Leseerlebnisse 2022...ich lese gerade...

[Didonia]

Letztes Jahr habe ich angefangen, Bücher von Autorinnen aus der DDR-Reihe "Edition Neue Texte" zu lesen. Und ich muss sagen, sie haben mir bisher durchweg richtig gut gefallen. Wunderbare Texte über das Leben, Leiden, Probleme, Liebe, Familie usw. Zumeist waren es eine Erzählung oder Kurzgeschichten.
Gerade ausgelesen habe ich Das kleine Leben von Ingeborg Arlt - auch wieder wunderbar geschrieben.

Barbara arbeitet in einer Buchhandlung und gerät während eines betrieblichen Beisammenseins mit ihrem Chef aneinander. Ihrem Freund ist das wohl peinlich, er stellt sich gegen sie. Sie erzählt, wie sie den Freund kennengelernt hat, von der ersten großen Liebe bis zu ersten Zweifeln. Sie erzählt von den Arbeitskolleginnen, Freunden, Familie, ihre Vergangenheit - und das irgendwie auf den Punkt gebracht.
Ein Buch, “… das nun zwar jede wünschenswerte Menge von Emotionen: Zorn, Liebe, Verletztheit, Mitleid, das Widerborstigkeit und Zartheit enthält, aber kein Gran Selbstmitleid oder Sentimentalität”, schrieb Christa Wolf 1987 zu diesem Debüt. - Amazon

Zitate:

"​Sie hatte einen Mann gernhaben wollen, und er hatte gern eine Frau haben wollen. In letzter Zeit fragte sie sich, ob das nicht ein großer Unterschied ist."

"Du Affe! schrie sie, krebsrot im Gesicht. Du alte Pottsau! Du zwölfmotoriges Waldwanderscheißhaus, du blödes, verdammtes!" - Könnte ich momentan täglich von mir geben.

"Wer weniger Geld hat, muß sich mehr sagen lassen..."

[Sonja]

Ja, dieser Krimi ist wirklich einer, den man öfters genießen kann. Lesen, oder hören, oder (Verfilmung) schauen.
Wir hatten ja letztens die BBC-Verfilmung geguckt, und genau das gleiche gesagt: Toll, wie Agatha Christie ihre Fälle konstruiert, falsche Fährten legt, und nie den Faden verliert. Echt einzigartig!

Ja und definitv eine Autorin, bei der ich mich freue, dass es noch viel zu entdecken gibt

Prima, dass nun alles wieder gut gekühlt werden kann bei Euch!

[JMaria]

Mir gefällt Orhan Pamuks „Nächte der Pest“ immer noch gut. Er beschreibt sehr ausführlich die Macht-Mechanismen in Krisenzeiten, was einem sehr bekannt vorkommt, vielleicht manchmal etwas zu plauderhaft, aber ich finde es hat was von orientalischer Erzählweise. Wenn einem die Ausführlichkeit nichts ausmacht, dann ist es ein großes Lesevergnügen, das nachdenklich stimmt.


Als ebook lese ich Natascha Wodin: Sie kam aus Mariupol, und man liest es durch den aktuellen Krieg nochmals anders. Es ist gespenstisch, wenn man von dem Elend und dem Verhungern unter Stalin 1934 liest und jetzt in diesem Moment ist die Stadt von Russischen Militär umzingelt und kämpft ums Überleben. Es ist entsetzlich! Und trotzdem, sollte man vielleicht gerade jetzt das Buch lesen.

Außerdem habe ich „Die Schlafwandler“ von Christopher Clark wieder hervorgeholt. Ich hatte das Buch vor Jahren bereits begonnen aber nicht beendet. Vielleicht erklärt mir die Vergangenheit ansatzweise was heute geschieht und geschehen konnte. Und wenn man die damaligen Argumente liest, dann sieht man, dass es noch die gleichen Mechanismen sind, die heute greifen. Ländergrenzen und Nationalitäten nicht berücksichtigt wurden und zum 1. Weltkrieg führten.

Ich habe mich selbst gefragt, ob ich gerade jetzt das lesen sollte, wenn eh schon alles so belastend ist, aber ich merke, dass ich auf der Suche nach Antworten bin, gerade weil es so unfassbar ist.


Edit:
Und hier noch ein Wutbrief von Antje Ravik Strubel, ein Brief im Sinne eines symbolischen Ausstiegs in Anlehnung an Kurt Tucholsky. Von ihr habe ich in diesem Jahr ihr grandioses Werk „Die blaue Frau“ gelesen:
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/ ... 87686.html

[Petra]

Du hast interessante Lektüre, Maria.

Ja, man fragt sich dieser Tage, ob man sich näher mit befassen möchte, oder abschalten. Da ich derzeit sehr viele Berichte schaue, sehne ich mich beim Lesen und Hören im Moment nach Ablenkung. Aber auch ich möchte das ein oder andere Buch in der Zukunft lesen, um besser zu verstehen. "Sie kam aus Mariupol" ist mir dieser Tage auch sehr oft in den Sinn gekommen. Von Natascha Wodin interessiert mich zudem "Nastjas Tränen" sehr. Wer konnte denken, als die beiden Bücher erschienen, wie aktuell sie wieder sein würden.

