Hallo zusammen,
nun direkt mal was in diesem neu eingerichteten Thread zu einem neuen Thema. Und dann noch zu dreien aus vorherigen:
Stolz und Vorteil (BBC 1980): Ich habe gestern Zeit alleine genutzt um die BBC-Verfilmung von 1980 mit Elizabeth Garvie und David Rintoul endlich mal zu gucken.
Wer nur EINE Verfilmung von
Stolz und Vorurteil möchte, dem kann ich wirklich nach wie vor nur zu der BBC-Verfilmung aus 1995 mit Jennifer Ehle und Colin Firth raten. In meinen Augen die beste. Sie ist unglaublich nah an der Vorlage (fast minutiös umgesetzt - besonders wohl die englische Fassung, da die Deutsche leider etwas gekürzt wurde) und zudem - wie ich finde - ideal besetzt, besonders in den Hauptrollen. Einen anderen Mr. Darcy als Colin Firth beispielsweise mag ich mir gar nicht vorstellen. Auch von der Kulisse und den Kostümen her, sehr gut gemacht!
Diese frühere Verfilmung von BBC mit Elizbeht Gravie und David Rintoul war dennoch für mich sehenswert. Weil ich die Geschichte einfach so sehr liebe, dass ich sie immer und immer wieder an mich lassen kann und will. Und warum dann nicht in unterschiedlichen Varianten? Müsste ich allerdings wählen, fiele diese hier deutlich schlechter aus als die von 1995. Sowohl was die Besetzung angeht (hier fand ich allerdings gut, dass Lizzys Schwester Jane wirklich etwas schöner ist, als Lizzy - wie im Buch halt) - zumindest in den Hauptrollen (die anderen Rollen sind eigentlich alle sehr gut besetzt, die Hauptrollen auch, aber eben nicht im Vergleich mit Ehle/Firth), als auch die Kulissen (die Kostüme sind aber soweit schon gut getroffen).
Was mir zunächst (beinahe schockierend) auffiel, war das Springfield-Story-Feeling. Die Szenen waren in der amerikanischen Soap Springfield-Story so richtig künstlich dargestellt. Fast schon an eine Theaterkulisse erinnernd. Und genau so erschien mir das hier auch. Noch ein Beispiel, was mir für solche Produktionen einfällt, ist "Der Doktor und das liebe Vieh". Die Innenaufnahmen sehen so eigen aus. Künstlich (ans Theater erinnernd) einerseits, aber bei längerem schauen auch fast schon authentischer. Man hat viel weniger die weichzeichnerische Filmwirkung, die man von moderneren Filmen kennt. Das sei mal erwähnt, weil es mir - gerade zu Beginn - doch sehr deutlich auffiel. Da sollte man schon drauf vorbereitet sein.
Was die Nähe zur Vorlage angeht: In den Grundzügen war die Handlung erhalten und auch recht vollständig (für die Spielzeit) dargestellt. Der Charakter von Jane Austens Roman ist erhalten geblieben. Die Dialoge weichen aber doch häufig von der Vorlage ab. Aber gar nicht mal so schlecht, wenn man diese Verfilmung nutzt um etwas bekanntes noch mal wieder zu erleben - in einer etwas eigenen Version. Die Vorlagengetreuere ist auf jeden Fall die von 1995. Die Dialoge hier in der Verfilmung von 1980 sind dennoch typisch Jane Austen. Man hat ihre feine Ironie, ihre Spitzfindigkeit aufgegriffen und manchmal eigene Dialoge daraus gemacht. Das ist durchaus gelungen. Aber wäre es meine einzige Verfilmung, wäre ich natürlich über die Veränderungen schon etwas enttäuscht.
