Leseerlebnisse 2022...ich lese gerade...

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Re: Leseerlebnisse 2022...ich lese gerade...

Beitragvon Petra » So 24. Apr 2022, 15:16

Heute habe ich den Roman "Der Gesang der Berge" von Nguyễn Phan Quế Mai beendet. Ich bin noch ganz berührt von der Familiengeschichte in mitten der Zeit des Vietnamkriegs. Wir verbinden hierzulande mit dem Begriff Vietnamkrieg ja zumeist den amerikanischen Vietnamkrieg. Doch der Krieg in Vietnam hatte mehrere Phasen, und die einzelnen Kriegsparteien hatten unterschiedliche Beweggründe. In Wahrheit lebten die Menschen dort jedoch 30 Jahre lang im Krieg, der in der Zwischenphase zudem ein Bürgerkrieg war. Was es heißt, wenn Landsleute sich untereinander bekämpfen, davon bekommt man in diesem Roman eine Ahnung.

Was die Menschen alles erleiden mussten (und ja in jedem Krieg müssen), und wie der Krieg die Familien auseinandergerissen hat, und manchmal sogar zu Feinden werden ließ, zeigt Nguyễn Phan Quế Mai in vielen Facetten. Dabei ist der Roman dennoch wundervoll zu lesen. Denn Krieg bringt immer das Schlechteste, aber auch das Beste im Menschen hervor. Und so fehlt es hier nicht an Liebe und Hoffnung. Ich werde diese Familie noch lange in mir tragen, sie haben mein Herz berührt. Und mir sehr viel über ihr Land und ihre Geschichte erzählt. Ich bleibe dankbar zurück.

Nun muss ich mich erst mal davon lösen, bevor ich mir ein neues Buch auswähle.
Liebe Grüße,
Petra


Ich lese gerade: :lesen:
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Re: Leseerlebnisse 2022...ich lese gerade...

Beitragvon Petra » Di 26. Apr 2022, 11:29

Meine neue Lektüre ist "Wiedersehen mit Brideshead" von Evelyn Waugh. Den Klassiker möchte ich schon so lange lesen, und ich habe diese wunderschöne gebundene Ausgabe von Diogenes im Schuber.

Man spricht bei diesem Roman ja vom englischen Gegenstück zum amerikanischen Gatsby.

Im Prolog wird Charles Ryders Brigade während des zweiten Weltkriegs in eine neue Garnison verlegt. Charles kennt dieses Gebiet, diesen Landsitz, wo sich die neue Garnison befindet. Es ist Brideshead. Diesen Landsitz kennt er von früher, aus seiner Jugend, aus den goldenen Zwanzigern und den dreißiger Jahren. Er beginnt sich zu erinnern...

Ich befinde mich nun im ersten Kapitel, als Charles sich in seinen Erinnerungen verliert (und ich mich mit ihm), und ich kann sagen: die Stimmung, die der Roman verströmt, ist schon jetzt genauso bezaubernd, wie die in "Der große Gatsby". Die Themen, die mich im Roman erwarten, erinnern ebenfalls stark daran. Ich freue sehr, dass ich den Roman nun endlich lese.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Leseerlebnisse 2022...ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » Di 26. Apr 2022, 12:31

Hallo Petra,

ich habe „Wiedersehen mit Brideshead“ genossen. Auch ich habe die schöne Schmuckausgabe. Sie fühlt sich wunderbar an.
Ich wünsche dir viel Freude beim Lesen.

Ich lese gerade Hier sind Löwen von Katerina Poladjan.

Die Geschichte spielt 2015. Helen, Buchrestauratorin, kommt nach Armeniens Hauptstadt Jerewan um neue Techniken zu erlernen. Ihr Projekt ist eine alte Familienbibel von 1915. Die Hinweise in der Bibel lässt sie aufbrechen zu einer Suche nach ihren armenischen Wurzeln. Es geht um Verlorengegangenes und den Schmerz, der auch noch Generationen weiter vererbt wird.
Es werden parallel zwei Geschichten erzählt: Helens Geschichte in der Gegenwart und die Vergangenheit, in der zwei Kinder mit der Familienbibel vor dem Genozid flüchten mussten.

