Verstorben ist der norwegische Autor Dag Solstad mit 83 Jahren. Man wird ihm bestimmt auch auf der Leipziger Buchmesse gedenken, denn Norwegen ist das diesjährige Gastland.
RIP
Petra hat zwei Bücher von ihm 2020 gelesen. Ich zitiere sie mal….
T. Singer
Im Anschluss las ich “T. Singer“ von Dag Solstad, einem der wichtigsten Gegenwartsautoren Norwegens. Der Roman ist im Dörlemann Verlag erschienen; eine sehr schöne Ausgabe. Ein merkwürdiger Roman, eine merkwürdige Figur. T. Singer (seinen Vornamen erfahren wir nicht, was auch folgerichtig ist, da T. Singer am liebsten unerkannt bleiben möchte im Leben) ist es peinlich, wenn jemand hinter ihn schaut. Wenn seine Maske für kurze Zeit verrutscht, und jemand ihn ertappt. Ertappt bei belanglosen Dingen, wie einem aufgesetzten Lachen. Dass jemand erkennt, dass es aufgesetzt ist, das Lachen, bringt ihn aus der Fassung und erfüllt ihn mit einer tiefen Scham. Umso befremdlicher wirkt jemand wie T. Singer auf den modernen Leser, der sich doch allzu gern zur Schau stellt (oder zumindest in einer Gesellschaft lebt wo es in Zeiten von social media an der Tagesordnung ist, dass Jedermann sein Leben allen offenbart). Das Buch, und die Figur wirft Fragen auf. Fragen zu Anpassung, Verstellung, Verweigerung. Doch keine der Fragen wird laut gestellt, sondern sie fliegen einen Stellenweise an, um sich dann wieder aufzulösen. Ein interessantes Buch und ein interessanter Schriftsteller. Ich werde noch eine Weile über T. Singer nachdenken.
Professor Andersens Nacht
Dag Solstad - Professor Andersens Nacht: Dieses Jahr las ich von dem norwegischen Autor bereits „T. Singer“. Auch „Professor Andersens Nacht“ war wieder eine interessante Leseerfahrung. Der alleinlebende Professor Andersen beobachtet an Weihnachten durchs Fenster einen Mord in einer der gegenüberliegenden Wohnungen. Er meldet es nicht. Und verstrickt sich in seinen Gedanken um Themen wie Schuldgefühle, Religion, Vergänglichkeit (hier auch besonders Vergänglichkeit der Literatur). Interessante Gedanken.