Heute habe ich Richard Yates - Die Zeiten des Aufruhrs beendet. Wie schon vermutet, wird das das erste Top 2012 ! Um was gings ? Das Ehepaar Wheeler, gerade 30 Jahre alt, hat sich behaglich in seinem Vorstadthäuschen eingerichtet, Konformität und das gleichförmige Leben, morgens mit dem Zug zur Arbeit, die sorgende Ehefrau und Mutter zuhause, wohlgeratene Kinder, alkoholreiche Wochenenden mit Freunden, eben alles, was die gesellschaftlichen Normen erfüllt, geben Sicherheit. Aber was, wenn man erkennt, dass man sich dabei verloren hat, dass die eigene Identität, die Individualität, auf die man so stolz war, wegzugleiten scheint ? April Wheeler's Lösung, die Erfüllung des langgehegten Traums, nämlich nach Paris überzusiedeln und dort ein anderes, eigenes Leben zu führen, behagt Frank nicht sehr. Er hat sich schon zu sehr mit dem ungeliebten Job und einer kleinen Affäre arrangiert. Dramatisch gehen die Ereignisse weiter ... Diese existenzielle Geschichte ist aber nicht nur düster oder melancholisch erzählt, im Gegenteil, Yates bringt sehr viel schwarzen Humor und auch Sarkasmus mit hinein. Mit gut beobachteten Details lässt er die Charaktere schnell lebendig werden, obwohl sie eben auch für die Verzweiflung an der Gesellschaft stehen, für die Zerrissenheit zwischen gesellschaftlicher Anerkennung und individuellem Leben. Es ist einer der Romane, die die Geschichte der Figuren sehr glaubwürdig und detalliert erzählt, gleichzeitig schafft es Yates aber auch, den Gesellschaftskritik-Finger exakt auf die Wunde zu legen.
Für mich legt dieses Buch die Messlatte "Gesellschaftsroman" ganz weit nach oben.