Mir gefällt die lakonische Sprache und den Raum, den der Leser selbst füllen kann. Ich habe mir den neuen Roman „Zukunftsmusik“ bereits vermerkt. Die Autorin interessiert mich.
Schöne Grüße, Maria
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Re: Leseerlebnisse 2022...ich lese gerade...

Beitragvon Sonja » Di 26. Apr 2022, 20:34

Hallo Petra.

Petra hat geschrieben:Dann hat dich Inspector Meredith quasi auf sich selbst aufmerksam gemacht. :kichern:


Ja, sozusagen :kichern:

Petra hat geschrieben:Dann ist es wirklich nicht ausgeschlossen, dass wir uns in Sussex begegnen.


Nein, ganz und gar nicht :nicken_freudig:

Den Maultierpass habe ich nun verlassen und Simenon hat mich ein weiters Mal gekriegt. Gleich mehr dazu.

Was Du zu “Gesang der Berge” schreibst, habe ich interessiert gelesen und es macht mich sehr neugierig. Als Du es seinerzeit bei Deinen Neuzugängen gepostet hast, hatte ich bereits reingelesen. Zurzeit sind es mir zu viele Seiten, aber das wird ja sicher nicht immer so bleiben.

Ebenso Deine neue Lektüre. Was klingt sie gut! Was machst Du mich wieder neugierig! Das englische Pendant zu Gatsby… :du_du_du: Zum Trost habe ich mir eben ein anderes Buch bestellt. Nur das Du Bescheid weisst :eingeschnappt:

Ich wünsche Dir einen wunderbaren Aufenthalt in Brideshead und dass es weiterhin so toll bleibt, wie es losgegangen ist :umarmung: und bitte weiter berichten.
Liebe Grüße, Sonja

:buecher_boden:
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Hold fast to dreams ~ for if dreams die ~ life is a broken-winged bird ~ that cannot fly. Langston Hughes
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Re: Leseerlebnisse 2022...ich lese gerade...

Beitragvon Sonja » Di 26. Apr 2022, 20:39

"Am Maultierpass" habe ich nun beendet und mich bzw. meine Gedanken langsam wieder einigermaßen sortiert. Das Buch - und besonders sein Ende - ging mir noch einige Zeit im Kopf herum.

Es geht um zwei unterschiedliche Brüder. Der Eine – Donald – sucht den Anderen – P.M. - auf dessen Ranch in Arizona auf, mit der Bitte, ihm auf die andere Seite des Flusses zu verhelfen – nach Mexiko. Heftige Regenfälle haben den Fluss aber in ein reißerisches Hindernis verwandelt.

Natürlich möchte man sich unter Brüdern helfen, eigentlich. Doch gibt es Erlebnisse, die Menschen auseinander bringen und manches wiegt nochmal schwerer, wenn es innerhalb einer Familienbande passiert. Das Buch wird durch P.M.s Gedanken erzählt und man merkt seine Zerissenheit.

Wer mir auch sehr gefallen hat, war seine Ehefrau, von der er sagt, “sie sei ein feiner Kerl”. Sie kennen einander gut und sie unterstützt ihren Mann.

Mehr möchte ich nicht verraten, aber wie gesagt, es hat mich danach noch schwer beschäftigt.
Liebe Grüße, Sonja

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Re: Leseerlebnisse 2022...ich lese gerade...

Beitragvon Sonja » Mi 27. Apr 2022, 18:39

Von meinem SUB aus erhielt ich Nachricht von der Marne. Dort habe ich nun Kommissar Maigret getroffen und befinde mich nun in Ermittlungen zwischen Kähnen Schleppern und Yachten in der Welt der Kanalschiffer. Ermordet wurde eine junge Frau in einem Seidenkleid mit Perlenschmuck, die so gar nicht in die Umgebung zu passen scheint. Auch für Maigret ist es ganz ungewöhnliche Umgebung, wie er mich wissen lässt und dann ist auch noch das erste Verhör mit einer Besatzung, die Maigret mit ihrer Ruhe aus seiner eigenen legendären Ruhe bringt. Alles anders und doch total Maigret.