Schön herausgestellt wurde am Rande die Ehe der Eltern. Mr. Bennet kommt hier zwar auch viel sympahtischer rüber als Mrs. Bennet. Aber Mrs. Bennet schafft es letztendlich ihre Töchter unter die Haube zu bringen. Sie nimmt das viel mehr in die Hand als ihr Mann. Hier wird Mr. Bennet, der seine recht dümmliche Frau nicht entsprechend gefördert/geformt hat, ein wenig kritisiert, was der Vorlage von Jane Austen durchaus gerecht wird. Die Kritik kommt in dem Roman zwar äußerst leise rüber, aber sie ist da. Schön, dass man das hier aufgegriffen hat.
Katastrophal ist die Synchronisation. Ich war froh, dass ich beim schauen gestrickt habe. Sonst hätte mich das wohl mehr gestört. Da bewegen sich Lippen wenn der Satz schon zu Ende ist oder andersherum. Die Wörter passen nicht zur Lippenbewegung und man sieht es deutlich.
Trotz all der Kritikpunkt haben mir die 268 Minuten viel Freude gemacht und mich kurzweilig unterhalten. Es ist zwar nicht meine Lieblings-Verfilmung und auch nicht meine zweitliebste (meine zweitliebste ist die amerikanische mit Keira Knightley und Matthew Macfadyen (zwar viel zu sehr amerikanisiert, aber halt romantisch - auf seine Art). Aber es ist jetzt durchaus die dritte sehenswerte. Aber Vorsicht: Für diese Verfilmung aus 1980 sollte man schon wirklich Fan der Geschichte sein. Sonst lieber die Finger davon lassen!
Kennt außer mir noch jemand diese Verfilmung? Wie fandet Ihr sie?
Dexter: Rachel, ich denke wir liegen wieder nicht so wirklich weit auseinander mit unseren Meinungen. Die Psychopathen im Buch (ich sage anstatt Hörbuch jetzt einfach mal Buch, weil es ja eine ungekürzte Lesung war und sie somit dem Buch entspricht) hätten für mich nicht noch mehr sein dürfen (klar, sie mussten erwähnt werden, denn dass Dexter selber einer ist und eben diese anderen Serienkiller als Opfer auswählt ist ja der Clou). Du sagst, dass sie Dir bereits zu viel waren. Ich meinte damit im Grunde ja auch, dass sie mir da schon gereicht haben und nicht NOCH mehr hätten sein dürfen. Eher weniger. In dem Punkt sehen wir das also ziemlich gleich.
Die Nebenschauplätze in der TV-Serie haben uns besser gefallen, bzw. nicht gestört. Auch darin sind wir einer Meinung. Einzige Unterscheidung sehe ich in der Notwendigkeit der Nebenschauplätze. Ich finde, sie wurden oftmals eröffnet, um die Serie zu füllen. Denn sonst wäre die erste Staffel ja nach ca. 6 Folgen erschöpft gewesen. Du hast in den Nebenschauplätzen in der TV-Serie immer auch Szenen gesehen, die die Handlung voranbringen, z. B. neue Personen einführen. Das sehe ich nach wie vor teils anders. Manchmal war es so. Z. B. als der Täter eingeführt wurde. Aber meistens waren es kurze eingebaute Fälle, die Dexter (auf seine Weise
) gelöst hat. So z. B. die mit dem Psychiater. Oder am Anfang mit dem Pädophilen. Oder mit den Menschenhändlern.
Aber dennoch sehen wir das Ergebnis auch hier ähnlich: Den Machern der Serie ist es bestens gelungen aus der Vorlage alles herauszuholen und noch eins drauf zu setzen.
Per Buch hätte ich diese Nebenschauplätze nicht haben wollen (auch das mit dem Ex-Mann von Rita wäre mir zu viel gewesen im Buch), da mir das dann zu langwierig geworden wäre, aber in der TV-Serie macht es das Ganze noch runder. Schön - auch da sind wir uns einig - dass die Macher der Serie die Vorlage dennoch nicht gänzlich entstellt haben!
