Liebe Didonia,
eine spannende Frage!

Ich für mich kann sie ganz klar beantworten: Nein, mir ist in meinem Bücherregal nichts peinlich! Zwar musste ich meine alten Bücher fast alle aussortieren, wegen einer Zeit, in der ich in einer Schimmelwohnung gewohnt habe. Im Nachhinein tut es mir auch nicht weh, dass ich die Bücher entsorgen musste. Da hätte ich schon mit gerechnet, denn ich liebte sie mal sehr. Aber ich würde sie nur aus Nostalgie aufbewahren, und ich habe festgestellt, die Erinnerung ist lebendig, und das reicht. Hat auch was für sich, nur noch Bücher um sich zu haben, die zur aktuellen Lebensphase passen. Denn die anderen behält man doch oft aus Nostalgie, aber nicht, weil man sie noch mal lesen würde. Mein Lesegeschmack hat sich mehr und mehr entwickelt, und die Entwicklung wird auch sicher immer weiter gehen. Egal in welche Richtung. Denn ein Mensch entwickelt sich nun mal, das ist der ganz natürliche Lauf der Dinge. Deshalb sind die zurückgelassenen Dinge nicht schlecht. Sie gehören zu einem.
Wenn ich nichts hätte entsorgen müssen, würde Sidney Sheldon im Regal stehen, Sandra Brown, Dean Koontz. Aber auch allerhand von Mary Higgins Clark, ein Konsalik (warum ich nicht mehr von ihm las, weiß ich nicht. Denn denn die zwei, die ich gelesen hatte, hatten mir großen Spaß gemacht: "Doppelspiel" und "Gefährliches Foto"). Bei meiner Oma habe ich mal einen Jerry Cotton gelesen. Besessen habe ich keinen. Aber peinlich wäre mir davon absolut nichts. Es gehört zu meinem Lese-Leben, und ich wüsste nicht, für was ich mich das schämen sollte. Ich finde es auch schade, wenn sich jemand schämt für das, was er liest. Das ist nicht nötig. Denn die intoleranten Menschen, die darüber dumme Sprüche machen, sind es nicht wert. Übrigens gehen dumme Sprüche auch andersherum. Also gegen Bücher, über die einige die Nase rümpfen, da sie ihnen intellektuell, zu anspruchsvoll oder zu gehoben erscheinen. Das finde ich ganz genauso traurig und daneben.
Mir ist auch nicht peinlich, wenn ich meine Bücher z. B. in der S-Bahn lese. Egal ob es ein reißerischer Krimi ist, ein Liebesroman wäre, oder ein Klassiker. Allenfalls könnte es ein unangenehmes Gefühl sein, wenn ein Liebesakt beschrieben wird, und ein anderer Fahrgast schielt mir über die Schulter. Aber selbst das wäre mir nicht wirklich peinlich.
Ich bin gespannt auf die Antworten, die sich hier noch sammeln. Und ich wäre auch neugierig auf Deine eigenen Gedanken dazu, Didonia.
PS: Etwas verstecken, da käme ich nie auf die Idee. Denn ich käme nicht auf den Gedanken, dass jemand mich wegen meiner Bücher auslachen könnte. Ich wäre überrascht, wenn es geschehen würde. Und dann wäre ich auch froh darüber, denn ich wüsste dann, dass dieser Mensch intolerant ist und nicht zu mir passt.