Für Simenon war es hingegen eine sehr vertraute Umgebung, hat er doch viel Zeit auf Booten verbracht und auch immer wieder auf ihnen gewohnt.

Maigret und der Treidler der Providence hat mich gepackt und ich bin schon wieder mittendrin im Maigretfieber.
Liebe Grüße, Sonja

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Re: Leseerlebnisse 2022...ich lese gerade...

Beitragvon Petra » Mi 27. Apr 2022, 19:58

Hallo Sonja,

Sonja hat geschrieben:Was Du zu “Gesang der Berge” schreibst, habe ich interessiert gelesen und es macht mich sehr neugierig. Als Du es seinerzeit bei Deinen Neuzugängen gepostet hast, hatte ich bereits reingelesen. Zurzeit sind es mir zu viele Seiten, aber das wird ja sicher nicht immer so bleiben.


Genau. Irgendwann ist auch wieder die Zeit für umfangreichere Bücher. :nicken_freudig:
Es freut mich sehr, dass du reingelesen hast. Es ist trotz des harten Themas so ein zartes Buch. Trotz des Hasses, den der Kriegt mit sich bringt und hervorruft, so viel Liebe.

Sonja hat geschrieben:Ebenso Deine neue Lektüre. Was klingt sie gut! Was machst Du mich wieder neugierig! Das englische Pendant zu Gatsby… :du_du_du: Zum Trost habe ich mir eben ein anderes Buch bestellt. Nur das Du Bescheid weisst :eingeschnappt:

Ich wünsche Dir einen wunderbaren Aufenthalt in Brideshead und dass es weiterhin so toll bleibt, wie es losgegangen ist :umarmung: und bitte weiter berichten.


Und zu "Wiedersehen mit Brideshead" kann ich dir wärmstens empfehlen, ihn dir ganz fest vorzumerken für die Zeit, wenn du wieder umfangreichere Bücher liest. Wenn der Roman so weitergeht, dann bin ich schier verzaubert. Wunderschön erzählt. Eine absolut bezaubernde Stimmung. Zum verlieben!

Ich musste so über deinen Schimpf-Smiley ( :du_du_du: ) lachen. Ich ahnte ja, dass es dich triggert, wenn du liest, mit welchem Roman "Wiedersehen mit Brideshead" verglichen wird. :kichern:
Aber bsiher kann ich sagen: zu Recht!

Ich werde aber auf jeden Fall weiter berichten. :nicken_freudig:

Sonja hat geschrieben:Wer mir auch sehr gefallen hat, war seine Ehefrau, von der er sagt, “sie sei ein feiner Kerl”. Sie kennen einander gut und sie unterstützt ihren Mann.


Damit machst du mich neugierig auf "Am Maultierpass". Simenon hat so ein feines Gespür für seine Figuren. Das scheint sich auch am Beispiel der Ehefrau zu zeigen. Vielen Dank für den Einblick. Und auch den ganzen Bericht. Ich habe ihn mit großem Interesse gelesen. Dass dir das Buch noch lange nachging, ist ebenfalls wieder mal ein Zeichen für eindringliche und gehaltvolle Lektüre.

Sonja hat geschrieben:Von meinem SUB aus erhielt ich Nachricht von der Marne.


Dem Ruf musstest du folgen, das sehe ich ein! :nicken_freudig:
Toll, dass du somit gleich weiter bei Simenon geblieben bist, und nun wieder Kommissar Maigret bei seinen Ermittlungen hilfst. Und gleich machst du mich wieder neugierig auf diesen Fall. Du hast so schön nachvollziehbar erklärt, was an diesem Fall so ganz anders ist, und dass es trotzdem so ganz typisch Maigret ist.