Dennoch finde ich auch - ebenfalls wie Du - dass der Autor aus seiner Idee noch mehr hätte machen können. Indem er nicht einen Täter aus dem Hut zaubert. Oder indem er Dexter weniger mit Eingebungen und Visionen in die richtige Richtung lenkt, sondern mit Anhaltspunkten. Das ist in der Serie schon wirklich toll gemacht. Und zwar ist meine Erinnerung an die Vorlage zu sehr verblasst, aber Deine ja noch sehr frisch. Und ich glaube da hast Du sehr recht: Das hätte der Autor besser machen können. Und auch die Idee der Serienmacher mit Deb und ihrem Freund... das hätte dem Autor auch selbst einfallen können.
Somit: Optimale Umsetzung und Optimierung der Vorlage! Und dass sie mir damals mehr Spaß gemacht hatte als Dir kürzlich, liegt gewiss an zwei Dingen: Erstens habe ich zuerst das Hörbuch gehört und dann erst die Serie geguckt - und Du andersherum. Und außerdem war es ein Rezensionsexemplar, das ich mir NIE selbst erbeten hätte. Denn es ist eigentlich gar nicht mein Genre (viel zu blutig - aber hier ja, wie ich dann erfreut festgestellt habe, auf eine das Genre auf die Schippe nehmende überspitzte Art, die mir sehr viel Freude gemacht hat). Und als Buch hätte ich mich sicher auch ein wenig durchgequält. Als Hörbuch war das aber ein guter Stoff um sich mal originell, gut und spannend unterhalten zu lassen.
Wie das Hörbuch zum zweiten Band auf mich wirkt, darauf bin ich gespannt. Denn jetzt kenne ich ja auch die Serie. Und zudem - auch das haben wir gemeinsam - habe ich mich ja dazu entschieden lieber erst die Serie zu gucken, damit ich sie voll und ganz genießen kann, mit aller Spannung!
Und dann kann es sehr gut sein, dass mir auch vieles an der Vorlage "fehlt"!
Denn wenn man erst die Serie schaut, dann ist es im Grunde zwangsläufig, dass man hier mal den umgekehrten Effekt zu sonstigen Verfilmungen von Buchvorlagen hat. (Auch mal interessant es so herum zu erleben, nicht wahr?)
Ich hoffe ich konnte es jetzt etwas besser erklären, wie ich es sehe. Und somit auch, dass ich Dir in den von Dir genannten Punkten (bis auf die Gründe für den Einbau von Nebenschauplätzen) zustimme und es gar nicht anders sehe.
Auf jeden Fall eine tolle Serie! Und wir freuen uns schon auf die zweite Staffel! Was ein Glück, dass sie schon in wenige Wochen erscheint und ich sie bereits vorbestellt habe!
(Ich bin fast neidisch, dass Ihr schon auf Guckzeit für die dritte Staffel wartet! Das ist der Vorteil, wenn es einem nichts ausmacht das Original zu schauen.)
Mrs. Dalloway: Zwar will ich es dennoch andersherum probieren - erst Buch, dann Film - aber gut zu wissen, dass der Film Dich sogar zu dem Buch gebracht hat, Steffi. Und somit zu Virginia Woolf generell. Und Binchen, Dir wünsche ich dass es per Film klappt... vielleicht magst Du später dann das Buch ja wirklich auch doch irgendwann. Und wenn nicht, dann hast Du wenigstens den Film gesehen, der ja wirklich gut sein soll.
Julie & Julia: Interessant, Trixie, dass die echte Julia Childs auch so ist, wie die, die Meryl Streep im Film darstellt. So bin ich schon mal vorgewarnt und kann das sicher besser an mich lassen, da ich es nicht als übrzogene Darstellung empfinden muss. Mir ging es mal mit Philip Seymour Hoffman so, der Truman Capote in "Capote" so
künstlich darstellte, dass mich in meiner ersten Überlegung irritierte, warum er so viel Lob für seine Darstellung bekommen hat. Den echten Capote konnte man dann in einem Feature bewundern. Und dann wird einem klar: Das ist original und somit glänzend dargestellt!
Wie gut dass es Youtube gibt! Danke für Deinen Link zur echten Julia Childs!