Hallo zusammen,
ich habe es sehr genossen, hier von euren Leseerlebnissen zu lesen. Auf John Dickson Carr hat Trixie mir durch ihre Schilderungen Lust gemacht. Müsste ich unbedingt mal wieder einen lesen. Und dass du, Maria, auf den Tichborne-Fall gleich nach dem Lesen von "Betrug" in einem Krimi von John Dickson Carr nochmal gestoßen bist, ist ja interessant. Manchmal passiert so was, nicht wahr?! Man hat noch nie von etwas gehört, und dann plötzlich mehrmals kurz hintereinander. Steffi, dass du "Betrug" liest (oder gelesen hast), ist toll. Auf den freue ich mich auch schon so sehr. Aber der möchte innere Ruhe beim Lesen. Und die fehlt mir ja derzeit. Aber irgendwann, wenn sie hoffentlich wieder eingekehrt ist, freue ich mich auf dieses Buch von Zadie Smith. Schön, dass er dir so gut gefallen hatte, Maria.
Und dein neuer Lesestoff klingt auch so wundervoll und gleichzeitig hochinteressant, Maria. Danke für den ersten Satz von Tan Twan Engs "Der Garten der Abendnebel". Der ist ganz besonders.
Selbst habe ich leider nicht viel zu vermelden. "Unser Buch der seltsamen Dinge" von Jennie Godfrey habe ich beendet. So richtig überzeugen konnte es mich nicht. Es war schön erzählt, nett geschrieben. Aber für mich fehlte die Spannung. Es ist aber auch mehr die Geschichte eines im Yorkshire der 70er Jahre aufwachsenden Mädchens, als ein Krimi. Da die Story jedoch am Yorkshire Ripper ausgerichtet ist, hätte es hier schon mehr Spannung geben können. Zudem hat mich an der Erzählweise gestört, dass ich zu Anfang eines Kapitels schon wusste, was mir darin erzählt werden soll. Das war voraussehbar, und damit dann auch etwas ermüdend und langweilig. Noch etwas, was ich an dem Roman nicht so originell fand ist, dass jedes gesellschaftliche Problem reingezwungen wurde: Rassismus, Jugendkriminalität, Gewalt in der Ehe (in den 70er Jahren natürlich noch ein tabuisiertes Thema), Ehebruch, Pädophilie, Alkoholismus. Das wirkte doch sehr gewollt. Da hätte ich mir mehr Raffinesse gewünscht.
Auf mich traf dieses dann für mich doch etwas zähe Buch unglücklicher Weise auf meine eh nicht so große Leselust, da ich so viele Sorgen im Kopf habe, und so unfassbar viele Arzttermine neben der Arbeit. Das war dann keine gute Kombination. So hatte ich mir als nächstes etwas kürzeres ausgewählt. Ich lese derzeit noch dran: "Die Diagnosen des Dr. Zimmertür" von Frank Heller. Kriminalgeschichten um einen dicklichen jüdischen Psychoanalytiker, der in Amsterdam Verbrechen aufklärt. Zusätzlich zu seinem psychoanalytischen Verstand, verfügt Dr. Zimmertür auch über profunde Literaturkenntnisse. Für die Verbrechensaufklärung bedient er sich zahlreicher Konzepte der Psychoanalyse, wie Traumdeutungen, Sigmund Freuds Schizophreniekonzept u. a.. Aber auch Literaturzitate von Shakespeare, Baudelaire etc. verhelfen ihm zuweilen auf die richtige Spur. Geschrieben wurden diese Kriminalgeschichten in den 1920er Jahren von Frank Heller. Kurt Tucholsky sagte über die Geschichten: "Man vergißt so schön das Leid der Welt – es ist wie Whisky." Spannend ist auch der Autor: Frank Heller war der erste erfolgreiche Krimiautor Skandinaviens, und hatte zuvor noch eine andere "Karriere" als Bankbetrüger. Er floh nach Frankreich und verspielte das unrechtmäßig erworbene Vermögen im Spielkasino von Monte Carlo. Diesen Lebensabschnitt verarbeitete Frank Heller ebenfalls in einer Kurzgeschichtensammlung (Herr Collins Abenteuer), welche der UFA 1925 als Vorlage zu einem Kinofilm diente.
Es sind nette kurzweilige Geschichten, und besonders der Handlungsort, Amsterdam, gefällt mir gut.