Ich freue mich schon auf deinen weiteren Bericht, und wünsche dir viel Erfolg und Freude bei den Ermittlungen!
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Leseerlebnisse 2022...ich lese gerade...

Beitragvon Petra » Mi 27. Apr 2022, 20:05

Hallo Maria,

JMaria hat geschrieben:Hallo Petra,

ich habe „Wiedersehen mit Brideshead“ genossen. Auch ich habe die schöne Schmuckausgabe. Sie fühlt sich wunderbar an.
Ich wünsche dir viel Freude beim Lesen.


Toll, dass auch du die wunderschöen Schmuckausgabe hast. Solch eine schöne und besondere Ausgabe. Und ja, sie fühlt sich wirklich wunderbar beim Lesen an.
Ich stimme dir zu, dass das Buch überhaupt der pure Genuss ist!

JMaria hat geschrieben:Ich lese gerade Hier sind Löwen von Katerina Poladjan.


"Zukunftsmusik" interessiert mich auch. Gestern in unserer Ortsbuchhandlung habe ich reingelesen. Doch ich war noch unentschlossen. Wenn du es demnächst mal liest, berichte bitte.
Vielen Dank für deinen Bericht über "Hier sind die Löwen". Wirklich eine interessante Autorin, mit interessanten Themen.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Leseerlebnisse 2022...ich lese gerade...

Beitragvon Kioki » Do 28. Apr 2022, 13:27

Petra hat geschrieben:Heute habe ich den Roman "Der Gesang der Berge" von Nguyễn Phan Quế Mai beendet. Ich bin noch ganz berührt von der Familiengeschichte in mitten der Zeit des Vietnamkriegs. ................. Ich bleibe dankbar zurück.

Nun muss ich mich erst mal davon lösen, bevor ich mir ein neues Buch auswähle.


Liebe Petra,
das klingt nach einem intensiven Leseerlebnis. Ich kenne das gut, dass Bücher einen so "mitnehmen", dass man noch eine Zeitlang danach wie eine Art inneren Dialog mit ihnen führt. Hört sich ein bißchen verrückt an, ist aber ein schönes Gefühl und ich kann es nur so beschreiben.
Zufällig erscheint der Vietnam-Krieg auch, aus anderer Perspektive, in dem Buch, das ich gerade lese: Max, Mischa und die Tet-Offensive von Johan Harstad. Dabei habe ich gerade gestern beim Lesen eine Kapitels über einen Vietnam-Veteranen gedacht, dass ich gar nicht viel weiß über die verschiedenen Phasen dieses Krieges, über Nord- und Südvietnam. In "Max, Mischa,...." wird das in einigen Kapiteln etwas genauer beschrieben, aber ohne Basis-Geschichtskenntnisse schwimmt man da ziemlich. Ich hatte mir gestern überlegt, mich gerne etwas genauer darüber informieren zu wollen. Vielleicht ist ja Der Gesang der Berge ein passender Schritt auf dem Weg dorthin. Vielleicht sollte ich auch erst mal einfach ein Kapitel in einem Geschichtsbuch (oder Wikipedia) lesen. Ich weiß es noch nicht.

Max, Mischa und die Tet-Offensive ist ein Backstein von einem Buch und einer der Romane, in die unheimlich viel hineingepackt ist. Ein Vielschreiber mit einem unfassbar wunderbaren Talent für Beschreibungen unnd Metaphern für Gefühlszustände hat vieles von dem, was in seinem Kopf umhertobt, in diesem Buch verarbeitet, glaube ich. Soweit ich nach etwa einem Fünftel sagen kann, geht es in den verschiedenen Kapiteln um ganz verschiedene Dinge. Familienleben, Entwurzeltwerden als Jugendlicher, Vietnamkrieg und seine Folgen, am Ende spielt der Sturm Sandy eine Rolle (zugegeben: vorgeblättert). Aufwachsen in den 90er Jahren an der Ostküste der USA, die Musik dieser Zeit. Einzelne Episoden wie zum Beispiel die erste Begegnung des späteren Liebespaares Max und Mischa, als er 16 und sie 23 Jahre alt ist, erscheinen mir ein wenig konstruiert und ich kann mir kaum vorstellen, dass einn 16jähriger so "souverän" empfindet und es beschreibt wie in diesem Kapitel geschehen. Ich bin bei diesen Dingen ("Realitäts-Check") allerdings grundsätzlich sehr kritisch, und bemängele Manches, was anderen nicht mal auffällt - das kann ich aus Erfahrung sagen.
Und es ist eben auch ein großer Wurf, über fast eine ganze Ära einen Roman zu schreiben. Bisher bin ich schwer beeindruckt. Zwischen den Kapiteln wechselt teils auch der Erzählstil, was mir gut gefällt und keine Langatmigkeit aufkommen lässt. Mal lesen, wie es weitergeht.
Liebe Grüße, Kioki
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Re: Leseerlebnisse 2022...ich lese gerade...

