von Petra » Mo 13. Dez 2021, 09:33
In den letzten Wochen las ich „Nomaden der Arbeit“. Jessica Bruder hat drei Jahre lang Reportagen über Menschen geschrieben, die in den USA in Wohnmobilen, Vans etc. leben. Ein Jahr lang hat sie sich ihnen dann sogar ganz angeschlossen, um noch näher dran zu sein. Nicht etwa Abenteuerlust bewegt diese Menschen zu diesem Lebensmodell, sondern finanzielle Not. Es sind Menschen aus der Mitte der Gesellschaft, die irgendwann ihre Lebenshaltungskosten nicht mehr zahlen konnten, weil die Lebenshaltungskosten steigen, aber die Löhne nicht. Einen großen Teil der Kosten verursacht die monatliche Miete, was viele Menschen dazu veranlasst hat, ihren Wohnsitz aufzugeben, und anstatt dessen in einem Fahrzeug zu leben, und als Workampers von Job zu Job zu fahren. Gerne bezeichnen sie sich als „houseless“ anstatt als „homeless“, doch in Wahrheit sind sie ganz nah dran an der Obdachlosigkeit. Ein höchst interessanter Blick auf ein großes Gesellschaftsproblem, auf diese Menschen und die Bedingungen, unter denen sie leben und arbeiten müssen, sowie auf ihre Arbeitgeber (z. B. Amazon), die sich die Not dieser Menschen zunutze machen.
In den nächsten Tagen werde ich den mit mehreren Oscars ausgezeichneten Film „Nomadland“ schauen, der nach Jessica Bruders Reportage entstanden ist. Ich freue mich darin neben wohl beeindruckenden Landschaftsaufnahmen besonders darauf, Linda May und Bob Wells zu sehen. Sie sind darin als sie selbst zu sehen. Besonders Linda May ist eine der Personen, die Jessica Bruder in ihrer Reportage über Jahre begleitet hat.
Jetzt lasse ich das Lesejahr noch mit einem Weihnachtskrimi-Klassiker ausklingen. Ich habe es mir am Wochenende mit „Die Morde von Mapleton“ von Bryan Flynn gemütlich gemacht.