“Anna Karenina“ habe ich heute fertig gelesen. Es hat mich über die 1.200 Seiten sehr gefesselt, und glücklicher Weise nicht eine Minute gelangweilt. Ein Epos, das viel mehr zu bieten hat, als die unglückliche Liebe einer verheirateten Frau. Aus Tolstois Werk interessieren mich nun einige weitere Romane und Novellen, sowie die Bücher seiner Frau. Ich werde mich noch öfters mit ihm beschäftigen, und habe mir auch direkt mal die tolle Hanser Ausgabe von „Krieg und Frieden“ gegönnt, in der hochgelobten Neuübersetzung von Barbara Conrad-Lütt. Von meiner Hanser Ausgabe von „Anna Karenina“ war ich so begeistert, dass mich freut, dass sie auch von „Krieg und Frieden“ eine so prachtvolle Ausgabe herausgebracht haben.
Am Wochenende werde ich noch das Nachwort lesen, und die Anmerkungen noch verfolgen, die ich während des Lesens nicht nachgeschlagen habe, um den Lesefluss nicht zu stören. Somit habe ich noch mal 50 Seiten vor mir. Das eignet sich gut zum sanften Ausklang. Ich kann und will mich gedanklich noch nicht ganz aus dieser Roman-Welt lösen.
Anfang nächster Woche habe ich dann sicher die Muße, mich zu einem neuen Lesestoff zu entscheiden. Mal sehen, was es sein wird. Ich bin noch ganz ratlos.
@Didonia: Danke fürs erklären, wie Du gerade an „Der Raritätenladen“ gekommen bist. Schade, dass Du noch nicht so recht reingefunden hast. Falls es Dir nicht gelingt, liegt es vielleicht an der Auswahl des Buchs? Vielleicht liegen Dir andere von Dickens eher?
Dass bei dieser Leserunde auch jemand dabei ist, der sehr in die Tiefe geht, könnte auch hinderlich sein. Es kann einen aus dem Lesefluss herausreißen. Vielleicht gelingt es Dir aber, die Dinge, die dieser Mitschreiber beisteuert, als Hintergrundinfos aufzunehmen, ohne Dich dadurch aus dem Konzept bringen zu lassen. Wenn es nicht überheblich verpackt ist, kann ich solchen Infos immer viel abgewinnen. Ich kann aber auch gut verstehen, wenn es einen hemmt oder zu viel wird.
Mitleiden kann ich zwar auch, aber für mich muss es dann noch trostloser zugehen, als bei Dickens. Ganz umgehauen hat mich die Wut, Verzweiflung, unerfüllte Liebe und seelischen Leiden in „Sturmhöhe“. Uff, das hat mir zugesetzt. Oder aber Falladas „Jeder stirbt für sich allein“, ganz schrecklich, zumal die Leiden in der Realität sicher nicht geringer waren. Und jetzt bei Tolstoi zog sich mir auch das Herz zusammen über die seelisch so leidende Anna, aber ganz besonders der arme Wronski, der durch ihren Selbstmord vor unabänderliche Tatsachen gestellt wurde, die ihm schier das Herz zerreißen. Sowas setzt mir auch zu. Wenn’s aber vorübergehende Leiden sind, die in einem guten Ende münden, kann ich mich da gut trösten. Ich bin gespannt, wie es Dir mit Dickens in dem Punkt ergeht. Ich könnte mir auch vorstellen, dass es Dir eher wie Josie ergeht.
@Steffi: Ich glaube auch, dass Du Dir mit dem Man-Booker-Prize-Projekt was Gutes getan hast. Ich halte von der Auszeichnung wirklich viel. Du wirst gewiss viele wirklich lohnenswerte und besondere Bücher darüber kennenlernen. Eine tolle Entdeckungsreise!
Und wie ich sehe, gefällt Dir „The Sea“ von Banville schon ausgesprochen gut. Was Du darüber berichtest gefällt mir auch, und weckt mein Interesse. Wie schade, dass die Übersetzung so missglückt ist. Aber wie gut, dass Du darüber berichtet hast. Und nun macht Ihr (Rachel und Du) Maria noch ganz fusselig wegen des Vergleichs zu Virginia Wolff.
@Maria: Das ist ja wirklich ärgerlich, dass es von „The Sea“ kein ebook im epub-Format gibt.
@Bonny: Wenn man nicht so zum Lesen kommt, wie man will, ist das immer frustrierend. Ich kenne das, und wünsche Dir, dass es bald besser wird! Schön, dass Du aber kurz von Dir hast hören lassen.


