilien und Gläser
Charlotte Perriand (1903-1999) blies frischen Wind in das Büro von Le Corbusier
Maria Bogner (1914-2002) erfand die Keilhose und brachte Eleganz auf die Piste
Florence Knoll (* 1917) entstaubte mit ihren Entwürfen düstere Büroeinrichtungen

Willensstarke Witwen
Barbe-Nicole Clicquot-Ponsardin (1777-1866) traf als Champagner-Witwe nur kluge Entscheidungen
Anna Sacher (1859-1930) leitete mit Hingabe das Hotel Sacher in Wien
Katharine Graham (1917-2001) brachte als Verlegerin der "Washington Post" Präsident Nixon zu Fall

Von der Haute Couture zum Schnittmuster
Coco Chanel (1883-1970) schneiderte den Frauen Selbstbewusstsein auf den Leib
Aenne Burda (1909-2005) machte mit Schnittmustern Mode demokratisch
Miuccia Prada (*1949) bringt mit edlen Stoffen Frauen um den Verstand

Das Geschäft mit der Schönheit
Martha Matilda Harper (1857-1950) wusste, dass die richtige Haarpflege glücklich macht
Helena Rubinstein (1870-1965) überzeugte mit ihrer Creme-Rezeptur Millionen
Jeanne Toussaint (1887-1978) entwarf bei Cartier Schmuck in Perfektion
Estée Lauder (1906-2004) erfand ein geniales Marketingkonzept für ihre Kosmetik
Patricia Urqui Ola (*1961) denkt mit den Händen und gestaltet Möbel, die man berühren muss

Da ich bei den Frauen bisher hauptsächlich auf Schriftstellerinnen fixiert war, sind hier doch einige mir unbekannte bei.

Kommt gut ins Wochenende :winkt_lieb:
Lesende Grüße, Anne

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Re: Leseerlebnisse 2023...ich lese gerade...

Beitragvon Petra » Sa 4. Feb 2023, 17:38

Hallo Sonja,

Sonja hat geschrieben:Das freut mich sehr. Es sind auch so viele vermeintlich kleine Dinge, die mir aus seinen Büchern in Erinnerung bleiben und die mir in meinem Alltag dann auffallen. Jetzt direkt würde ich die Neuverfilmung nicht gucken, aber später vielleicht mal.

Ja, die Frage mit dem Alter ging mir beim lesen ständig durch den Kopf. Und stimmt schon, wir sind in sehr unbeschwerten Zeiten aufgewachsen.


Dass Remarque so viele vermeintlich kleine Dinge beschrieben hat, die dir in Erinnerung bleiben und im Alltag auffallen, macht mich zusätzlich neugierig.

Dass dir das Alter der Soldaten beim Lesen immer wieder bewusst wurde, glaube ich gern. Und es macht es noch so viel erschreckender, nicht wahr?! "Kinder" werden in den Krieg geschickt.

Sonja hat geschrieben:Schöne neue Lektüre hast Du mit Balzac! Klingt sehr interessant, was Du über das Buch schreibst. EIn kurzes Reinlesen hat mir ebenfalls gefallen. Weiterhin viel Spaß damit! Freue mich schon jetzt auf Deinen Bericht.


Oh ja, ich hatte wirklich eine tolle Lektüre mit Balzac. Was für ein tolles Buch! Und was für ein faszinierender Autor mit seiner Idee der Comédie humaine. Wenn ich es noch schaffe, berichte ich gleich. Sonst an einem anderen Tag.

Schön, dass dir das reinlesen zugesagt hat.

Sonja hat geschrieben:Der kommt gleich. Ich bin nämlich schon durch.


Auf “Der Malteser Falke” von Dashiell Hammett machst du mit deinem Bericht sehr neugierig. Scheint ein richtiger Lesergenuss gewesen zu sein, dieser Krimi-Klassiker noir.

Sonja hat geschrieben:Ich hätte nichts gegen, wenn wir uns dort treffen. Lange möchte ich auch nicht mehr warten.


Prima, dann werden wir Mr. Chandler sicher demnächst beide mal einen Besuch abstatten! :kichern:

Sonja hat geschrieben:Nun bin ich seit gestern Abend wieder mit Maigret unterwegs. Der 9. Fall: “Maigret beim Treffen der Neufundlandfahrer” von Georges Simenon.


Wie schön, du bist wieder mit Maigret unterwegs!

Dass die Hafenumgebung wieder für so viel Atmosphäre sorgt, ist toll! Auch der Fall klingt interessant. Wenn es auch schade ist, dass es nun nichts wird mit dem Urlaub und dem Schnaps ansetzen und dem Marmelade kochen.
Liebe Grüße,
Petra


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