Ebenfalls in meinen Blick gerückt ist "Der ehemalige Sohn" von Sasha Filipenko.

Alle drei habe ich mir auf meinen Reader geladen. Aber ich brauche noch etwas Abstand.

Berichte bitte über deine derzeitigen Bücher.

Und mit "Die Nächte der Pest" bist du auch sehr aktuell, trotz historischem Roman. Die orientalische Art (die er ja bestens beherrscht) eigenet sich ja auch sehr schön zum Erzählt werden. Ich habe ihn als Hörbuch im Blick.

Ich wünsche dir interessante Lesestunden mit all den Büchern.

[JMaria]

Ebenfalls in meinen Blick gerückt ist "Der ehemalige Sohn" von Sasha Filipenko.

Hallo,Petra,

Werde ich mir näher anschauen.
Ich kann verstehen, dass du noch Abstand brauchst.

[Didonia]

"Sie kam aus Mariupol" steht schon eine Weile in meinem Regal, Maria, und ich habe es die letzte Zeit auf vielen Plattformen gesehen. Aber mir geht es wie Petra. Ich fühle mich derzeit wie ein Nachrichtenjunkie und versuche da schon, das zu minimieren.

[JMaria]

"Sie kam aus Mariupol" steht schon eine Weile in meinem Regal, Maria, und ich habe es die letzte Zeit auf vielen Plattformen gesehen. Aber mir geht es wie Petra. Ich fühle mich derzeit wie ein Nachrichtenjunkie und versuche da schon, das zu minimieren.

Durchaus verständlich !

[Petra]

Ich habe gestern "Mein Jahr der Ruhe und Entspannung" beendet. Also, na ich weiß nicht. Einerseits ein interessantes Thema. Der totale Rückzug. In einen Winterschlaf. Sich von allem Ballast befreien, und wie neu geboren erwachen, und dann das Leben als neugeborener Mensch nochmal angehen. Das ist schon eine Idee. Auch dass das nicht ohne Störung vonstatten geht, sondern Gewohnheiten (im "Schlaf" shoppen, Medien konsumieren, chatten in aller Oberflächlichkeit) sich einfach einschleichen, selbst wenn das Bewusstsein durch Tabletten weitestgehend ausgeschaltet ist, ist interessant. Aber seltsam war das Buch schon. Wer Ottessa Moshfegh kennt, weiß, dass es bei ihr nicht politisch korrekt zugeht. Und dass seltsam ein passendes Wort im Zusammenhang mit ihren Büchern ist, weiß man auch wenn man ihre Romane kennt. Ich mag sie aber. Und lasse mich durch dieses Buch nicht von ihren weiteren abschrecken. Dazu hatte mir "Eileen" zu gut gefallen. Und auch wenn "Mein Jahr der Ruhe und Entspannung" mich nicht vollends überzeugen konnte, so war es doch stellenweise, zugegebener Weise auf eine seltsame Art und Weise, interessant.

Welches ebook ich als nächstes lese, weiß ich schon! Seit Erscheinen im Auge, und eben runtergeladen: "Mrs' Potts Mordclub und der tote Nachbar" von Robert Thorogood. Ich freue mich schon sehr darauf!

Und was mir erst heute aufgefallen ist: Die Mrs' Potts Mordclub- Reihe ist vom selben Autor wie die Inspector Poole-Reihe, die wiederum ja Vorlage zur TV-Serie "Death in Paradise" ist. Nun ist die Mrs' Potts Mordclub-Reihe noch interessanter für mich geworden. Schade, dass von der Inspectore Poole-Reihe 2017 nur der erste Band ("Mord im Paradies") ins Deutsche übersetzt wurde. Umso mehr freue ich mich, dass der 2. Band der Mrs' Potts Mordclub-Reihe bereits angekündigt ist.

[Sonja]

"Und dann gab's keines mehr" habe ich gestern Abend beendet und bleibe begeistert zurück.

Wieder ein Buch mit viel Atmosphäre und einprägsamen Bildern. Die Figuren so unterschiedlich halten zusammen, misstrauen einander, schmieden Pläne verschiedenster Art. Agatha Christie führt durch den Plot, dreht und wendet und am Ende denkt man nur:"Wie? Moment. Ach so..."

Wie schön, dass ich noch ein weiteres Buch von ihr auf meinem SUB habe.

[Sonja]

Gestern Abend habe ich ein neues Buch ausgewählt und es wurde das am selben Tag eingetroffene "Bellas Tod" von Georges Simenon - mein erster Non-Maigret.

Es geht gleich wieder gut los, sehr atmosphärisch lerne ich Spencer Ashby und seine Welt in Lakeville, Connecticut kennen. Bei ihm und seiner Frau im Haus wohnt Bella - und eines Tages ist sie tot und Spencer ist der einzige Verdächtige. Ganz Lakeville hält ihn für den Mörder, auch seine Frau fängt an zu zweifeln. Was passiert mit einem Menschen, der einem solchen Verdacht ausgesetzt ist?