Beitragvon Petra » Do 28. Apr 2022, 14:10

Hallo Kioki,

was für eine schöne Verbindung zwischen deinem Buch und meinem!

Erst einmal möchte ich sagen, dass ich diesen Backstein auch in meinem Regal stehen habe. Ich konnte mich der Anziehung nicht erwehren, die der Roman „Max, Mischa und die Tet-Offensive“ bei Erscheinen auf mich ausgeübt hat. Gelesen habe ich das Buch noch nicht. Aber jedes Mal wenn ich reinlese, bekomme ich große Lust darauf. Die Art, wie Johan Harstad erzählt, wirkt sehr anziehend. Dass es darin auch viel um den Vietnamkrieg geht, hatte ich aber verdrängt. Da bin ich dir dankbar, dass du es hier erwähnst.

Mir würde es ohne Nguyễn Phan Quế Mais Roman „Der Gesang der Berge“ genauso gehen wie dir. Ich wüsste nichts über die einzelnen Phasen des Vietnamkriegs, nichts über die Zusammenhänge. Somit scheine ich nun gut vorbereitet zu sein, um demnächst dann endlich mal „Max, Mischa und die Tet-Offensive“ in Angriff zu nehmen.

Ich hatte übrigens auch im Internet recherchiert, um mehr über die verschiedenen Phasen des Vietnamkriegs zu erfahren. Es gibt neben Wikipedia noch weitere interessante Internetseiten, die Aufschluss geben. Einige sehr ausführlich, andere in übersichtlicher Kürze. In „Der Gesang der Berge“ werden die Phasen anhand der erzählten Familiengeschichte alle deutlich. Die Infos im Internet waren eine gute Ergänzung dazu.

Man erfährt also viel über den Vietnamkrieg. Aber es fließt auch so viel über die vietnamesischen Traditionen ein. Nguyễn Phan Quế Mai hat mir ihr Volk auf wunderbare Art nahegebracht. Ich roch die Reisfelder, hörte die vietnamesischen Sprichworte und Gebete, sah die Blumen und Bäume und die traditionellen Häuser. Nguyễn Phan Quế Mai hat mich wirklich mitgenommen in ihr Land.

Falls du irgendwann „Der Gesang der Berge“ liest, wäre ich an deinen Eindrücken auch sehr interessiert. Die Figuren haben mich auch jetzt, Tage nach Beendigung des Romans, nicht losgelassen. Ich trage sie im Herzen. Sie haben mich berührt. Und ich verstehe genau was du meinst, wenn du sagst, dass man manchmal mit Figuren im inneren Dialog ist. So ging es mir mit diesen Figuren.

Ebenfalls verstehe ich gut, dass du bei Büchern immer kritisch mit dem Realitätscheck bist. Authentizität und Glaubwürdigkeit ist mir auch immer wichtig. Dass diese leichte Schwäche auf der langen Strecke in „Max, Mischa und die Tet-Offensive“ das Lesevergnügen nicht schmälert, ist schön zu hören. Bitte berichte weiter. Ich bin sehr interessiert an deinen Eindrücken hierzu.
Liebe Grüße,
Petra


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